8. März 2013:
Für eine Klassenlinie in der Volksfrauenbewegung
Den internationalen Frauenkampftag zum
Anlass nehmend, ist es uns eine große Freude, zum ersten Mal eine
vollständige Übersetzung des sehr wichtigen Dokuments „Marxismus,
Mariátegui und die Frauenbewegung“ zu veröffentlichen. Es wurden
bereits vorher Teile des Dokuments in deutscher Sprache publiziert,
aber die vorliegende Übersetzung ist die erste vollständige. Auch
unterscheidet sich diese Übersetzung von der englischen Version die
sich im Umlauf befindet, da sie, dem spanischen Original folgend,
Vorworte sowie Prinzipienerklärung und Programm am Ende des
Dokuments beinhaltet. Uns ist bewusst, dass die Übersetzung noch
einer Überarbeitung bedarf, um den Feinheiten der deutschen Sprache
gerecht zu werden. Wir werden zusammen mit anderen GenossInnen diese
Arbeit in diesem Frühjahr abschließen. Auch mit allen Mängeln in
der Übersetzung sind wir überzeugt, dass das Erscheinen dieses
Dokuments in deutsch und seine Verbreitung der Entwicklung der
revolutionären Frauenbewegung im Besonderen und der klassenbewussten
proletarischen Bewegung im Allgemeinen im deutschsprachigen Raum
dienen.
Verein Neue Demokratie, März 2013
__________________________________________________________
Proletarier
aller Länder vereinigt euch!
"
Für eine Klassenlinie in der Volksfrauenbewegung "
Der
Marxismus,
Mariátegui
und die Frauenbewegung
2.
Ausgabe: April 1975
Worte
zur Wiederausgabe
Die
Verschärfung des Klassenkampfes in den 60er Jahren gab einen neuen
Impuls für die Frauenbewegung in unserem Land. Eine Situation die
vergleichbar mit dem ist, was auf internationaler Ebene passierte.
Das aktuelle Jahrzehnt zeigt sehr deutlich, dass die Frage der
Emanzipation der Frau zu einer der wichtigen Frage im politischen
Kampf wurde und die kommenden Jahre werden das Gewicht der
Frauenmassen in den kommenden großen Kämpfen noch betonen.
Das
Jahr 1975 wurde von der UNO als "Das internationale Frauenjahr"
erklärt und hier im Land wurde das Jahr "der Peruanischen Frau"
erklärt. So wird dieses Jahr ein besonderes Gewicht für die
Politisierung, Mobilisierung und Organisierung der Frauen haben. Bei
dieser Aufgabe wird ein harter Kampf zwischen der bürokratischen und
demokratischen Linie stattfinden. Für die Organisierung der Frauen
in dem ersten Fall auf korporative Weise im Dienst der ausbeutenden
Klassen und im zweiten Fall demokratisch im Dienst des Volkes. In
diesem Zusammenhang und mit dieser Perspektive haben sich die
Frauenorganisationen, die seit Jahren dafür kämpfen die Frauen in
unserem Mutterland zu politisieren, zu mobilisieren und zu
organisieren, unter der Fahne "Kehrt vollkommen auf den Weg von
Mariátegui zurück" im letzten Dezember getroffen. So ist das
nationale Koordinationskomitee der Volksfrauenbewegung entstanden.
Daraus folgt, dass eine neue Etappe im Kampf der Frauen im Land
begonnen hat. Die Volksfrauenbewegung ist in die Etappe der
Organisierung auf nationaler Ebene eingetreten.
Eine
der Aufgaben von diesem Komitee ist es Propaganda zu machen und als
Beginn davon, geben wir wieder die Arbeit "Der Marxismus,
Mariátegui und die Frauenbewegung" heraus. Das vor einem Jahr
vom Volksfrauenzentrum in Lima publiziert und in einer Auflage von
5.000 Exemplaren gänzlich verteilt wurde. Auf diese Art und Weise
leisten wir einen Beitrag zu dem unverzichtbaren und jeden Tag
dringender werdenden ideologisch-politischen Aufbau der
voranschreitenden Frauenbewegung. Wir machen dies mit dem
Ausgangspunkt unserer festen Überzeugung, dass nur durch die
Anwendung und Entwicklung der Linie über die Emanzipation der Frau
in unserem Land, die von Mariátegui festgelegt wurde, wir eine wahre
Volksfrauenbewegung, als Teil des Kampfes unseres Volkes, welches für
seine Befreiung gekämpft hat, kämpft und kämpfen wird, aufbauen
können.
Mit
dieser Publikation beginnen wir unsere "AUSGABEN
FRAUENEMANZIPATION", eine Serie welche hauptsächlich dazu
dienen soll, die unterschiedlichen ideologischen, politischen und
organisatorischen Fragen welche beim Aufbau einer
Volksfrauenorganisation aufkommen, zu behandeln. Ihre Notwendigkeit
und Dringlichkeit ist spürbar und noch deutlicher, wenn wir uns
daran erinnern, wie wenig Aufmerksamkeit den Problemen der
Organisierung der Massen gegeben wird.
Nationales
Koordinationskomitee der Volksfrauenbewegung
Vorstellung
Die
Frauenfrage, die Frage der Emanzipation der Frau aus marxistischer
Sichtweise betrachtet, wird Tag für Tag wichtiger. Ein Zeichen dafür
ist das die UNO beschlossen haben das Weltjahr der Frau zu feiern.
Ein weiteres Zeichen ist die Vielfallt der Publikationen über das
Thema der Frau welche im Umlauf sind, und was noch wichtiger ist, ist
die wachsende Mobilisierung der Frauenmassen in der ganzen Welt.
Auch
in unserem Land kann man seit Jahren den wiederkehrenden Impuls der
Mobilisierung der Frauen sehen. Einer seiner Ausdrücke ist die
Vervielfältigung der Organisationen sowie das merkbare und
zunehmende Interesse für die Frauenfrage, welches in Form von
Publikationen und Propaganda zum Ausdruck kommt. Das ist so, aufgrund
der größeren Beteiligung der Frau im Produktionsprozess und der
Verschärfung des Klassenkampfes in unserem Land. Selbstverständlich
stellt sich die Politisierung der Frau, als ein unverzichtbarer Teil
im revolutionären Marsch unseres Volkes, als das zentrale Problem
dar. Noch mehr ist das so, wenn wir uns an Lenins Worte erinnern:
"Der Erfolg der Revolution hängt davon ab, in welchem Grad sich
die Frauen beteiligen."
Deswegen
hört sich für uns heute in unserem Mutterland die Thesen von José
Carlos Mariátegui entschieden an: "In unserer Zeit studiert man
nicht das Leben in einer Gesellschaft ohne seine Basis zu
kontrollieren und analysieren: Die Organisation der Familie, die
Situation der Frau" Und wie er die Zukunft der Frauenbewegung
voraus gesehen hat: "Zu dieser Bewegung dürfen und können sich
die Menschen nicht fremd oder gleichgültig fühlen, die empfindsam
für die großen Bewegungen der Epoche sind. Die Frauenfrage ist ein
Teil der Menschenfrage."
Halten
wir diese Wörter sehr präsent wenn wir "Menschen die
empfindsam sind für die großen Bewegungen der Epoche" sein
wollen; wenn wir, die den revolutionären demokratisch-nationalen
Prozess, mit welchem unser Volk sich beschäftigt und welcher noch
seine Verwirklichung erwartet, dienen wollen. Auf diese Art und Weise
bewahren wir uns vor der bequemen Gleichgültigkeit, der einfachen
Kritik oder dem negierenden Angriff, hinter welchem das tiefe
Unverständnis steht, wenn wir die Mobilisierung der Peruanischen
Frau unterstützen, dienen wir wirklich dem Volk und seiner
Revolution, welche niemand anderes als es selbst durchführen kann.
Wenn
die Sachen so festgelegt sind, entsteht eine Fragestellung: Welchen
Typ von Frauenbewegung soll man vorwärts bringen und unterstützen?
Diese Frage ist lebenswichtig, wenn man spüren kann wie der
bürgerliche Feminismus erweckt wird und sich in schnellem Rhythmus
ausgebreitet. Die Antwort ist eine und sie ist konkret: eine wahre
Volksfrauenbewegung kann nicht gegründet werden und sich nicht
entwickeln ohne den Standpunkt der Arbeiterklasse, den Marxismus, als
Ausgangspunkt und als Teil der Volksbewegung, von deren Befreiung die
Emanzipation der Frau abhängig ist. Eine Volksfrauenbewegung kann
deshalb nur auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus, was in
unserem Mutterland auf der Grundlage der Gedanken von Mariátegui
heißt, entstehen. Als Schlussfolgerung, die Entwicklung der
Frauenbewegung in Peru ist abhängig davon, dass man auf den Weg von
Mariátegui zurückkehrt, die Politik, die er über die Politik der
Frau festgehalten hat, hochhält und dieses ideologisch-politische
Gefecht auszukämpfen, als einen Teil der Polemik, um den Gedanken
von Mariátegui als Befehl für unser Volk durchzusetzen. So behüten
wir uns vor dem bürgerlichen Feminismus, den Spaltereien, welche
durch die Gegenüberstellung von Frauen und Männern die
Organisationen zerbrechen und die Massen spalten. Deswegen ist nur
die Politik von Mariátegui im Besonderen zu befolgen, so dass es
möglich wird die Frauenorganisationen und Frauenabteilungen in den
Massenorganisationen zu kreieren, wie damals el Amauta die
Gewerkschaften angewiesen hat. Das stärkt und entwickelt die
Massenorganisationen und stärkt die kämpferische Einheit des
Volkes.
Innerhalb
dieser Linie entwickelt sich das VOLKSFRAUENZENTRUM und - wie die
Fakten zeigen – es strebt nach (sich bewusst über die
unaufschiebbare Notwendigkeit der Politisierung der peruanischen
Frau, welche rückständig ist, aufgrund unserer gesellschaftlichen
Bedingungen der Unterdrückung, welche ihren Ursprung in ihrer
Beschaffenheit als halbkoloniale und halbfeudale Nation hat) und
kämpft für die Schaffung und Entwicklung einer VOLKSFRAUENBEWEGUNG
Perus. Eine Aufgabe, deren Durchführung eine lange und hartnäckige
Arbeit erfordert, welche selbst eine Arbeits-Parole für die Arbeit,
welche das ZENTRUM, zusammen mit anderen gleichartigen Organisationen
aus anderen Teilen des Landes, leistet, bekommt. Und, in Synthese,
wie man diese Bewegung, der wir dienen einfach und vollkommen
versteht, als eine vom Proletariat generierte Bewegung, innerhalb der
Frauenmassen, dadurch charakterisiert, dass es Mariátegui befolgt,
sich als eine Massenorganisation entwickelt und sich an den
demokratischen Zentralismus hält.
Das
VOLKSFRAUENZENTRUM hat mit Sicherheit als gemeinsame Aufgabe, dass es
sich entwickelt und sich bewusst ist über die Notwendigkeit des
ideologisch-politischen Aufbaus der VOLKSFRAUENBEWEGUNG für welche
es kämpft. Es publiziert die vorliegende Arbeit: "DER
MARXISMUS, MARIATEGUI UND DIE FRAUENBEWEGUNG" als einen Beitrag
zur Analyse, Debatte und der Aufstellung von Grundlagen für einen
wahren Prozess zur Politisierung, Mobilisierung und Organisierung der
peruanischen Frau, der im Gange ist. Das Volksfrauenzentrum ist sich
sicher, dass die Debatte sich für diejenigen, die sich wünschen mit
Klarheit und Offenheit zu debattieren, öffnet und das die Massen
diejenigen hören, die bestätigen, und nicht diejenigen, die nur
negieren, was Mariátegui gelehrt hat. Auch wenn der Weg lang ist
werden wir keinen Orientierungspunkt haben, wenn wir uns nicht auf
eine klare und definierte Politik über die Emanzipierung der Frau
berufen. Für uns, als die peruanische Frau im Allgemeinen, kann dies
kein anderer sein als zu dem Weg von Mariátegui zurückzukehren und
ihn weiter zu entwickeln.
So
ist der Geist der uns antreibt und, wenn es so ist, dass wir die
Polemik vom Standpunkt des Proletariats im Dienste der Politisierung
der peruanischen Frau erschaffen, dann sind unsere Anstrengungen der
Mühe wert gewesen und haben sich vielfach gelohnt. Zusätzlich ist
die Propagierung der Ideen des Proletariats niemals umsonst, egal wie
lange es dauert von der Aussaht bis zur Ernte, wie Lenin schon sagte.
Dem folgen wir mit Vertrauen in die peruanische Frau und unser Volk.
VOLKSFRAUENZENTRUM
DER
MARXISMUS, MARIATEGUI UND DIE FRAUENBEWEGUNG
1.
DIE FRAUENFRAGE UND DER MARXISMUS
Die
Frage der Frau ist eine wichtige Frage für den Volkskampf. Seine
Bedeutung ist heute umso größer, wo die Aktionen zur Mobilisierung
der Frauen zunehmen, eine Mobilisierung, die vom Standpunkt der
Arbeiterklasse her notwendig und fruchtbar ist und den Volksmassen
dient. Die jedoch zu einem Mittel der Spaltung wird und die
Volkskämpfe bremst, wenn sie von den Ausbeuterklassen zu deren
Nutzen betrieben wird.
In
dieser neuen Periode der Politisierung der Frauenmassen, in der wir
uns befinden, und deren Grundlage die größere ökonomische
Betätigung der Frauen in unserem Land ist, halten wir es für
unabdingbar, dem Frauenproblem größte Aufmerksamkeit zu widmen, was
Studium und Untersuchung, politische Eingliederung und die daraus
folgende Organisierungsarbeit angeht. Diese Aufgabe verlangt, uns die
große These Mariátegui’s zu vergegenwärtigen, der lehrte: „DIE
FRAUEN SIND EBENSO WIE DIE MÄNNER REAKTIONÄR, ZENTRISTISCH ODER
REVOLUTIONÄR. FOLGLICH KÖNNEN SIE NICHT ZUSAMMEN DIE GLEICHE
SCHLACHT SCHLAGEN. IM GEGENWÄRTIGEN MENSCHLICHEN PANORAMA
UNTERSCHEIDET DIE KLASSE DIE INDIVIDUEN MEHR ALS DAS GESCHLECHT.“
Aus diesem Grunde bedingt die Notwendigkeit eines wissenschaftlichen
Verständnisses des Frauenproblems von Anfang an und unzweifelhaft,
von der Konzeption der Arbeiterklasse, dem Marxismus, auszugehen.
