Friday, August 16, 2024

DIE ROTE FAHNE: Ermordung von Ismail Hanija: Warum setzt Israel auf Eskalation?

 

·         Katharina J.

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o    vor 2 Tagen

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Ermordung von Ismail Hanija: Warum setzt Israel auf Eskalation?







Am 30. Juli wurde der Hamas-Führer Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran durch Luftangriffe ermordet. Hanija war der wichtigste Verhandler auf palästinensischer Seite für weitere Geiselfreilassungen. Das zionistische Israel setzt, trotz massiv steigenden Drucks durch die eigene Bevölkerung und eine zunehmende internationale Isolierung, weiter auf massive Eskalation, die die gesamte Region direkt in den Krieg hineinziehen könnte.

 



Führt die Ermordung Hanijas zum Krieg mit dem Iran?

 

Der politische Anführer der Hamas und damit der wichtigste Führer der palästinensischen Organisation, wurde vermutlich durch Marschflugkörper des zionistischen israelischen Staates ermordet. Dass sich Hanija zu diesem Augenblick in einer Residenz der iranischen Revolutionsgarden in Teheran aufhielt, die Ermordung also auf iranischem Staatsgebiet durchgeführt wurde, ist eine zusätzliche Provokation Israels. In vielen Teilen der Welt, insbesondere in den arabischen Ländern, gab es massenhafte Demonstrationen nach der Ermordung. Nur wenige Stunden vor der Tötung des Hamas-Anführers wurde bei einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut ein ranghoher Kommandeur der Hisbollah getötet. Das völkermörderische Israel setzt auf Eskalation, die nun unmittelbar dazu führen könnte, dass sich der Iran aktiv am Krieg beteiligt – das schreiben zumindest die „westlichen“ bürgerlichen Medien. Laut deren Berichterstattung könnte jeder Tag der iranische Gegenschlag auf Israel folgen und diesmal auch mit zivilen Zielen. Vertreter Israels haben über den israelischen Fernsehsender Channel 12 bereits ausrichten lassen, sie wären bereit „in einen allumfassenden Krieg einzutreten“ (1) Israel habe auch bereits Pläne für eine Bodenoffensive gegen die Hisbollah im Libanon ausgearbeitet. (2) Die USA entsendete nun die Flugzeugträger-Gruppe USS Abraham Lincoln, zusätzliche zur Raketenabwehr ausgerüstete Marineschiffe, das mit Atomantrieb ausgestattete U-Boot „USS Georgia“ (3), sowie ein weiteres Kampfjet-Geschwader in die Region. Die USA, während sie ihre militärische Bereitschaft zur Unterstützung ausweiten, mahnen Israel die Verhandlungen für eine Waffenruhe fortzusetzen. Eine Ausweitung des Krieges, oder ein offener Krieg gegen den Iran liegt derzeit nicht im Interesse der USA, da zu viele Kriegsfronten die sich im Niedergang befindende US-Hegemonie weiter zersetzen könnte. Der Iran setzt seit Monaten, trotz zahlreicher Provokationen Israels, nicht auf Eskalation. Vor dem 7. Oktober 2023 bemühte sich die iranische Führung sogar um die Verbesserung der diplomatischen Beziehungen mit Israel. Obwohl der Iran durchaus die Potenz hätte einen Krieg gegen Israel zu führen, wäre der US-amerikanischen Schutzmacht Israels nur mit massiver Unterstützung durch Russland oder China zu begegnen. Als wichtigste imperialistische Unterstützer des Iran, als auch als wichtigste Wirtschaftspartner des Iran, haben auch Russland und China wenig Interesse an einer direkten Kriegsbeteiligung des Iran, oder einer Ausweitung des Krieges auf die Nachbarländer. Russland ist hauptsächlich mit dem Krieg in der Ukraine beschäftigt und China verfolgt innerhalb der internationalen Ebene noch hauptsächlich das Ziel seine regionale Hegemonie zu befestigen. Ohne die Unterstützung von China und/oder Russland wird der Iran höchstwahrscheinlich nicht selbst direkt in den Krieg einsteigen. Die Wahrscheinlichkeit eines iranischen Vergeltungsschlages ist aber durchaus realistisch, mit dem Ziel Israels Provokationen in die Schranken zu weisen. Allein die israelische Führung setzt derzeit weiterhin auf Eskalation.

 



Warum setzt Israel auf Eskalation?