1.1.
Die Theorie über Frauen als „minderwertige weibliche Natur“
Seit
Jahrhunderten haben die Ausbeuterklassen die Pseudotheorie der
„minderwertigen weiblichen Natur“, die dazu gedient hat, die
Unterdrückung zu rechtfertigen, die heute die Frauen in den
Gesellschaften erfahren, wo weiterhin Ausbeutung herrscht, vertreten
und durchgesetzt.
Das
jüdische Gebet "Gesegnet sei Gott, unser Herr und Herr der
ganzen Welt, dafür mich nicht als Frau geschaffen zu haben,"
während jüdische Frauen im Gegenzug beten "Gesegnet sei Gott
welcher mich gemäß seines Willens geschaffen hat" äußert
offensichtlich die Missachtung, welche die antike Welt für die
Bedingung der Frauen hatte. Diese Ideen dominierten die griechische
Sklavenhaltergesellschaft. Der berühmte Pythagoras sagte: "Es
gibt ein gutes Prinzip, das die Ordnung, das Licht und den Mann, und
ein schlechtes Prinzip, das das Chaos, die Finsternis und die Frau
geschaffen hat." Und sogar der große Philosoph Aristoteles
verkündete: "Die Frau ist Frau aufgrund eines Mangels" und
"der Charakter der Frauen leidet unter einem natürlichen
Defekt".
Dieser
Ansatz hielt bis zum Ende der römischen Sklavengesellschaft und zum
Mittelalter an, die Missachtung für Frauen intensivierte sich bei
den christlichen Vordenkern, die den Frauen unterstellten, sie seien
die Quelle der Sünde und der Vorraum der Hölle. Tertullian
behauptete: "Weib, du bist die Pforte zur Hölle. Du hast den
überredet, den der Teufel nicht von vorne anzugreifen wagte.
Deinetwegen hat Gottes Sohn sterben müssen; in Trauer und Lumpen
solltest du einhergehen." Der Heilige Augustinus: "Die Frau
ist eine Kreatur ohne Halt und Festigkeit". Während diese
verdammten, haben andere über die weibliche Unterlegenheit und
Gehorsamkeit geurteilt, so predigte Paulus von Tarsus, der Apostel:
"Der Mann ist nicht vom Weib, sondern das Weib vom Manne; und
der Mann ist nicht geschaffen um des Weibes Willen, sondern das Weib
um des Mannes Willen." Und "aber wie nun die Gemeinde ist
Christo Untertan, also auch die Weiber ihren Männern in allen
Dingen". Jahrhunderte später im 13. Jahrhundert predigte Thomas
von Aquin auf die gleiche Art und Weise weiter: "Der Mann ist
des Weibes Haupt, Christus aber ist des Mannes Haupt." Und "es
steht fest, dass das Weib dazu bestimmt ist, in der Botmäßigkeit
des Mannes zu leben und, dass sie keine Macht über sich selber hat."
Das
Verständnis der Bedingung der Frau hat mit der Entwicklung des
Kapitalismus keinen großen Fortschritt gemacht, auch wenn Condorcet
auf den sozialen Ursprung der Bedingung der Frau zielt, wenn er
sagte: "Man hat gesagt, dass die Frauen ... kein eigentliches
Rechtsgefühl hätten, dass sie leichter ihrem Gefühl als ihrem
Gewissen gehorchen ... (Aber) nicht die Natur, sondern die Erziehung
hat diesen Unterschied hervorgebracht." Und der große
Materialist Diderot schrieb: "Frauen, ich beklage euch" und
"in allen Lebensgewohnheiten hat sich die Grausamkeit der
bürgerlichen Gesetze gegen die Frauen mit der Grausamkeit der Natur
vereint. Sie sind behandelt worden wie Wesen, die ihres Verstandes
nicht mächtig sind." Rousseau der fortgeschrittene Ideologe der
französischen Revolution hat gesagt: "Die ganze Erziehung der
Frauen soll auf den Mann bezogen sein ... Die Frau ist dazu gemacht,
dem Manne nachzustehen und seine Ungerechtigkeiten zu ertragen."
Diese bürgerlichen Standpunkte reichen weiter in die Epoche des
Imperialismus hinein und werden immer noch reaktionärer und dieser
Standpunkt vereint sich mit den Standpunkten des Christentums und
wiederholen sich in den alten Thesen, die von Papst Johannes XXIII
festgestellt wurden: "Gott und die Natur hat der Frau andere
Aufgaben gegeben als dem Manne. Sie soll das Werk des Mannes veredeln
und ergänzen."
So
sehen wir, wie die ausbeutenden Klassen über die Zeit die
"minderwertige weibliche Natur" gepredigt haben. Das haben
sie, basierend auf idealistischen Anschauungen, welche die Existenz
von einer "minderwertigen weiblichen Natur" unabhängig von
den gesellschaftlichen Bedingungen wiederholt, getan. Diese ist
nichts anderes, als ein Teil der antiwissenschaftlichen These über
die "menschliche Natur". Aber zusätzlich zu dieser
sogenannten "weiblichen Natur", als ein ewiges und
unveränderliches Wesen, fügt man das Adjektiv "minderwertig"
hinzu. Die Bedingungen der Unterdrückung und Vormundschaft der Frau
ist sozusagen ein Resultat von ihrer "natürlichen
Unterlegenheit gegenüber dem Mann". Mit dieser Pseudotheorie
hat man versucht die Unterwerfung der Frau beizubehalten und zu
"rechtfertigen".
Zum
Schluss hat sogar der beachtenswerte materialistische Denker Demokrit
Vorurteile gegenüber der Frau entwickelt ("Eine Frau, die mit
Logik vertraut ist: Eine schreckliche Sache." "Ein Weib ist
viel mehr als der Mann darauf erpicht, Bosheiten auszuhecken.").
Und ihre Verteidigung hat sich auf metaphysischen und religiösen
Argumenten gegründet (Eva bedeutet Leben und Adam bedeutet Erde;
weil sie nach ihm geschaffen wurde, wurde sie besser vollendet). Auch
wenn die Bourgeoisie eine revolutionäre Klasse war, hat sie die Frau
nur im Verhältnis zum Mann verstanden, nicht als ein unabhängiges
Wesen.
1.2.
Die Entwicklung des Kapitalismus und die Frauenbewegung
Die
Entwicklung des Kapitalismus gliedert die Frau in die Produktion ein
und schafft damit Grundlagen für ihre Entwicklung. Mit der Teilnahme
am Produktionsprozess haben die Frauen die Möglichkeit, sich
unmittelbarer am Klassenkampf und an den Kampfaktionen zu beteiligen.
Der Kapitalismus führte zu den bürgerlichen Revolutionen und in
ihnen entwickelten sich die weiblichen Massen, vor allem die
arbeitenden Frauen weiter.
Die
französische Revolution, die meist avancierte, da die Bourgeoisie
führte, war ein guter Nährboden für die weibliche Aktion. Die
Frauen mobilisierten sich zusammen mit den Massen und durch ihre
Teilnahme in den politischen Clubs haben sie revolutionäre Aktionen
entwickelt. In diesen Kämpfen organisierten sie eine "Gesellschaft
für Republikanische und Revolutionäre Frauen" und durch Olympe
de Gouges forderten sie 1789 eine "Erklärung über die Rechte
der Frauen" und sie gründeten Zeitungen wie "die
Ungeduldigen" um ihre Bedingungen und Forderungen zum Ausdruck
zu bringen. Die Entwicklung des revolutionären Prozesses erfocht die
Abschaffung des Erstgeburtsrechts und die Abschaffung der männlichen
Privilegien. Sie haben gleiche Erbrechte bekommen wie die Männer und
sie haben das Recht zur Scheidung bekommen. Ihre kämpferische
Beteiligung hat einige Früchte gebracht.
Aber
man wollte den großen revolutionären Impuls der Frauen
zurückhalten, indem man ihnen den Zugang zu den politischen Clubs
verweigerte, ihre Politisierung wurde bekämpft und man hat ihnen
vorgeworfen, dass sie zurück hinter den Herd gehen sollten und man
hat ihnen gesagt: "Seit wann ist es für die Frauen erlaubt
ihrem Geschlecht abzuschwören und sich als Männer darzustellen? Die
Natur hat zu der Frau gesagt: Sei Frau. Deine Arbeit ist es, auf die
Kinder aufzupassen, die haushaltlichen Kleinigkeiten und die
unterschiedlichen Schwierigkeiten der Mutterschaft." Zusätzlich
mit der bürgerlichen Reorganisation, die Napoleon mit dem Code Civil
begann, ist die Frau nochmals der Vormundschaft unterworfen, ihre
Person und Güter fallen unter die Herrschaft des Ehemannes; die
Nachforschung der Vaterschaft wurde verweigert; die verheiratete
Frau, sowie die Prostituierte sind ihrer Bürgerrechte beraubt; ihr
wird die Scheidung verboten und das Recht ihre Eigentümer zu
veräußern.
An
der französischen Revolution lässt sich klar erkennen, wie der
Fortschritt oder der Rückzug der Frauen mit dem Fortschritt und
Rückzug des Volkes und der Revolution einhergeht. Das ist eine
wichtige Lehre. Es besteht eine Interessenübereinstimmung der
Frauenbewegung mit dem Volkskampf, denn die Frauenbewegung ist ein
Teil des Volkskampfes.
Auf
die gleiche Art und Weise zeigt diese bürgerliche Revolution, wie
die Ideen über die Frau einem Prozess, welcher vergleichbar mit dem
politischen Prozess ist, folgen. Als der revolutionäre Aufschwung
bekämpft und gestoppt war, kamen wieder reaktionäre Ideen über die
Frau auf. Bonald behauptete: "Der Mann ist für die Frau, was
die Frau für das Kind ist." Auguste Comte, der als "Vater
der Soziologie" gilt, vertrat, dass Weiblichkeit eine Form der
kontinuierlichen Kindheit ist und, dass diese biologische Kindheit in
einer intellektuellen Schwäche Ausdruck findet. Balzac schrieb: "Die
Bestimmung der Frau und ihr einziger Ruhm liegt darin, das Herz der
Männer schlagen zu lassen. Die Frau ist ein Eigentum, das man
kontraktlich erwirbt; sie ist bewegliches Eigentum, denn der Besitz
macht den Rechtsanspruch aus; schließlich ist die Frau genaugenommen
nur ein Annex des Mannes." All diese reaktionäre Ideologie ist
in den folgenden Worten Napoleons synthetisiert: "Die Natur hat
Frauen zu unseren Sklaven gemacht... Sie sind unser Eigentum...;
Frauen sind nicht mehr als Maschinen zur Produktion von Kindern."
Ein Zeichen dafür, dass das weibliche Leben an "Küche, Kirche,
Kindern" ausgerichtet sein sollte, ein Slogan, der in diesem
Jahrhundert von Hitler bekräftigt wurde.
Die
französische Revolution erhob die drei Prinzipien der Freiheit,
Gleichheit und Brüderlichkeit und versprach Gerechtigkeit und die
Durchsetzung der Forderungen des Volkes. Doch sehr bald traten ihre
Klasseninteressen in Widerspruch zu denen der Massen, und es zeigten
sich ihre Grenzen und die Formalität ihrer Grundsatzerklärungen.
Elend, Hunger und Ungerechtigkeit herrschten weiter, wenn auch unter
neuen Formen. Gegen diese Situation wandten sich die Utopisten mit
einer niederschmetternden und klugen Kritik, doch aufgrund der
historischen Bedingungen konnten sie nicht die Wurzel des Übels
erkennen. Die utopischen Sozialisten verurteilten auch die
Bedingungen der Frau unter dem Kapitalismus. Fourier, ein Vertreter
dieser Position, zeigte auf: „Der Wandel einer historischen Epoche
lässt sich immer durch den Fortschritt in der Haltung gegenüber den
Frauen bestimmen ... Der Grad der Frauenemanzipation bildet den
natürlichen Maßstab für die allgemeine Emanzipation.“
Es
ist nützlich, diese große Feststellung den Ideen des Anarchisten
Proudhon über die Frau gegenüber zu stellen. Heute, wo versucht
wird, die Anarchisten als ein Beispiel der revolutionären Klarsicht
und Konsequenz darzustellen und sie überall propagiert werden, ist
es gut, ihre Ideen zu kennen. Proudhon vertrat, dass die Frau
aufgrund ihrer körperlichen, intellektuellen und moralischen Stärke
dem Mann unterlegen ist, und dass, alles zusammen genommen, der Wert
der Frau 8/27 des Wertes des Mannes sei. So repräsentiert für
diesen "Vorkämpfer" die Frau weniger als ein Drittel des
Wertes des Mannes. In dieser Aussage kommt das kleinbürgerliche
Denken, dass die Wurzel jedes Anarchismus ist, ihres Verfassers zum
Ausdruck.
Mit
ihrer zunehmenden Eingliederung in den Produktionsprozess im Verlauf
des 19. Jahrhunderts entwickelte die Frau ihren Kampf um ihre
Forderungen weiter und vereinigte sich mit der Gewerkschaftsbewegung
und der revolutionären Bewegung des Proletariats. Ein Beispiel dafür
ist Louise Michel, Kämpferin der Pariser Kommune von 1871. Doch die
Frauenbewegung im Allgemeinen wurde auf den Suffragismus, den Kampf
um das weibliche Wahlrecht ausgerichtet. Dahinter steckte die falsche
Idee, dass mit dem Stimmrecht und der Teilnahme am Parlament die
Rechte der Frauen durchgesetzt werden könnten. Auf diese Art wurde
die feministische Aktion in Richtung des parlamentarischen
Kretinismus gelenkt. Es ist jedoch gut, daran zu erinnern, dass das
Wahlrecht der Frau nicht geschenkt wurde, sondern dass die Frauen am
Ende des vorigen und zu Beginn dieses Jahrhunderts einen offenen und
entschlossenen Kampf führen mussten, um es zu erhalten. Der Kampf
für das weibliche Stimmrecht und seine Erkämpfung zeigen einmal
mehr, dass, auch wenn es eine Eroberung darstellt, dies nicht das
Mittel ist, das eine wirkliche Veränderung der Situation der Frau
bewirkt.
Im 20. Jahrhundert erfolgt eine stärkere Entwicklung
der weiblichen Aktivität in der Wirtschaft, die Zahl der
Arbeiterinnen nimmt zu, ebenso wie die der Angestellten. Hinzu kommt
eine große Anzahl von Akademikerinnen. Die Frauen halten in alle
Bereiche der Wirtschaft Einzug. In diesem Prozess sind die beiden
Weltkriege von großer Bedeutung, denn sie führen zur Eingliederung
in die Wirtschaft von Millionen von Frauen als Ersatz für die
Männer, die an die Front geschickt werden. All das begünstigt die
Mobilisierung, Organisation und Politisierung der Frauen, und seit
den fünfziger Jahren erlebt der Frauenkampf einen neuen Aufschwung,
der bis in die sechziger Jahre reicht und eine große historische
Perspektive besitzt.
Wir
kommen zu der Schlussfolgerung, dass der Kapitalismus durch die
Eingliederung der Frauen in die Wirtschafft die Grundlagen für ihre
Mobilisierung zur Durchsetzung ihrer Forderungen schafft. Doch der
Kapitalismus ist nur in der Lage, den Frauen eine formal-rechtliche
Gleichstellung zu geben. Er kann sie keinesfalls emanzipieren. Das
hat die ganze Geschichte der Bourgeoisie bewiesen, eine Klasse, die
selbst in ihrer fortschrittlichsten Revolution, der französischen
des 18. Jahrhunderts nicht über formale Forderungen hinauskam.
Darüber hinaus zeigt die spätere Entwicklung der revolutionären
Prozesse des Bürgertums und das 20. Jahrhundert nicht nur, dass die
Bourgeoisie den Frauenmassen nicht ihre Emanzipation geben kann,
sondern, dass mit der Entwicklung des Imperialismus die bürgerliche
Konzeption über die Situation der Frau zunehmend reaktionärer wird
und die soziale, wirtschaftliche, politische und ideologische
Unterdrückung verstärkt, auch wenn er sie auf viele Arten
beschönigt und verschleiert.
1.3.
Der Marxismus und die Emanzipation der Frau
Der
Marxismus, die Anschauung der Arbeiterklasse, begreift den Menschen
als ein Produkt seiner sozialen Beziehungen, die sich im Laufe der
Geschichte und gemäß dem sozialen Prozess verändern. Von daher ist
der Marxismus vollkommen gegen die These der „menschlichen Natur“
als ewige, unveränderbare Wirklichkeit unabhängig von den sozialen
Bedingungen, denn dieser Standpunkt entspricht dem Idealismus und der
Reaktion. Die marxistische Position überwindet den mechanischen
Materialismus (der alten Materialisten vor Marx und Engels), der,
unfähig den historischen und sozialen Charakter des Menschen als
Veränderter der Wirklichkeit zu verstehen, in metaphysische und
spirituelle Anschauungen verfielen, wie im Fall Feuerbachs.
Da
der Marxismus den Menschen als eine konkrete Wirklichkeit versteht,
die im Laufe der Geschichte von der Gesellschaft hervorgebracht wird,
ist er gegen die These der „weiblichen Natur“, denn diese ist
nichts anderes als die Ergänzung der so genannten „menschlichen
Natur“, und von daher eine Bestätigung, dass die Frau über eine
ewige und unveränderbare Natur besitzt. Noch schlimmer ist, dass,
wie wir gesehen haben, der Idealismus und die Reaktion unter der
„weiblichen Natur“ eine „mangelhafte, im Vergleich zur
männlichen minderwertige Natur“ verstehen.
Für
den Marxismus ist die Frau, ebenso wie der Mann, nichts weiter als
ein Produkt ihrer sozialen Beziehungen, die durch die Geschichte
bestimmt werden und die sich gemäß des Wandels der Gesellschaft in
ihrem Entwicklungsprozess verändern. Die Frau ist also ein soziales
Produkt und ihre Veränderung verlangt die Veränderung der
Gesellschaft.
Bei
der Betrachtung des Problems der Frau vertritt der Marxismus eine
materialistische und dialektische Position, eine wissenschaftliche
Anschauung, die ein vollständiges Verständnis erlaubt. Beim
Studium, der Untersuchung und dem Verständnis der Frau und ihrer
Bedingungen setzt der Marxismus die Situation der Frau in Beziehung
zum Privateigentum, zur Familie und zum Staat, denn die Bedingungen
und die Stellung der Frau in der Geschichte sind aufs engste mit dem
geschichtlichen Prozess dieser drei Faktoren verbunden.
Ein
außerordentliches Beispiel der konkreten Analyse des Problems der
Frau unter diesem Gesichtspunkt finden wir in „Der Ursprung der
Familie, des Privateigentums und des Staates“ von F. Engels, der
die Ablösung des Mutterrechts durch das Vaterrecht als den Beginn
der weiblichen Unterwerfung aufzeigt:
„In
dem Verhältnis also, wie die Reichtümer sich mehrten, gaben sie
einerseits dem Mann eine wichtigere Stellung in der Familie als der
Frau und erzeugten andererseits den Antrieb, um die hergebrachte
Erbfolge zugunsten der Kinder umzustoßen. ... Denn diese Revolution
- eine der einschneidensten, die die Menschen erlebt haben - brauchte
nicht ein einziges der lebenden Mitglieder der Gens zu berühren.
Alle ihre Angehörigen konnten nach wie vor bleiben, was sie gewesen.
Der einfache Beschluss genügte, dass in Zukunft die Nachkommen der
männlichen Genossen in der Gens bleiben, die der weiblichen aber
ausgeschlossen sein sollten, indem sie in die Gens des Vaters
übergingen. Damit war die Abstammungsrechnung in weiblicher Linie
und das mütterliche Erbrecht umgestoßen, männliche Abstammung und
väterliches Erbrecht eingesetzt. Wie sich diese Revolution bei den
Kulturvölkern gemacht hat, und wann, darüber wissen wir nichts. Sie
fällt ganz in die vorgeschichtliche Zeit. ... Der Umsturz des
Mutterrechts war die WELTGESCHICHTLICHE NIEDERLAGE DES WEIBLICHEN
GESCHLECHTS. Der Mann ergriff das Steuer auch im Haus, die Frau wurde
entwürdigt, geknechtet, eine Sklavin seiner Lust und bloßes
Werkzeug der Kindererzeugung.“ [unsere Hervorhebung]
Dieser
Paragraph von Engels stellt die grundsätzliche These des Marxismus
über das Problem der Frau auf: die Stellung der Frau stützt sich
auf die Eigentumsverhältnisse, auf die Formen des Eigentums, die
über die Produktionsmittel ausgeübt werden, und auf die
Produktionsverhältnisse, die daraus hervorgehen. Diese These des
Marxismus ist von entscheidender Bedeutung, denn sie legt fest, dass
die Unterdrückung der Frau ihre Ursache in der Herausbildung, der
Durchsetzung und der Entwicklung des Rechtes auf Privateigentum an
den Produktionsmitteln hat, und daher ihre Emanzipation mit der
Zerstörung dieses Rechts verbunden ist. Für ein marxistisches
Verständnis des Problems der Frau ist diese große These
unumgänglich, und dies heute mehr denn je, wo so genannte
Revolutionäre und selbsternannte Marxisten versuchen, die weibliche
Unterdrückung nicht aus der Herausbildung und der Durchsetzung des
Privateigentums, sondern aus der einfachen geschlechtsspezifischen
Arbeitsteilung abzuleiten, die der Frau eine weniger wichtige
Beschäftigung als dem Mann zuwies und sie ins Haus verbannte. Diese
Position ist trotz seiner vielfachen Propagierung und des Versuches,
sie als revolutionär darzustellen, nichts anderes als der Ersatz der
marxistischen Position über die Emanzipation der Frau durch eine
bürgerliche, und stellt im Grunde eine neue Form der so genannten
unveränderbaren „weiblichen Natur“ dar.
Dadurch
das Engels diese materialistische dialektische Ausgangsposition
entwickelte zeigte er auf, wie sich auf dieser Grundlage die monogame
Familie herausbildete, über die er sagt: „Sie war die erste
Familienform, die sich nicht auf naturwüchsige, sondern auf
ökonomische Bedingungen stützte, nämlich auf den Sieg des
Privateigentums über das ursprüngliche naturwüchsige
Gemeineigentum.“ Und: „So tritt die Monogamie keineswegs in die
Geschichte als die Versöhnung von Mann und Weib, noch viel weniger
als ihre höchste Form. Im Gegenteil. Sie tritt auf als Unterjochung
des einen Geschlechts durch das andre, als Proklamation eines bisher
in der ganzen Vorgeschichte unbekanntes Widerstreits der
Geschlechter.“ („Der Ursprung der Familie, des Privateigentums
und des Staates“)
Nach
der Feststellung, dass das Privateigentum die Grundlage der monogamen
Familienform ist, die die Unterdrückung der Frau bestimmt, legt
Engels die Beziehung zwischen den drei grundlegenden Formen der Ehe
und den drei großen Entwicklungsstadien des Menschen: Wildheit und
Gruppenehe, Barbarei und Paarungsehe, Zivilisation und Monogamie mit
ihrer Ergänzung, dem „Ehebruch und der Prostitution“ dar. So
entwickeln die Klassiker des Marxismus die These über den
historischen Wandel der sozialen Situation der Frau und ihrer
Stellung in der Gesellschaft und zeigen auf, dass die Situation der
Frau aufs Engste mit dem Privateigentum, der Familie und dem Staat
verbunden ist, der der Apparat ist, der diese Beziehung juristisch
festlegt, sie aufzwingt und mit Gewalt durchsetzt.
Diese
von Engels systematisierte, wissenschaftliche Feststellung ist das
Ergebnis einer marxistischen Analyse der Situation der Frau im
Verlauf der Geschichte und auch die elementärste Untersuchung
beweist vollkommen ihre Richtigkeit und Gültigkeit, die Grundlage
und Ausgangspunkt der Arbeiterklasse für das Verständnis des
Problems der Frau sind. Folgender historischer Abriss dient uns als
Beispiel für die These Engels und der Klassiker.
In
der Urgesellschaft vollzog sich das Leben von Männern und Frauen in
einer spontanen Gleichheit auf der Grundlage der naturwüchsigen
Arbeitsteilung aufgrund von Alter und Geschlecht und die Frau nahm an
den Entscheidungen der gesellschaftlichen Gruppe teil, und mehr noch,
die Frauen waren umgeben von Respekt und Rücksichtnahme und erfuhren
eine ehrenvolle und sogar bevorzugte Behandlung. Durch die Zunahme
der Reichtümer wurde die Stellung des Mannes in der Familie gestärkt
und mit der Ablösung des Mutterrechts durch das Vaterrecht beginnt
die Benachteiligung und die Erniedrigung der Frau, deren Echo dringt
vor bis in die Zeit des großen griechischen Tragikers Aischylos,
der in seinem Werk "Die Eumeniden" schrieb:
"Die
Mutter gibt dem Kinde nicht das Leben,
Wie
man wohl sagt. Sie nährt den jungen Keim.
Das
Leben zeugt der Vater. Sie bewahrt es
Als
Pfand, wie einem Gastfreund, wenn ein Gott
Es
nicht versehrt ..."
In
der griechischen Sklavenhaltergesellschaft ist die Stellung der Frau
geprägt von Unterwerfung, gesellschaftlicher Benachteiligung und
Erniedrigungen. Über sie sagte man damals: "Der Sklave besitzt
überhaupt keine eigene Vernunft; die Frau besitzt sie, aber
unvollkommen und in abgeschwächter Form." (Aristoteles); "Die
beste Frau ist die, von der die Männer am wenigsten sprechen"
(Perkiles); und ein Ehemann antwortet seiner Frau, als sie ihn über
die öffentlichen Angelegenheiten fragt, in Aristophanes
"Lysistrata": "Das geht dich nichts an ... Schweig,
sonst gibt es Schläge ... Webe deine Leinwand." Welche
Wirklichkeit drücken diese Worte aus? Die Frauen in Griechenland
wurden durchgängig als Unmündige behandelt: unter der Macht der
Vormünder egal ob Vater, Ehemann, der Erbe des Ehemannes oder dem
Staat, ihr Leben verlief unter ständiger Vormundschaft. Man gab ihr
eine Mitgift, so dass sie etwas zum Überleben hatte und nicht am
Hunger starb und in ein paar Fällen hat man ihr die Scheidung
bewilligt. Ansonsten war sie der Misogynie des Heims unterworfen und
in der Gesellschafft stand sie unter der Kontrolle von speziellen
Behörden. Die Frau konnte erben, wenn es keinen direkten männlichen
Nachfolgen gab. In diesem Fall musste sie den ältesten
Familienangehörigen innerhalb des Gens ihres Vaters heiraten, so hat
sie nicht direkt geerbt, sondern war nicht mehr als eine
Überbringerin des Erbes. Alles zum Schutz des Familieneigentums.
Die
Bedingungen der Frau in Rom, das auch eine Sklavenhaltergesellschaft
war, erlaubt ein besseres Verständnis darüber, dass ihr Ursprung im
Eigentum, Familie und Staat zu finden ist. Nach der Herrschaft von
Tarquinius und der Bestätigung des patriarchalen Rechts wird das
Privateigentum, und deswegen auch die Familie (die Gens), die
Grundlage der Gesellschaft: Die Frau wird der Ehe und der Familie
unterworfen; so wurde sie von allen Ämtern und dem öffentlichen
Leben ausgeschlossen und sie wurde ein minderwertiger Bürger; ihnen
wurde nicht direkt das Erbe verweigert, aber sie bekam es nur unter
der Bedingung der Vormundschaft. Über diesen Punkt sagte Gaius, der
römische Rechtsgelehrte: "Die Vormundschaft ist im Interesse
der Bevormundeten selbst eingerichtet worden damit die Frau, deren
Präsumptiverben sie sind, ihnen nicht durch Testament die Erbschaft
entziehen, noch sie durch Veräußerung oder Verschuldung schädigen
kann." Der güterrechtliche Ursprung der Vormundschaft, die man
der Frau auferlegte, ist somit klar dargestellt und definiert.