 

Mit der Ermordung Hanijas hat Israel noch mehr den Hass der Palästinenser auf sich gezogen und sich auf internationaler Ebene weiter isoliert. In den bürgerlichem Medien (auch russischen, wie RT) wird immer wieder die These verbreitet, dass Israels Premier Netanjahu und seine Gefolgsleute deshalb an einer Weiterführung des Krieges und einer Eskalation festhalten, weil sie Angst davor hätten ohne Kriegszustand nicht nur „weg“ vom politischen Fenster zu sein, sondern Netanjahu persönlich müsste darüber hinaus auch noch eine Haftstrafe abbüßen. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft wegen Korruption und drei Jahre wegen Betrugs und Untreue. (5) Das mag vielleicht ein gewisser persönlicher Antrieb für Benjamin Netanjahu sein, aber mit Sicherheit ist das nicht der schlussendliche Grund, warum die israelische Armee, welche das höchste weltweite Verteidigungsbudget pro Kopf aufweist (6), solch riskante Operationen durchführen oder einen auch für sie verlustreichen Krieg am Laufen halten. Im April dieses Jahres wurde offiziell von 600 getöteten israelischen Soldaten in Gaza gesprochen. Offensichtlich wird das nicht „nur“ für das persönliche Schicksal von „Bibi“ Netanjahu in Kauf genommen. Für die zionistische und völkermörderische Führung des israelischen Staates geht es um weit mehr als um die „eigene Haut“, sondern vor allem um den Erhalt der Zuwendung ihres „Schirmherren“ und Finanziers: der USA. Denn während sie sich zwar auf der „internationalen Bühne“ mit jeder weiteren Eskalation nur noch mehr isolieren, zwingen sie die USA ihre Präsenz und Unterstützung nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern auch auszuweiten – was die Ermordung Hanijas eindrücklich demonstrierte. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und der damit massiven Ausweitung des Ukraine-Kriegs, haben die USA ihren direkten Einfluss und auch ihre Investitionen für das osteuropäische Land enorm gesteigert – Geld um das sich die israelische Führung betrogen sieht. Aufgrund der US-imperialistischen Interessen in der Hochrüstung der Ukraine, als Teil ihres Ziels zur Einkreisung Russlands, fürchtet Israel um weniger Zuwendungen durch seinen imperialistischen Schirmherrn. Man muss nur daran erinnern, dass im Jahr 2016 das bisher größte Militärhilfepaket der USA seit dem Zweiten Weltkrieg, ganze 38 Milliarden Dollar, für Israel geschnürt wurde. Zwischen Jänner 2022 und April 2024 finanzierte die USA die Ukraine mit rund 100 Milliarden Euro, davon etwa 65 Milliarden in Form militärischer Unterstützung. (7) Innerhalb dieser Situation hat der israelische Apartheidstaat, um nicht auf Kosten des Ukraine-Kriegs geschwächt zu werden, massives Interesse die USA mehr oder weniger dazu zu zwingen, keine rückläufige Unterstützung zu zeigen. Die israelische Führung hat also ein Interesse daran durch Eskalation eine Situation zu erzeugen, die es für die USA nicht möglich macht Militär- und Finanzlieferungen einzustellen bzw. zu reduzieren. Das wollen sie offenbar um jeden Preis verhindern, selbst wenn sich der Krieg auf andere Staaten in Vorderasien ausweitet.

 

Diese Situation bringt auch die USA noch weiter unter Druck. Natürlich hat es keine „humanitären“ Gründe, warum die USA seit Monaten Israel immer wieder damit droht Militärlieferungen auszusetzen – dass der US-Imperialismus mit zivilen Opfern kein Problem hat, wenn es nur seinen Interessen dient, haben schon Korea, Vietnam, Irak, Afghanistan, Jemen, etc… gezeigt. Die Gründe für diese „Drohungen“ sind einerseits der zunehmende Druck auf die US-Bourgeoisie sowohl im Inneren als auch international und andererseits kann es sich die USA immer schwerer leisten mehrere Kriegsherde auf einmal zu bedienen. Das ist die Dialektik: Obwohl die USA keine unmittelbaren Interessen daran hat, dass sich der Krieg in Vorderasien verschärft, müssen sie sich bei immer weiterer Eskalation durch Israel noch stärker involvieren, um ihren Einfluss in der Region aufrechtzuerhalten. Das sind die Widersprüche in denen sich die Herrschenden Israels und der US-Imperialismus befinden und sie demonstrieren vortrefflich wie die Reaktionäre, wenn sie versuchen einer Krise zu begegnen, nur eine weitere, noch viel größere vorbereiten – und damit ihren eigenen Untergang. Für die Völker der Welt ist es von Interesse sich gegen die Kriegstreiber und Völkermörder zu stellen, die Solidarität mit dem nationalen Befreiungskampf der Palästinenser und gegen das zionistische Israel voranzutreiben und den Imperialismus als unterdrückerisches und ausbeuterisches Weltsystem zu bekämpfen.

 

(1) fr.de

(2) kleinezeitung.at

(3) tagesschau.de

(4) fr.de

(5) diepresse.com

(6) statista.com

 

 



Bildquelle: Exercise of Izz ad-Din al-Qassam Brigades in Gaza City by Hadi Mohammad, CC BY 4.0