Nach
dem Zwölftafelgesetz verursachte die Tatsache, dass die Frau der
väterlichen Gens und der Gens des Ehemannes gehörte (das war auch
so, aufgrund von strikten Motiven das Eigentum zu bewahren),
Konflikte, die die Grundlage für die "rechtliche Befreiung"
der römischen Frau waren. So entstand die "Manus-freie"
Ehe: Ihre Güter bleiben abhängig von ihren Vormündern und der
Ehemann hat nur das Recht über ihre Person und er muss diese Macht
sogar mit dem "Familienvater", der eine absolute Autorität
über seine Tochter behält, teilen. Und so entstand ein
Familiengericht zur Lösung der Meinungsverschiedenheiten, die
zwischen Vater und Ehemann entstehen könnten. So könnte die Frau
mit ihren Problemen mit ihrem Ehemann zu ihrem Vater gehen und
andersherum: "Sie ist nicht länger eine Sache des Individuums."
Auf
dieser ökonomischen Grundlage (ihre Beteiligung am Erbe, auch wenn
sie unter Vormundschaft stand) und auf Grundlage des Kampfes zwischen
der väterlichen und der ehelichen Gens um die Frau und ihre Güter
entwickelt sich, trotz aller rechtlichen Begrenzungen, eine größere
Teilnahme der Römerinnen an der Gesellschaft: Sie nimmt Platz im
"Atrium", das im Zentrum des Hauses steht; Sie führt die
Arbeit der Sklaven, leitet die Ausbildung der Kinder und hat Einfluss
auf sie, bis sie relativ alt sind; Sie teilt die Arbeit und Probleme
des Ehemanns und sie wird als Miteigentümerin seiner Güter
bewertet. Sie nimmt an Feiern teil und sogar die Konsulen und
Liktoren lassen ihr den Vortritt. Das Gewicht der Römerinnen in der
Gesellschaft spiegelt sich in der Person der Cornelia, der Mutter der
Gracchen, wieder.
Mit
der gesellschaftlichen Entwicklung in Rom ersetzt der Staat den Kampf
zwischen den Gens und übernimmt die Auseinandersetzungen über die
Frau, die Scheidung, Untreue usw. dies begann in den öffentlichen
Gerichten zum Ausdruck zu kommen und so wurde das Familiengericht
abgeschafft. Später wurde unter dem imperialen Recht die
Vormundschaft über die Frau als Konsequenz der ökonomischen und
gesellschaftlichen Forderungen abgeschafft. Für die Frau wird eine
Aussteuer bestimmt, die nicht zurück an die Familie des Vaters geht
und nicht dem Ehemann gehört. So bekommt sie eine ökonomische Basis
für ihre Unabhängigkeit und Entwicklung. Am Ende der Republik
erkennt man die Rechte der Mütter über ihre Kinder an, in dem man
ihr das Sorgerecht im Falle von Fehlverhalten des Vaters oder in dem
Falle, dass er unter Vormundschaft gestellt wird, übergibt.
Im
Jahre 178, unter der Herrschaft Kaiser Mark Aurels, wurde ein großer
Schritt im Prozess von Eigentum und Familie gemacht: Die Kinder wurde
zu Erben der Mutter, mit Bevorzugung vor der väterlichen Seite,
erklärt. Auf diese Art und Weise wurde die Familie gegründet, die
sich auf Blutsbande gründet, und die Mutter erscheint gegenüber den
Kindern dem Vater als Gleiche. Die Kinder wurden auch als Kinder der
Frau anerkannt und als ein Resultat davon erbte die Tochter wie ihre
Brüder.
Aber
gleichzeitig, als der Staat die Frau "befreite", unterwarf
er sie seiner Vormundschaft und begrenzte ihre Handlungen. Und
gleichzeitig mit dem gesellschaftlichen Aufschwung der Frau beginnt
in Rom eine anti-weibliche Kampagne, in der ihre Unterlegenheit
behauptete wurde. Mit der Absicht sie rechtlich zu begrenzen wurde
die "Schwäche und geistige Minderwertigkeit des Geschlechts"
behauptet.
In
Rom hatte die Frau eine bessere soziale Bedingung als in Griechenland
und sie bekam Respekt und große Einfluss im gesellschaftlichen
Leben, was in den Worten Cato des Älteren zum Ausdruck kommt:
"Überall beherrschen die Männer die Frauen und wir, die wir
alle Männer beherrschen, werden von unseren Frauen regiert."
Die römische Geschichte hat ruhmreiche Frauen, von den Sabinerinnen
über Lucrezia und Virginia bis zu Cornelia, hervor gebracht. Die
Kritik an diesen Frauen, nicht weil sie Frauen waren, sondern wie sie
in ihrer Zeit waren, entwickelt sich am Ende des ersten und im
zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung; so hat Juvenal ihnen
vorgeworfen: Wollust, Habgier, dass sie sich Männeraufgaben gewidmet
und, dass sie sich Jagd und Sport hingegeben haben.
Die
römische Gesellschaft hat bestimmte Rechte der Frau anerkannt,
besonders das Eigentumsrecht, aber sie hat ihr nicht die
Möglichkeiten für die Beteiligung an bürgerlichen Aktivitäten und
noch weniger am öffentlichen Leben gegeben. Solche Aktivitäten
mussten sie illegal und begrenzt ausüben. Deswegen tendierten die
römischen Matronas ("die ihre alten Tugenden verloren hatten")
dazu ihre Energien auf anderen Feldern einzusetzen.
Um
die Situation der Frau in der Zeit des Untergangs der Sklaverei und
der Entwicklung des Feudalismus zu verstehen, muss man den Einfluss
des Christentums und den germanischen Beitrag beachten. Das
Christentum hat ziemlich viel zur Unterdrückung der Frau
beigetragen. Unter den Vätern der Kirche gibt es eine eindeutige
Erniedrigung von Frauen. Sie werden als minderwertig, Dienerinnen der
Männer und Quellen des Bösen betrachtet. Zusätzlich zum Gesagten,
die Verurteilung durch Johannes Chrysostomos, einem Heiligen der
katholischen Kirche: "Unter allen wilden Tieren findet sich
keines, das schädlicher ist als das Weib." Unter diesem
Einfluss werden die Fortschritte, die unter römischer Gesetzgebung
erreicht wurden, zunächst abgeschwächt und später verweigert.
Die
germanischen Gesellschaften, die auf der Grundlage von Krieg
aufbauten, wiesen der Frau aufgrund ihrer geringeren Physis und Kraft
eine zweitrangige Stellung zu, sie wurde jedoch respektiert und hatte
Rechte, die sie zu einer Verbündeten ihres Ehemannes machten.
Erinnern wir uns daran was Tacitus zu diesem Thema schrieb: „Im
Frieden, im Kriege teilt sie sein Los; mit ihm lebt sie, mit ihm
stirbt sie.“
Christentum
und germanische Bräuche beeinflussten die Situation der Frau im
Feudalismus. Die Frauen waren in einer Situation der absoluten
Abhängigkeit in Bezug auf den Vater und Ehemann; zur Zeit König
Chlodwig I. „lastet die Munt lebenslänglich auf ihr“. Frauen
entwickelten ihr Leben gänzlich in Abhängigkeit zum Feudalherren,
obwohl sich durch die Gesetze "als Eigentum des Mannes und
Mutter der Kinder" geschützt war. Ihr Wert steigt mit der
Fruchtbarkeit. Sie hat den dreifachen Wert eines freien Mannes, einen
Wert den sie verliert, wenn sie keine Nachkommen mehr gebären kann:
Die Frau ist eine reproduktive Gebärmutter.
Wie
in Rom geschehen, so sehen wir auch unter dem Feudalismus eine
Entwicklung der Situation der Frau, in Abhängigkeit von der
Eindämmung der feudalen Mächte und dem Aufstieg der königlichen
Macht: die Munt wird von den Feudalherren an den König übergeben,
die Munt wird eine Belastung für den Vormund, aber die Unterwerfung
unter die Vormundschaft bleibt erhalten.
In
den unruhigen Zeiten der Entstehung des Feudalismus war die Stellung
der Frauen ungewiss, da die Rechte auf Souveränität und Eigentum,
öffentliches und privates, nicht richtig abgegrenzt waren. Die
Stellung der Frauen veränderte sich, wurde erhöht oder abgesenkt,
je nach sozialen Kontingenzen.
Zunächst
wurden ihr private Rechte verweigert, weil die Frauen keine
öffentlichen Rechte hatten. Bis zum 11. Jahrhundert sicherten Kraft
und Waffen Ordnung und Eigentum direkt: juristisch war ein Lehnsgut
"ein Land, für das man um es zu besitzen Wehrdienst leisten
muss". Frauen konnten keine feudalen Rechte haben, da sie sie
weder mit Waffen verteidigen, noch Wehrdienst leisten konnten. Wenn
Lehnsgüter vererbt werden und vererbbar sind (nach germanischen
Normen konnten auch Frauen erben), wird die weibliche Erbfolge
anerkannt, aber dies verbessert ihren Zustand nicht: Die Frau braucht
einen Vormund, der ihre Rechte durchsetzt und auf dieses Weise ist es
der Ehemann, der das Lehnsgut führt und daraus seine Vorteile zieht.
Die Frau ist nur ein Instrument, durch das Herrschaft übertragen
wird, wie in Griechenland.
Feudal-Eigentum
ist nicht familiär, wie in Rom, sondern Sache des Souveräns, des
Herrn, und auch die Frau gehört dem Herrn. Er ist es, der ihren
Ehemann bestimmt. Wie es geschrieben steht: "eine Erbin ist ein
Land und ein Schloss: Freier kämpfen darum den Preis zu verhandeln
und oft ist die junge Frau erst 12 Jahre alt oder jünger, wenn ihr
Vater oder Herr sie als Preis an irgendeinen Baron gibt." Die
Frau braucht einen Herrn, der sie und ihre Rechte "schützt";
so verkündete eine Herzogin von Burgund dem König: "Mein Mann
ist gerade gestorben, aber was nützt es zu trauern ... Finden Sie
mir einen Mann, der mächtig ist, ich brauche ihn dringend, um mein
Land zu verteidigen." So hatten Ehegatten große ehelichen Macht
über die Frau, die er ohne Rücksicht behandelte, sie misshandelte,
sie schlug etc. und dessen einzige Pflicht es war "sie
vernünftig zu bestrafen", ähnlichen den Regeln, die heute bei
der Erziehung von Kindern gelten.
Die
vorherrschende kriegerische Konzeption führte dazu, dass der
mittelalterliche Ritter seinem Pferde mehr Aufmerksamkeit zukommen
ließ, als seiner Frau, und die Herren predigten: "Verdammt sei
der Ritter, der den Rat einer Frau sucht, wenn er an einem Turnier
teilnehmen sollte." Während Frauen befohlen wurde: "Geht
in eure Kammer, bemalt und vergoldet; sitzt im Schatten, trinkt,
esst, webt, färbt die Seide, aber kümmert euch nicht um unsere
Angelegenheiten. Unsere Angelegenheiten sind mit Schwert und Stahl zu
kämpfen. Schweigt!" Das ist es, wie die mittelalterliche Welt
der Herren ihre Frauen erniedrigte und beiseite stellte.
Das
13. Jahrhundert sah die Entwicklung einer Bewegung der gebildeten
Frauen, die von Süd nach Nord reisten und deren Ansehen stieg. Es
waren die gleichen, die eng mit der Ritterlichkeit, der Liebe und dem
intensiven Marianismo der damaligen Zeit verbunden waren. Es änderte
sich nichts grundsätzliches, wie S. de Beauvoir in „Das andere
Geschlecht“ sagte, ein Buch, in dem eine Fülle von Informationen
über die Geschichte der Frauen gefunden werden können, nützliche
Fakten, natürlich abgesehen von dem existentialistischen
Ausgangspunkt der Autorin, weil es nicht die Ideen sind, die die
Grundlage der Situation der Frau verändern, sondern es ist die
ökonomische Basis, die sie aufrecht erhält. Wenn das Lehen von
einem Recht, das auf Wehrdienst basiert zu einer wirtschaftlichen
Verpflichtung übergeht, sehen wir eine Verbesserung der Situation
von Frauen, da sie durchaus in der Lage sind Zahlungsverpflichtungen
zu erfüllen. So wurde das herrschaftliche Recht seine Vasallen zu
heiraten unterdrückt und die Vormundschaft über die Frau erlischt.
Auf
diese Weise haben Frauen, ob alleinstehend oder verwitwet, die
gleichen Rechte wie Männer, in Bezug auf den Besitz eines Lehen. Sie
regiert und erfüllt ihre administrativen Aufgaben und gibt sogar
Befehle zur Verteidigung und nimmt an Schlachten teil. Aber die
feudale Gesellschaft, wie alle, die auf Ausbeutung basieren,
erfordert die Unterwerfung von Frauen in der Ehe und die eheliche
Gewalt bleibt bestehen: "Der Mann ist der Vormund der Frau"
wird gepredigt, oder wie Beaumanoir sagte: "Sobald die Ehe
vollzogen wurde, werden die Besitztümer des einen und des anderen zu
Einem, dank der Wirksamkeit der Ehe", so wird die eheliche
Vormundschaft gerechtfertigt.
In
der feudalen Gesellschaft bestätigte und bestätigt sich, wie in
anderen, die unter dem Befehl der Ausbeuter stehen, sei es in der
Sklavenhaltergesellschaft oder im Kapitalismus, das oben Gesagte über
die Situation der Frau: Aber es ist notwendig hervorzuheben, dass
ausschließlich die Lage der armen Frauen durch unterschiedliche,
leichtere Bedingungen gegenüber der ehelichen Gewalt gekennzeichnet
ist. Als Ursache dafür ist anzusehen, dass in den Klassen des Volkes
die Frauen an der Produktion teilnehmen und keine großen Reichtümer
vorhanden sind.
Die
Entwicklung des Kapitalismus führt zum Zerfall des Feudalismus, eine
Situation, die ihre Spuren in der Stellung der Frau hinterlässt, wie
wir bereits dargestellt haben. Es genügt, zu betonen, dass in der
Entstehung und Entwicklung der Städte, Frauen an der Wahl der
Abgeordneten der Generalstände teilnahmen. Das zeigt weibliche
politische Partizipation, sowie die Existenz von Rechten über
Familienbesitz, da der Ehemann nicht ohne Zustimmung der Frau
Liegenschaften veräußern konnte. Allerdings hat die absolutistische
Gesetzgebung schnell diese Normen für sich genutzt um die
Verbreitung, durch das schlechte bürgerliche Beispiel, zu bekämpfen.
Diese
historische Aufstellung veranschaulicht die These von Engels und den
Klassikern bezüglich der sozialen Wurzeln der Bedingungen von Frauen
und ihre Beziehungen zu Eigentum, Familie und Staat. Es dient dazu,
ihre Korrektheit besser zu verstehen und ihre Aktualität deutlicher
zu sehen. All das führt uns zu einer Schlussfolgerung, nämlich zu
der Notwendigkeit, uns fest auf die Positionen der Arbeiterklasse zu
stützen und sie anzuwenden, um das Problem der Frau zu verstehen und
zu seiner Lösung beizutragen, entschieden und hartnäckig die
Verdrehungen der marxistischen Thesen über im Besonderen diese Frage
zurückzuweisen und die vermeintlichen Weiterentwicklungen zu
bekämpfen, die nicht anderes sind als Versuche, an dieser Kampffront
die proletarische Konzeption durch die bürgerliche zu ersetzen, um
die Frauenbewegung auf ihrem Vormarsch zu desorientieren.
Nach
der Darstellung der sozialen Lage der Frau und einem historischen
Abriss ihrer Entwicklung in Beziehung zu Privateigentum, Familie und
Staat, wenden wir uns nun der Frage der EMANZIPATION DER FRAU zu,
indem wir vom Standpunkt des Marxismus ausgehen.
Der
Marxismus vertritt und belegt, dass die Entwicklung der Maschinerie
die Frau, ebenso wie die Kinder, in den Produktionsprozess
eingliedert, womit die zur Ausbeutung zur Verfügung stehenden
Arbeitskräfte vervielfacht werden, die Arbeiterfamilie zerstört,
die Frau physisch zerschlissen und materiell und moralisch dem Elend
der Ausbeutung unterworfen wird.
Karl
Marx analysierte die Frauen- und Kinderarbeit und schrieb: „Sofern
die Maschinerie Muskelkraft entbehrlich macht, wird sie zum Mittel,
Arbeiter ohne Muskelkraft oder von unreifer Körperentwicklung, aber
größerer Geschmeidigkeit der Glieder anzuwenden. Weiber- und
Kinderarbeit war daher das erste Wort der kapitalistischen Anwendung
der Maschinerie! Dies gewaltige Ersatzmittel von Arbeit und Arbeitern
verwandelte sich damit sofort in ein Mittel, die Zahl der
Lohnarbeiter zu vermehren durch die Einreihung aller Mitglieder der
Arbeiterfamilie, ohne Unterschied von Geschlecht und Alter, unter die
unmittelbare Botmäßigkeit des Kapitals. Die Zwangsarbeit für den
Kapitalisten usurpierte nicht nur die Stelle des Kinderspiels,
sondern auch der freien Arbeit im häuslichen Bereich, innerhalb
sittlicher Schranke, für die Familie selbst.“ (Marx/Engels Werke,
„Das Kapital“, Bd. 23, S. 416, Berlin 1977)
„Der
Wert der Arbeitskraft war bestimmt nicht nur durch die Erhaltung des
individuellen erwachsnen Arbeiters. Indem die Maschinerie alle
Glieder der Arbeiterfamilie auf den Arbeitsmarkt wirft, verteilt sie
den Wert der Arbeitskraft des Mannes über seine ganze Familie. Sie
entwertet daher seine Arbeitskraft. ... So erweitert die Maschinerie
von vornherein mit dem menschlichen Ausbeutungsmaterial, dem
eigensten Ausbeutungsfeld des Kapitals, zugleich den
Ausbeutungsgrad.“ (Ebd. S. 417)
Marx
fährt in seiner meisterhaften Analyse fort und beschreibt, wie der
Kapitalismus die weiblichen Vorzüge und Pflichten zu seinem Vorteil
ausnutzt: „Herr E. ein Fabrikant, unterrichtete mich, dass er
ausschließlich Weiber bei seinen mechanischen Webstühlen
beschäftigt; er gebe verheirateten Weibern den Vorzug, besonders
solchen mit Familie zu Hause, die von ihnen für den Unterhalt
abhängt; sie sind viel aufmerksamer und gelehriger als
unverheiratete und zur äußersten Anstrengung ihrer Kräfte
gezwungen, um die notwendigen Lebensmittel beizuschaffen. So werden
die Tugenden, die eigentümlichen Tugenden des weiblichen Charakters,
zu seinem Schaden verkehrt - so wird alles Sittliche und Zarte ihrer
Natur zum Mittel ihrer Sklaverei und ihres Leidens gemacht.“ (Ebd.
S. 425)
Doch
so wie der Kapitalismus mit der Eingliederung der Frau in die
Produktion ihre Ausbeutung ausweitet, schafft er mit diesem Prozess
gleichzeitig eine reale materielle Basis für den Kampf der Frau um
ihre Rechte und ist Ausgangspunkt für den Kampf um ihre
Emanzipation. Denn, wie Engels in „Der Ursprung der Familie, des
Privateigentums und des Staates“ lehrte: „Die Emanzipation der
Frau verlangt als erste Bedingung die Wiedereingliederung des ganzen
weiblichen Geschlechts in die gesellschaftliche Industrie, was
gleichzeitig erfordert, dass die individuelle Familie als
wirtschaftliche Einheit der Gesellschaft aufgehoben wird.“ Und
offensichtlich schafft der Kapitalismus entgegen seiner
Zukunftsinteressen die Grundlage für die Emanzipation der Frau, so
wie er durch seine Entwicklung auch die Klasse hervorbringt, die ihn
vernichten wird, das Proletariat.
Auf
der anderen Seite fördern die Tätigkeit in der Wirtschaft und die
Entwicklung des Klassenkampfes die POLITISIERUNG DER FRAU. Wir haben
bereits darauf hingewiesen, wie die französische Revolution die
politische und organisatorische Entwicklung der Frauen voranbrachte,
sie vereinte, mobilisierte und sie zum Kampf brachte und damit die
Grundlage für die Frauenbewegung schuf. Wir haben auch festgestellt,
dass die Forderungen der Frauen durch den revolutionären Aufschwung
durchgesetzt worden sind und, wie ihre Rechte widerrufen und ihre
Eroberungen verloren gingen, wenn der Prozess zum Stillstand kam und
reaktionär wurde. Jedoch, wie positiv die Teilnahme der Frau an der
französischen Revolution auch gewesen ist, so war der Grad ihrer
damals erlangten Politisierung doch nur sehr elementar, eingeschränkt
und gering im Vergleich zu dem riesenhaften Fortschritt, den die
Politisierung der Frauen durch die Arbeiterklasse erlangt. Was
bedeutet diese Politisierung? Durch die massive Eingliederung der
Frauen in den Produktionsprozess entreißt der Kapitalismus sie den
vier Wänden ihres Haushalts, um sie in ihrer großen Mehrheit der
Ausbeutung in der Fabrik zu unterwerfen und sie in Arbeiterinnen zu
verwandeln. Auf diese Art härten und entwickeln sich die Frauen als
Bestandteil der fortschrittlichsten und letzten Klasse der
Geschichte. Die Frau beginnt ihren radikalen Prozess der
Politisierung durch die Teilnahme am gewerkschaftlichen Kampf (der
große Wandel, den das bewirkt, sehen wir konkret in unserem Land an
der Veränderung der Arbeiterinnen, Bäuerinnen und Lehrerinnen Perus
durch ihre Teilnahme an den Gewerkschaftskämpfen). Die Frau gelangt
zu höher entwickelten Organisationsformen, wird für die Konzeption
des Proletariats gewonnen und entwickelt sich ideologisch mit ihr
weiter, um schließlich zu den höheren, politischen Kampf- und
Organisationsformen zu gelangen, und ihre fortschrittlichsten
Vertreterinnen treten in die Partei der Arbeiterklasse ein, um dem
Volk in jeder Form und an allen Kampffronten zu dienen, die die
Arbeiterklasse durch ihre politische Avantgarde organisiert und
anführt. Diesen Prozess der Politisierung kann nur das Proletariat
hervorbringen und der neue Typ der kämpferischen Frau, die er
schafft, hat sich in vielen herausragenden Kämpferinnen ausgedrückt,
deren Namen in die Geschichte eingegangen sind: Louise Michel, N.
Krupskaya, Rosa Luxemburg, Liu Hu-lan und andere, deren Erinnerung
das Volk und das Proletariat bewahren.
Für
den Marxismus war in der Vergangenheit und ist auch heute die
Politisierung der Frau das entscheidende Problem ihrer Emanzipation,
und ihr widmeten die Klassiker besondere Aufmerksamkeit. Marx lehrte:
„Jeder, der ein bisschen von der Geschichte versteht, weiß, dass
die großen sozialen Veränderungen unmöglich sind ohne das
weibliche Ferment. Der soziale Fortschritt kann genau an der sozialen
Stellung des schwachen Geschlechts gemessen werden.“ (Brief an
Kugelmann, 1856) Und für Lenin war die Teilnahme der Frau noch sehr
viel dringender und wichtiger für die Revolution: „Die Erfahrung
aller Befreiungsbewegungen bestätigt, das der Erfolg der Revolution
von dem Grad der Beteiligung der Frauen abhängt.“
So
verlangen die Entwicklung des Klassenkampfes und seine tagtägliche
Zuspitzung, wie auch die konkreten gesellschaftlichen Bedingungen des
revolutionären Kampfes unter den Bedingungen des Imperialismus
dringender denn je die Politisierung der Frau. Daher rief Lenin, als
er inmitten des 1. Weltkrieges zukünftige Schlachten der
Arbeiterklasse voraussah, auf die es sich vorzubereiten galt, dazu
auf zu kämpfen für: „17. Die ausnahmslose Abschaffung aller
Beschränkungen der politischen Rechte der Frau im Vergleich zu den
Rechten des Mannes. Dem Volk die besondere Dringlichkeit dieser
Veränderung erklärt in einem Moment, wo der Krieg und der Mangel
die breiten Volksmassen beunruhigen und insbesondere in der Frau
Interesse und Aufmerksamkeit für die Politik wecken.“ Und er
erklärte: „Es ist notwendig, dass wir eine ganze planmäßige
Arbeit unter den weiblichen Massen entwickeln. Wir müssen die
Frauen, die wir aus der Passivität reißen konnten, erziehen, sie
rekrutieren und für den Kampf bewaffnen, nicht nur die Arbeiterinnen
in den Fabriken oder die sich im Haushalt betätigen, sondern auch
die unterschiedlichen Schichten des Kleinbürgertums. Auch sie sind
Opfer des Kapitalismus.“ Mit diesen Worten forderte Lenin die
Politisierung der Frau, den Kampf um ihre politischen Rechte, die
Notwendigkeit, den Massen die Dringlichkeit der politischen Mitarbeit
der Frauen zu erklären, die Notwendigkeit, mit ihnen zu arbeiten,
sie zu erziehen, zu organisieren und für alle Kampfformen
vorzubereiten. Abschließend hebt er hervor, sich besonders an die
Arbeiterinnen zu wenden, jedoch nicht die Bedeutung der Bäuerinnen
zu vergessen und an die Frauen unterschiedlicher Klassen und
Schichten zu denken, die Ausbeutung erleiden, denn sie alle können
und müssen für den Volkskampf mobilisiert werden.
Aus
dem Dargestellten geht hervor, dass der Marxismus seit seinen
Anfängen die Politisierung der Frau verlangt hat und den Frauenkampf
als solidarisch mit dem Klassenkampf der Arbeiter begriffen hat.
Daher sagte Bebel im letzten Jahrhundert, „die Frau und der
Arbeiter haben gemeinsam, dass sie unterdrückt werden“, und der
Sozialisten-Kongress von 1879 vertrat die Forderung nach der
Gleichstellung der Geschlechter und die Notwendigkeit, für sie zu
kämpfen, indem er aufs Neue die Solidarität zwischen der
revolutionären Frauenbewegung und dem Kampf der Arbeiterklasse
hervorhob. Oder wie es heute China mit größerer Genauigkeit
ausdrückt, indem es die These Mao Tse-tungs aufgreift: „Die
Emanzipation der Frauen ist Teil der Befreiung des Proletariats.“
(Peking-Rundschau, Nr. 10-1972)
Das
führt uns dazu, dass wir uns die Frage stellen müssen, WIE DIE
EMANZIPATION DER FRAU ERREICHT WERDEN KANN.
Durch
die Untersuchung der kapitalistischen Gesellschaft und der Ausbeutung
und Unterdrückung im Allgemeinen bewies Engels, dass es Elend,
Ungleichheit und Unterwerfung unter den Menschen gibt. Er hob das
Problem der Frau hervor und erklärte: „Was die Gleichheit von
Männern und Frauen angeht, ist die Sache nicht besser. ... Ihre
rechtliche Ungleichheit, die wir von den vorherigen sozialen
Bedingungen geerbt haben, sind nicht die Ursache, sondern die Folge
der ökonomischen Unterdrückung der Frau.“ Er fährt fort: „Die
Frau kann sich nicht emanzipieren, wenn sie nicht in großem Maße an
der gesellschaftlichen Produktion teilnimmt und nur in einem
unbedeutenden Maß weiterhin die häusliche Arbeit von ihr verlangt
wird. Und dass ist erst mit der modernen Großindustrie möglich
geworden, die nicht nur in großem Ausmaß die Frauenarbeit erlaubt,
sondern unglücklicherweise auch verlangt.“
Diese
Aussage von Engels, aus dem Zusammenhang gerissen und losgelöst von
anderen aus dem genannten Werk „Der Ursprung der Familie, des
Privateigentums und des Staates“, dient einigen Pseudomarxisten und
Verdrehern zur Verfälschung der Ideen von Engels, indem sie
vertreten, die Eingliederung der Frau in den Produktionsprozess
reiche aus, um die Emanzipation der Frau zu erreichen. Engels führt
aus, dass die Eingliederung der Frau in den Produktionsprozess, die
Bedingung, das heißt, die Grundlage bildet, auf der die Frau für
ihre Emanzipation agieren kann, und die gleichzeitig erforderlich
macht, gesamtgesellschaftlich die Hausarbeit abzuschaffen, die die
Frauen aufsaugt und verschleißt. Das bedeutet für Engels, das
Privateigentum an Produktionsmitteln zu zerstören und eine
Großproduktion, die auf dem gesellschaftlichen Eigentum an
Produktionsmitteln basiert, zu entwickeln. Es ist wichtig, ein klares
Verständnis der Thesen von Engels zu haben, denn - wir wiederholen -
heute wird versucht, unter Berufung auf diesen Klassiker die
marxistische Position über die Frauenfrage zu verfälschen und zum
Vorteil der Ausbeuterklassen schlicht und einfach die Teilnahme der
Frau am Produktionsprozess zu verlangen. Damit wird die Ursache der
weiblichen Unterdrückung verschleiert, nämlich das Privateigentum,
und die Notwendigkeit der gesellschaftlichen Großproduktion,
gestützt auf die Zerstörung des Privateigentums, unterschlagen.
Wie
in anderen Fällen, sahen die Klassiker diese Verdrehung voraus und
analysierten das Problem, ob die Eingliederung der Frau in den
Produktionsprozess, die der Kapitalismus begonnen hat, dazu in der
Lage ist, Männer und Frauen wirklich gleich zu machen. Die klare und
überzeugende Antwort gab einmal mehr Mao Tse-tung in den fünfziger
Jahren: „DIE WAHRE GLEICHSTELLUNG VON FRAU UND MANN KANN ERST IM
PROZESS DER SOZIALISTISCHEN UMWÄLZUNG DER GESELLSCHAFT ALS GANZES
ERREICHT WERDEN.“(Worte des Vorsitzenden)
Lenin
untersuchte die Situation der Frau in der bürgerlichen Demokratie
und verglich sie mit der unter der Diktatur des Proletariats. Diese
Analyse führte ihn zu folgender Aussage: „Seit langer Zeit, nicht
erst seit Jahrzehnten, sondern seit Jahrhunderten, vertraten die
Repräsentanten der Befreiungsbewegungen Westeuropas die Abschaffung
dieser überholten Gesetze und forderten die rechtliche
Gleichstellung von Frau und Mann. Doch kein europäischer Staat, noch
nicht einmal die fortschrittlichsten Republiken haben es geschafft,
dies zu verwirklichen, denn wo der Kapitalismus existiert, wo das
Privateigentum des Bodens und das Privateigentum der Fabriken
beibehalten wird, wo die Macht des Kapitals fortbesteht, genießen
die Männer Privilegien.
Die
Sowjetmacht, die Macht der Werktätigen, hat gleich in den ersten
Monaten ihres Bestehens die auf die Frau bezügliche Gesetzgebung
radikal geändert. Von den Gesetzen, die der Frau eine untergeordnete
Stellung zuwiesen, ist in der Sowjetrepublik kein Stein auf dem
anderen geblieben. Ich meine besonders die Gesetze, die speziell die
schwächere Stellung der Frau ausnutzten und sie in eine rechtlich
ungleiche und oft sogar erniedrigende Lage versetzten, d. h. die
Gesetze über die Ehescheidung, über die unehelichen Kinder und über
das Recht der Frau, gegen den Vater des Kindes Unterhaltsklage zu
erheben.“ („Über die Aufgaben der proletarischen Frauenbewegung
in der Sowjetrepublik“)
Aus
dieser vergleichenden Analyse ziehen wir die Schlussfolgerung, dass
nur die Revolution, die die Arbeiterklasse, im Bündnis mit der
Bauernschaft, zur Macht führt, dazu in der Lage ist, die wirkliche
rechtliche Gleichstellung von Männern und Frauen zu beschließen
und, noch wichtiger, umzusetzen. Jedoch, wie Lenin selbst ausführte,
ist diese wirkliche rechtliche Gleichheit nur der Anfang eines langen
Kampfes für die vollkommene, uneingeschränkte Gleichheit von
Männern und Frauen: „Aber je mehr wir den Boden von dem Schutt der
alten bürgerlichen Gesetze gesäubert haben, um so klarer ist es für
uns geworden, dass dies nur die Ebnung des Bodens für den Bau, aber
noch nicht der Bau selber ist.
Die
Frau bleibt nach wie vor Haussklavin, trotz aller Befreiungsgesetze,
denn sie wird erdrückt, erstickt, abgestumpft, erniedrigt von der
Kleinarbeit der Hauswirtschaft, die sie an die Küche und an das
Kinderzimmer fesselt und sie ihre Schaffenskraft durch eine geradezu
barbarisch unproduktive, kleinliche, entnervende, abstumpfende,
niederdrückende Arbeit vergeuden lässt. Die wahre Befreiung der
Frau, der wahre Kommunismus wird erst dort und dann beginnen, wo und
wann der Massenkampf (unter Führung des am Staatsruder stehenden
Proletariats) gegen diese Kleinarbeit der Hauswirtschaft oder
richtiger, ihre massenhafte Umgestaltung zur sozialistischen
Großwirtschaft beginnt.“ („Die große Initiative“)
So
antworteten Lenin und Mao Tse-tung vorweg auf die opportunistischen
Verfälschungen und Pseudo-Weiterentwicklungen des Marxismus, durch
die heute die These Engels' verdreht und in der Arbeiterklasse
Verwirrung über die Frauenfrage gestiftet wird.
Der
Marxismus begreift den Kampf um die Emanzipation der Frau als einen
langwierigen, jedoch letztendlich siegreichen Kampf: „Das ist ein
langwieriger Kampf, der eine grundlegende Umgestaltung sowohl der
gesellschaftlichen Praxis als auch der Anschauungen erfordert.
Dennoch wird dieser Kampf mit dem vollen Sieg des Kommunismus enden.“
(Lenin, anlässlich des Internationalen Arbeiterinnentags)
Das
alles zeigt im Grunde die Übereinstimmung des Kampfes der
revolutionären Frauenbewegung mit dem der Arbeiterklasse für den
Aufbau einer neuen Gesellschaft. Und außerdem dient es dazu, denn
Sinn der Worte Lenins zu verstehen, mit denen er die Arbeiterinnen
dazu aufrief, Institutionen und Mittel zu entwickeln, die die
Revolution in ihre Hände legten: „Wir sagen, dass die Emanzipation
der Arbeiter das Werk der Arbeiter sein muss und ebenso, DIE
EMANZIPATION DER ARBEITERINNEN DAS WERK DER ARBEITERINNEN SELBST SEIN
MUSS.“ („Über die Aufgaben der proletarischen Frauenbewegung in
der Sowjetrepublik“)
Das
sind die zentralen Thesen des Marxismus über das Problem der
Emanzipation, der Politisierung und der Stellung der Frau. Wir haben
es vorgezogen, diese Positionen zum größten Teil durch Zitate der
Klassiker wiederzugeben, denn zum einen sind diese Aussagen nicht
genügend bekannt und zum anderen haben ihre Autoren sie klar und
meisterhaft ausgedrückt, was uns von der Aufgabe befreit, sie neu zu
formulieren, zumal wir meinen, dass sie volle Gültigkeit haben. Zum
anderen verlangen die Verfälschungen der marxistischen Positionen
über die Frauenfrage, die heute versucht werden, die Aussagen der
Klassiker selbst zu verbreiten.
Abschließend
ist es unumgänglich, wenn auch nur kurz, darauf hinzuweisen, dass
Marx, Engels, Lenin und Mao Tse-tung von der These der Emanzipation
der Frau und nicht von der Frauenbefreiung sprechen, wie aus den
wiedergegebenen Zitaten zu ersehen ist. Über diesen Punkt sei
gesagt, dass die Analyse der Stellung der Frau im Laufe der
Geschichte uns diese als der Vormundschaft des Mannes unterstehend,
dem Mann unterworfen gezeigt hat. Dadurch wird die Frau zu einem
Wesen, das, obwohl es zur gleichen Klasse des Ehemannes oder des
Mannes gehört und mit ihr verbunden ist, sich im Vergleich zu ihm in
einer untergeordneten Position befindet, eine Erniedrigung, die die
Gesetze festlegen und durchsetzen. Entsprechend dieser Situation der
Minderwertigkeit hätte die Frau im Laufe der Geschichte eigentlich
ihre Forderungen aufstellen müssen, um eine formale Gleichstellung
mit dem Mann unter der kapitalistischen Herrschaft zu erreichen.
Jedoch erst der siegreiche revolutionäre Kampf unter Führung des
Proletariats ist in der Lage, eine wirkliche rechtliche
Gleichstellung von Männern und Frauen zu verwirklichen, obwohl, wie
wir gesehen haben, die wirkliche Gleichstellung im Leben, wie Lenin
sagte, sich in dem Maße herausbilden wird, wie sich die
sozialistische Großproduktion entwickelt. Diese einfachen
Beobachtungen zeigen die Richtigkeit der These von der Emanzipation
der Frau als Bestandteil der Emanzipation des Proletariats. Die These
der Befreiung der Frau dagegen ist historisch eine bürgerliche
These, hinter der sich die Konfrontation von Männern und Frauen
aufgrund des Geschlechts versteckt und, die die Ursache der
Unterdrückung der Frau verschleiert. Heute sehen wir, wie die These
der Befreiung der Frau sich zunehmend als bürgerlicher Feminismus
entlarvt, der auf die Spaltung der Volksbewegung abzielt, indem er
die Masse der Frauen von ihr trennt, und dessen hauptsächlicher
Beweggrund ist, die Entwicklung der Frauenbewegung unter der
Orientierung und Führung der Arbeiterklasse zu verhindern.
2.
DIE FRAUENFRAGE BEI MARIATEGUI
Vor
50 Jahren erkannte Mariátegui, mit seinem scharfen revolutionären
Weitblick, die Bedeutung der Frauenfrage im Land und ihre Perspektive
("Die ersten feministischen Regungen schlummern in Peru ...");
er widmete zwei seiner Werke dieser Frage, „Frauen und Politik“
und „Feministische Forderungen“, daneben sind viele andere
Beiträge in seinen Schriften zu finden. Es ist unerlässlich, dass
wir uns wieder auf diese Quelle zurück besinnen, weil wir darin die
Position der peruanischen Arbeiterklasse mit Bezug auf die
Frauenfrage finden, mehr noch, weil dieses Problem ein wenig
bekannter und erforschter Aspekt Mariátegui´s Arbeit ist.
José
Carlos Mariátegui lehrt uns: "In unserer Zeit kann das Leben in
der Gesellschaft nicht studiert werden ohne seine Grundlage zu
untersuchen und zu analysieren: die Organisation der Familie, die
Situation der Frau," und bei der Erforschung der entstehenden
peruanischen feministischen Bewegung, sagte er: "Männer, die
ein Gespür für die großen Emotionen unserer Zeit haben können und
sollten sich weder fehl am Platz, noch gleichgültig gegenüber
dieser Bewegung verhalten. Die Frauenfrage ist Teil der menschlichen
Frage."
Lasst
uns im Kopf behalten, dass die Arbeiterklasse dieses Landes von
Anfang ihres politischen Auftretens die Aufmerksamkeit auf die
Situation der Frau richtete. Dies wurde durch ihre großen Vertreter
und ihre Position in Bezug auf Frauen, sowie kämpferische
Unterstützung von Frauenkämpfen, wie z.B. die Solidarität der
Textilarbeiter und Fahrer mit den Arbeiterinnen von A. Field Co. im
Jahr 1926, durchgesetzt.
Was
war das für eine Entwicklung, die so eine Aufmerksamkeit erregte?
Die Situation der Frauen im Land erlitt vor allem in diesem
Jahrhundert und insbesondere nach den beiden Weltkriegen eine
merkliche Veränderung. Während die Situation der Bäuerinnen sich
eher langsam veränderte, erlebte die Situation ihrer Schwestern, die
zu Arbeiterinnen und Fachleuten gemacht wurden, raschere und
tiefgreifendere Veränderungen. Offensichtlich hat sich die Präsenz
von Frauen in immer mehr Positionen in unserer Gesellschaft
durchgesetzt.
Im
vergangenen Jahrhundert hoben die Aktionen und literarischen Arbeiten
von Clorinda Matto de Turner, Mercedes Cabello de Carbonera und
Margarita Praxedes Muñoz die Beteiligung der Frauen vor dem
Hintergrund von Millionen von Bäuerinnen, Arbeiterinnen und anderen
Frauen, die zwar anonym, aber Gegenstand harter sozialer Repression
mit feudalen Wurzeln waren, hervor. Die peruanische Frau des 19.
Jahrhunderts hatte nur minimalen Zugang zu Bildung, und wenn sie
höhere Bildung bekam, dann sorgten die befolgten pädagogischen
Normen dafür, dass ihr Lehrplan dem von männlichen Grundschülern,
plus einige wenige weiterführende Kurse, entsprach. Der Verzicht auf
weibliche Schulbildung ist eindeutig durch die Tatsache, dass obwohl
es private Einrichtungen gab, die Studentinnen für die Universität
vorbereiteten, es nicht vor 1928 war, als die Nationale Frauenschule
Lima ihre Pforten öffnete. Bis dahin gab es keine Schule dieser Art
in der Hauptstadt. Es ist wichtig, anzumerken, dass am Ende des
letzten Jahrhunderts einige Pädagoginnen über die Ausbildung von
Frauen besorgt waren und ihre Erneuerung vorschlugen: sie fordern die
Überwindung des falschen Konzepts "Erziehung nur für die Ehe,
dass zu dem Gedanken führt, dies sei ihr einziger Zweck im Leben".
Sie forderten, dass ihre Ausbildung nicht in den Händen der Nonnen,
die die Welt verlassen haben und nicht in der Lage sind gute Frauen
zu formen, liegen dürfe. Und sie fordern, dass die falsche
Vorstellung, dass die Frau, ledig oder verheiratet, die außerhalb
des Hauses arbeitet, sozial verkommt, überwunden wird. Gleichzeitig
fordern und schaffen sie neue Bildungszentren. Teresa Gonzalez de
Fanning war in dieser Hinsicht hervorragend.
Ebenso
wurde ihnen universitäre Bildung verweigert. Ihre Anwesenheit an
einer Universität wird erst in den 1890er Jahren beschrieben und es
war nicht vor 1908, dass Frauen an Universitäten zugelassen waren,
einen Abschluss machen und Professuren ausüben konnten. Die
Verachtung gegenüber Frauen und ihre soziale Ausgrenzung ist so
deutlich im Bildungsbereich zu sehen. Doch mit den Veränderungen des
20. Jahrhunderts fanden Frauen mehr Möglichkeiten zum Studium und
beruflich zu arbeiten, die meisten von ihnen fanden Arbeit als
Lehrerinnen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg findet eine berufliche
Diversifizierung von Frauen statt. Konnte man sie Anfang des
Jahrhunderts noch mit den Fingern einer Hand abzählen konnte, so
sind aktuell 30% der Studierenden des Landes Frauen.
Aber
was eine wirkliche tiefgreifende, radikale und weitreichende Änderung
bedeuten würde, ist die Eingliederung der Frauen in den
Produktionsprozess der Fabrik. Die Proletarisierung der peruanischen
Frau begann in diesem Jahrhundert, Hand in Hand einhergehend mit der
Einführung von Maschinen und der Entwicklung des bürokratischen
Kapitalismus. Wir sehen in unserer Gesellschaft mit ihren
spezifischen Bedingungen, die Situation, die von Marx beschrieben und
von uns im ersten Teil der vorliegenden Arbeit zitiert wurde. Mit der
produktiven Einbeziehung von Frauen als Arbeiterinnen beginnt der
Prozess der proletarischen Politisierung der Masse der Frauen in
Peru. Die Beteiligung von Frauen an Gewerkschaften beginnt, Frauen
beteiligen sich am Kampf um Löhne, den 8-Stunden-Tag und
Arbeitsbedingungen; sie nehmen, zusammen mit anderen Arbeitern, an
Kämpfen des Volkes gegen die hohen Lebenshaltungskosten und
Preiserhöhungen teil. Sie entwickeln ihr ideologisches Verständnis
und schließlich wird die Frau des Landes inmitten des revolutionären
Kampfes stehend, politische Militante der Arbeiterklasse.
Der
Prozess der politischen Entwicklung der peruanischen Frau, parallel
zu ihrer Eingliederung in die Arbeit, bringt einen großen Beitrag
zum Klassenkampf des Landes im ersten Drittel dieses Jahrhunderts.
Darunter gibt es Meilensteine, die wir hervorheben müssen, wie den
Kampf um den 8-Stunden-Tag von Landarbeitern in Huaral, Barranca,
Pativilca und Huacho im Jahr 1916, in dem fünf Arbeiterinnen ihr
Leben gaben und mit ihrem Blut ihre Treue zu ihrer Klasse
besiegelten. Genauso müssen wir ihre Teilnahme an bedeutsamen
Aktionen gegen steigende Preise und die hohen Lebenshaltungskosten im
Mai 1919 hervorheben, ein Kampf, in dem Arbeiterinnen einen
Frauen-Ausschuss organisierten, um so ihre unterstützenden Aktionen
zu kanalisieren und sie vereinbarten „Einen Aufruf an alle Frauen,
ohne Klassenunterschiede, sich an den Maßnahmen zur Verteidigung der
Rechte der peruanischen Frauen zu beteiligen". In diesem großen
Kampf haben sich die Frauen auf ihrem Treffen am 25. den
Polizeikräften gestellt und, nach der Durchsetzung gegen die blutige
polizeiliche Repression, verkündeten sie die folgenden
Schlussfolgerungen:
"Die
Frauen Limas, der umliegenden Städte und Bäuerinnen, die sich am
Sonntag, den 25. Mai 1919 in einem großen öffentlichen Treffen im
Parque Neptuno trafen, haben unter Berücksichtigung der Tatsache:
Dass
es unmöglich ist, weiterhin die elende Situation, die hohen Kosten
für Lebensunterhalt, Wohnungsmieten und die Notwendigkeiten des
alltäglichen Lebens, die auf dem Volk lasten, zu tolerieren. Die
peruanischen Frauen, so wie Frauen in allen zivilisierten Ländern,
haben verstanden, dass es ihre hohe Aufgabe ist an der Lösung der
wirtschaftlichen und sozialen Probleme, die sie betreffen, zu
arbeiten;
beschlossen:
1.
Sich die Forderungen des Versammlung an der Alameda de los Descalzos
vom 4. Mai zu eigen zu machen.
2.
Im Falle, dass diese Forderungen nicht akzeptiert werden, den
Generalstreik aller Frauen in allen Bereichen zu erklären. Das
Datum wird dem Ermessen des Ausschusses der Männer für die
Verringerung der Lebensunterhaltskosten überlassen."
(Martinez
de la Torre, Notizen für die marxistische Interpretation der
Sozialgeschichte Perus, Band I, Lima 1947)
Ein
weiteres Kapitel in der Geschichte der Frauenkämpfe wurde von der
Roten Hilfe im Kampf gegen Verfolgung, Unterdrückung, Inhaftierung
und die blutige Politik der Diktatur des Sanchez Cerro, zur
Verteidigung der Rechte und Freiheiten des Volkes, vor allem des
Proletariats, geschrieben.
Bei
den Kämpfen, auf die wir Bezug genommen haben, muss, neben der
Politisierung der Frauen, oder genauer, als Index für eine korrekte
Perspektive, hervorgehoben werden, dass in ihnen die Masse der Frauen
ihre Kämpfe in engster Verbundenheit mit den Interessen des Volkes,
die ihre eigenen sind, und in Einheit mit und Unterstützung für die
Kämpfe der Arbeiterklasse, die ihrer Klasse ist, geführt haben.
In
Synthese ist festzustellen, dass der Weg, der durch die peruanischen
Frauen in diesem Jahrhundert und im letzten Teil des letzten
Jahrhunderts beschritten wurde, durch ihre umfassende Einbindung in
die Produktion und unter dem bürokratischen Kapitalismus, der durch
den nordamerikanischen Imperialismus vorangetrieben wurde, und durch
breiteren Zugang zu Bildung, insbesondere an der Universität,
geprägt ist. Dies sind die Grundlagen, auf denen sich die ersten
Impulse der Frauen auf das Land entwickeln, ein Phänomen, das
Mariátegui wie folgt beschreibt: "Die Frauenbewegung ist in
Peru nicht künstlich oder willkürlich, sondern als Folge der neuen
Formen der Kopf- und Handarbeit von Frauen entstanden. Frauen mit
wahrer Verbindung zur Frauenbewegung sind diejenigen, die arbeiten,
die studieren. Die feministische Idee gedeiht unter den Frauen der
geistigen Arbeit und an manuellen Arbeitsplätzen: Professorinnen,
Studentinnen, Arbeiterinnen. Sie findet in den universitären
Klassenzimmern, die tagtäglich mehr peruanische Frauen anziehen, ein
günstiges Umfeld für ihre Entwicklung. Ebenso in den
Gewerkschaften, in denen Fabrikarbeiterinnen sich mit den gleichen
Rechten und gleichen Pflichten wie die Männer einschreiben und
organisieren. Außer diesem spontanen und organischen Feminismus, der
seine Anhängerinnen in den unterschiedlichen Kategorien der
Frauenarbeit rekrutiert, existiert hier wie an anderen Orten ein
Feminismus der Dilettanten, ein wenig pedantisch und ein wenig banal.
Für Feministinnen dieser Art ist Feminismus eine bloße literarische
Übung, nur ein Trendsport." (Feministische Forderungen)
Auf
dieser Grundlage arbeitet Mariátegui die Position des peruanischen
Proletariats in Bezug auf die Frauenfrage aus, in dem er die
allgemeine Linie in dieser Angelegenheit für alle, die sich vom
marxistischen Standpunkt aus entwickeln wollen, festlegt. Betrachten
wir nun die grundlegenden Probleme von dieser Position aus:
2.1.
Die Situation der Frau
Der
Ausgangspunkt der Analyse der Frauenfrage aus der Sicht des
peruanischen Proletariats verlangt, dass man im Kopf behält, dass
Mariátegui, in Peru, die Anwendung der allgemeingültigen Wahrheit
des Marxismus-Leninismus auf die konkreten Bedingungen eines
rückschrittlichen und unterdrückten Land repräsentiert. Diese
Anwendung führt ihn zur wissenschaftlichen Darstellung des
halbfeudalen und halbkolonialen Charakters unserer Gesellschaft, in
deren Mitte seit 1928 eine national-demokratische Revolution, durch
einen langen und verwickelten Prozess, vorgeht und deren Entwicklung
auf eine höhere Stufe noch aussteht. Dies ist die Grundlage und
Leitlinie der Gedanken Mariátegui´s und ausgehend von diesen
Überlegungen müssen wir alle Probleme und Grundsätze, die er
etablierte, und unter ihnen diejenigen die relevant für die
Frauenfrage sind behandeln.
Mariátegui
beginnt mit dem halbfeudalen und halbkolonialen Charakter der
peruanischen Gesellschaft, um die Situation der Frau zu beurteilen.
Das lehnt in sich, von Anfang an, die veraltete Theorie der
"weiblichen Natur" ab. Er begreift Frauen in einer
Situation oder Bedingung, die sich aus der Struktur der Gesellschaft
in der sie leben ableitet und betont den dynamischen, sich
verändernden Charakter der Situation der Frau. Er hebt die
verwandelnde Rolle hervor, die die Arbeit auf die Situation der
Frauen, in Bezug auf ihren sozialen Status und die Ideen über sie,
hat. Der folgende Absatz drückt diesen und anderen Punkte gut aus:
"Aber
wenn die bürgerliche Demokratie nicht den Feminismus realisiert, hat
sie unfreiwillig die Bedingungen, die moralischen und materiellen
Voraussetzungen für seine Realisierung hervorgebracht. Sie hat sie
als produktives Element bewertet, als Wirtschaftsfaktor, indem sie
täglich intensiver und extensiver ihre Arbeit ausnutzte. Arbeit
verändert die Gedanken und den Geist der Frauen radikal. Frauen
entwickeln, aufgrund ihrer Arbeit, ein neues Selbstverständnis. In
den alten Zeiten bestimmte die Gesellschaft für die Frau Ehe,
Müßiggang oder niedere Arbeiten. Heute ist es, vor allem anderen,
ihr Schicksal zu arbeiten. Diese Tatsache hat die Stellung der Frauen
im Leben verändert und erhöht." So bleibt es für das
peruanische Proletariat klar, dass es die Gesellschaft ist, die
Frauen ihre Stellung zuschreibt und keine boshafte Natur, dass die
Stellung der Frauen eine veränderliche ist und, dass es Arbeit ist,
die zu einem großen Sprung in Bezug auf die Stellung und Sichtweise
der Frauen führt. Dies ist der mariáteguistische Ausgangspunkt.
Gleichzeitig stellt er sich gegen die biologistische Reduzierung von
Frauen auf einfache Reproduzentinnen, und gegen die rosafarbenen
Mythen, die heimtückisch dabei helfen ihre Unterdrückung aufrecht
zu erhalten: "Die Verteidigung der Poesie über das Heim ist in
der Realität eine Verteidigung der Leibeigenschaft der Frauen. Weit
davon entfernt, die Rolle der Frau zu heben und zu würdigen,
schwächt sie und setzt sie herab. Die Frau ist mehr als eine Mutter
und ein Weibchen, wie der Mann mehr als nur ein Männchen ist."
(Die letzten beiden Zitate gehören zu „Feministische Forderungen“)
Die
These von den sozialen Wurzeln der Situation der Frau entwickelnd,
zeigt Mariátegui den Unterschied zwischen lateinischen und
angelsächsischen Frauen, beleuchtet den kausalen Zusammenhang
zwischen feudaler Herkunft und den Manieren und den Variationen der
Frau: "Die lateinische Frau lebt vorsichtiger, mit weniger
Leidenschaft. Sie hat nicht diesen Drang nach Wahrheit. Besonders die
spanische Frau ist sehr vorsichtig und praktisch. Waldo Frank hat sie
präzise und mit bewundernswerter Genauigkeit definiert: "Die
spanische Frau“, schrieb er, „ist eine Pragmatikerin in der
Liebe. Sie hält die Liebe für ein Mittel zur Schaffung von Kindern
für den Himmel. Nirgendwo in Europa gibt es eine weniger sinnliche,
weniger liebevolle Frau. Als Mädchen ist sie hübsch, neue Hoffnung
färbt ihre Wangen und vergrößert ihre schwarzen Augen. Für sie
ist die Ehe der höchste Zustand, nach dem sie streben kann. Einmal
verheiratet, verschwindet diese angeborenen Koketterie des Frühlings
wie eine Jahreszeit in ihr: in einem Moment verwandelt sie sich, wird
vernünftig, grob und mütterlich." („Signs and Works“,
„Waldo Frank´s Rahab“)
Was
über die spanische Frau gesagt wurde erstreckt sich natürlich auf
lateinamerikanische Frauen und unter ihnen, die in diesem Land, und
es zeigt, dass die weibliche Mentalität, erzeugt durch den
historischen und gegenwärtigen halbfeudalen Hintergrund, noch nicht
überwunden ist. Dazu unterstreicht Mariátegui, bei der Analyse der
Beziehungen zwischen dem Imperialismus und den unterdrückten Ländern
Amerikas, die entfremdende Mentalität, die die Yankee-Vorherrschaft
der weiblichen Mentalität aufdrückt: "Die Bourgeoisie Limas
verbrüdert sich mit den Yankee-Kapitalisten und sogar mit ihren
unteren Angestellten, im Country Club, beim Tennis und auf den
Straßen. Der Yankee kann ohne die Unannehmlichkeiten der Rasse oder
Religion die kreolische Señorita heiraten und sie fühlt keine
Skrupel bezüglich Nationalität oder Kultur, durch die Bevorzugung
einer Ehe mit einem Individuum der einfallenden Rasse. Genauso fühlt
das Mädchen aus der Mittelschicht keine Skrupel in dieser Hinsicht.
Die „Huachafita“, die in der Lage ist einen Yankee, der
bei der Grace Corporation oder der Foundation arbeitet, in eine Falle
zu locken, tut es mit der Zufriedenheit ihre soziale Stellung
verbessert zu haben." (Antiimperialistischer Standpunkt)
So
wird bei der Typisierung der Situation der Frau in unserer
Gesellschaft als die Leibeigenschaft der Frauen, der halbfeudale und
halbkoloniale Hintergrund, der ihre Wurzel ist, etabliert. Es werden
alle Auslegungen, die auf der angeblichen "mangelhaften
weiblichen Natur“ aufbauen, verworfen.
Auf
dieser Basis geht Mariátegui weiter zur konkreten Analyse der
peruanischen Frauen, die zu verschiedenen Klassen gehören. Er
beschreibt meisterhaft berufstätige Frauen: "Wenn die Massen
der Jugend so grausam ausgebeutet werden, dann erleiden die
proletarischen Frauen gleiche oder schlimmere Ausbeutung. Bis vor
kurzem war die Arbeit der proletarischen Frau auf häusliche
Tätigkeiten beschränkt. Mit fortschreitender Industrialisierung
nimmt sie am Wettbewerb mit den Arbeitern in der Fabrik, im Geschäft,
Unternehmen, etc. teil ... So sehen wir sie in Textilfabriken,
Keks-Fabriken, Wäschereien, Container- und Karton-Fabriken,
Seifenproduktion, etc., wo sie die gleiche Arbeit wie die männlichen
Arbeiter leisten, vom Betrieb der Maschinen bis zur meist niederen
Arbeit, dabei verdienen sie immer 40% bis 60% weniger als die Männer.
Zur gleichen Zeit, wenn Frauen sich selbst für Arbeitsplätze in der
Industrie trainieren, dringen sie auch in Büros, Geschäftshäuser,
etc. ein, immer in Konkurrenz mit Männern und zum großen Nutzen der
industriellen Unternehmen, die eine deutliche Reduzierung der Löhne
und sofortige Erhöhung der Gewinne erzielen. In der Landwirtschaft
und im Bergbau finden wir proletarische Frauen im offenen Wettbewerb
mit Männern, und wo wir hinschauen finden wir eine große Zahl von
ausgebeuteten Frauen, die ihre Dienste in allen möglichen Bereichen
leisten ... Im Prozess unserer sozialen Kämpfe hat das Proletariat
spezifische Forderungen für ihre Verteidigung aufgestellt.
Textilgewerkschaften, die bis heute das größte Interesse an dieser
Frage gezeigt haben, wenn auch nicht ausschließlich, haben in
Streiks mehr als einmal versucht die Einhaltung von Vorschriften, die
durch Gesetz festgelegt sind zu erzwingen, weil die Unternehmer sich
einfach weigern sie umsetzen. Wir haben einige Kapitalisten (wie den
"Arbeiterfreund", Herrn Tizon y Bueno), die nicht gezögert
haben die Tatsache, dass eine Arbeiterin schwanger war, als
"Verbrechen" zu werten. Für dieses "Verbrechen"
wurde sie entlassen, um zu vermeiden was dem Gesetz entsprochen
hätte. In der Keks-Fabrik, ist die Ausbeutung von Frauen
abscheulich." (Manifest des Allgemeinen Verbands der
peruanischen Arbeiter [CGTP], an die Arbeiterklasse des Landes. Die
Frauenfrage; ein Dokument, bearbeitet unter der Führung
Mariátegui´s)
Ist
dies eine gültige Beschreibung? Ja, im Wesentlichen bleibt die
Situation der Arbeiterin die gleiche: die breiteste Ausbeutung in
immer mehr Bereichen der Produktion, die in einigen von ihnen
wirklich erschreckend ist; der Einsatz von weiblichen Arbeitskräften,
um Löhne, auf der Grundlage ihrer Löhne, die niedriger sind als die
der Männer, zu drücken; Nichterfüllung von Gesetzen zum Schutz von
Frauen und versteckte arbeiterfeindliche Positionen des falschen
"Freunds" des Proletariats. Ebenfalls sehr aktuell ist die
Notwendigkeit, die Errungenschaft der Arbeiterinnen zu unterstützen.
Mariátegui
bewertet die Bedingungen der indigenen Bäuerinnen, von denen er
sagt, dass sie zusammen mit ihren Kindern und Männern verpflichtet
sind "Gratisarbeit für den Eigentümer und ihre Familien, sowie
für Behörden, zu leisten", ihre miserablen Bedingungen und
soziale Stellung hat eine Wurzel: Latifundien und Leibeigenschaft.
Im
Hinblick auf das Kleinbürgertum, neben dem Hinweis auf die Leiden
der Frauen dieser Klasse, hilft die Analyse der Grundschullehrer
Mariátegui, wie für die soziale Mitte, die Nähe zum Volk und ihre
Hingabe an Vollzeit-Unterricht ihre Haltung und ihren Geist öffnen,
unter ihnen erkennt man "leicht die Ideale der Erfinder eines
neuen sozialen Staat", denn: "Keines ihrer Interessen hat
etwas gemein mit dem kapitalistischen Regime. Ihr Leben, ihre Armut,
ihre Arbeit bringt sie zu den proletarischen Massen." Er schlägt
vor sich an sie zu wenden, da "in ihren Reihen die Avantgarde
mehr und bessere Elemente rekrutieren wird."
2.2.
Vorgeschichte des Frauenkampfes
Wie
wir gesehen haben, ist es für Mariátegui so, dass die
Industrialisierung die Frau in die Arbeit einbezieht und dadurch
verwandeln sich ihre Bedingungen und ihr Geist. Er weist, wie die
Klassiker, auf die doppelte Bedeutung, die das hat, hin: "Wenn
die Frau Fortschritte auf dem Weg ihrer Emanzipation auf einem
bürgerlich-demokratischen Boden macht, bietet diese Tatsache im
Austausch den Kapitalisten billige Arbeitskräften und gleichzeitig
eine ernsthafte Konkurrenz für den männlichen Arbeiter." (oben
zitiertes Manifest) Auf der anderen Seite wies er darauf hin, dass
die Französische Revolution einige Elemente der feministischen
Bewegung enthielt, dafür zieht er Babeuf, den Anführer der
Egalitaristen, heran, den er als "einen Verfechter der
feministischen Forderungen" sieht und von dem er die folgenden
klaren Worte zitiert: "verhängt kein Schweigen über dieses
Geschlecht, das es nicht verdient hat verachtet zu werden ... Wenn
Sie in Ihrer Republik nichts auf die Frauen geben, dann werden Sie
Liebhaber der Monarchie aus ihnen zu machen" und "Das
Geschlecht, dass die Tyrannei der Männer schon immer für nichtig
erklären wollte, dieses Geschlecht, war in den Revolutionen niemals
nutzlos."
Den
Beitrag der Französischen Revolution zur Emanzipation der Frauen
auswertend, sagte er in Frauen und Politik:
"Die
Französische Revolution, errichtete ein Regime der politischen
Gleichheit für Männer, nicht für Frauen. Die Menschenrechte
könnten eher Männerrechte genannt werden. Mit der Bourgeoisie
endeten Frauen viel mehr von der Politik entfremdet, als mit der
Aristokratie. Bürgerliche Demokratie war eine ausschließlich
männliche Demokratie. Ihre Entwicklung musste aber letztendlich sehr
günstig für die Emanzipation der Frauen sein. Die kapitalistische
Zivilisation hat für Frauen die Erhöhung ihrer Kapazität und
Verbesserung ihrer Stellung im Leben vorgesehen."
Deshalb
wurde genau festgestellt, was die bürgerliche Klasse für Frauen
tut: Während sie in der Lage ist, Bedingungen für ihre Entwicklung
zu schaffen, ist sie nicht in der Lage sie zu emanzipieren.
Mariátegui wusste dies sehr genau: wie der Kapitalismus trotz dieser
Einschränkungen in seiner Entwicklung, für Frauen Türen zu
verschiedenen Aktivitäten öffnet, einschließlich der Politik, ganz
besonders im 20. Jahrhundert, so viel, dass es ein Symbol für das
20. Jahrhundert wird. Mariátegui entwickelt diese Aussage, nennt
viele bemerkenswerte Frauen und weist darauf hin und zeigt die
Beiträge vieler Frauen zur Poesie, zum Roman, zu Kunst im
Allgemeinen und zum Kampf und Politik. So lehrt er uns, wie man
Frauen der verschiedenen Klassen und bekannte Frauen beurteilt,
verweist auf die Vorzüge und Mängel und zeigt, was in jedem
einzelnen Fall das Grundlegende ist und, was noch wichtiger ist, hebt
deren Beiträge zum Fortschritt von Frauen hervor.
2.3.
Die Frauenbewegung
Ein
zentraler Punkt mit großer Wichtigkeit heutzutage ist der
mariáteguistische Ansatz bezüglich der Frauenfrage, mit seinen
Thesen zur Frauenbewegung, von denen drei Teile bemerkenswert sind:
Feminismus, Politisierung von Frauen und Organisation.
In
Bezug auf den FEMINISMUS hält Mariátegui fest, dass er "weder
künstlich noch beliebig" zu uns entsteht, sondern mit der
Einbeziehung von Frauen in Hand- und Kopfarbeit einhergeht. Bei
diesem Standpunkt hebt er hauptsächlich hervor, dass Feminismus bei
Frauen die außerhalb des Heims arbeiten aufblüht und
schlussfolgert, dass die angemessene Umgebung für die Entwicklung
der Frauenbewegung die Universitätssääle und die Gewerkschaften
sind. Er fährt dann mit der Anweisung fort, uns selbst auf diese
Fronten zu orientieren, um die Mobilisierung der Frauen voran zu
bringen. Aber es muss entschieden gesagt werden, dass diese
Orientierung in keiner Weise eine Geringschätzung der Bäuerinnen
impliziert; wir erinnern daran, dass Mariátegui die Bauernklasse als
die Hauptklasse in unserem Prozess annimmt und es gibt keinen Zweifel
daran, dass die Bäuerinnen auch eine Front zur Mobilisierung und
sogar die Hauptquelle, die jede Frauenbewegung, die vom Proletariat
geführt wird, erreichen will, sind.
In
"Feministische Forderungen" legt Mariátegui die Essenz der
Frauenbewegung dar: "Niemand sollte davon überrascht sein, dass
nicht alle Frauen in einer einzigen feministischen Bewegung zusammen
kommen. Der Feminismus hat notwendigerweise verschiedene Farben,
verschiedene Tendenzen. Im Feminismus können drei fundamentale
Richtungen ausgemacht werden, drei substanzielle Farben; bürgerlicher
Feminismus, kleinbürgerlicher Feminismus und proletarischer
Feminismus. Jeder dieser drei Feminismen formuliert seine Forderungen
auf verschiedene Weisen. Die bürgerliche Frau vereint den Feminismus
mit den Interessen der konservativen Klasse. Die proletarische Frau
vereint ihren Feminismus mit dem Glauben der revolutionären Massen
an die Gesellschaft der Zukunft. Der Klassenkampf – ein
historisches Faktum und nicht nur eine theoretische Aussage - "
spiegelt sich auf der Ebene des Feminismus wieder. Frauen, wie
Männer, sind Reaktionäre, Zentristen oder Revolutionäre. Sie
können – konsequenterweise – nicht alle gemeinsam die gleiche
Schlacht schlagen. Im aktuellen menschlichen Panorama trennt die
Klasse Individuen mehr als das Geschlecht."
Das
ist der Kern der Frauenfrage, der Klassencharakter jeder
Frauenbewegung. Und wir müssen das sehr genau im Kopf behalten,
heute mehr denn je, wo wieder mal die Organisation von Frauen
vorangetrieben wird. Es entstehen viele Gruppen, die im Allgemeinen
über ihren festgelegten Klassencharakter, d.h. welcher Klasse sie
dienen, schweigen oder ihn verbergen. Sie predigen eine Vereinigung
von Frauen um ihre Rechte gegenüber den Männern zu fordern, um so
allen Frauen vereint zu dienen, ohne Stellung zur Klasse, für eine
in Aussicht gestellte Transformation, "humanistisch, christlich
und in Solidarität", die nur einige kleinere Modalitäten
unklarer oder verworrener Klassenpositionen durchschreiten muss. Die
grundsätzliche Aufgabe ist es bei jeder Frauen-Gruppe, -Organismus,
-Front oder -Bewegung die Klassenwurzel fest zu stellen, Positionen
abzugrenzen und klar zu machen wem sie dienen, welcher Klasse sie
dienen und ob sie wahrhaft an der Seite des Volkes stehen oder nicht.
Diese
Fragen führen uns zu einem Hauptproblem: Anhand welcher Prinzipien,
auf welchen Klassenkriterien und -orientierung bauen wir eine
Frauenbewegung, die dem Volke dient, auf? Mariátegui´s Position
hierbei ist erleuchtend und konkret: "Feminismus, als reine
Idee, ist im Wesen revolutionär." Und nach ihm ist revolutionär
im Wesen proletarisch. So muss die gesamte Volksfrauenbewegung, die
wirklich dem Volke und der Revolution in Theorie und Praxis dienen
will, eine Frauenbewegung sein, die dem Proletariat folgt. Heute
heißt, in unserem Vaterland, dem Proletariat zu folgen, den Gedanken
Mariátegui’s zu folgen.
Bezüglich
der POLITISIERUNG DER FRAU. Die marxistischen Klassiker haben immer
ein großes Gewicht auf diesem Punkt gelegt, da es ohne diese
unmöglich ist die Mobilisierung und Organisierung von Frauen voran
zu bringen und ohne diese kann die Frau nicht gemeinsam mit dem
Proletariat für ihre eigene Emanzipation kämpfen. Diesem großen
Beispiel folgend hat die peruanische Arbeiterklasse durch Mariátegui
die Wichtigkeit der Politisierung der Frau aufgezeigt und hervor
gehoben, dass Mängel bei oder ein Fehlen der Politisierung der Frau
der Reaktion dient.
"Frauen
sind größtenteils, wegen ihrer geringen oder nicht vorhandenen
politischen Erziehung, keine erneuernde, sondern eine reaktionäre
Kraft." (Figuras y aspectos de la vida mundial)
Dies
ist hinreichend bekannt. Was wir uns fragen müssen ist: Was bedeutet
diese Politisierung? Für den Gründer der Kommunistischen Partei
bedeutet es eine unbedingt notwendige, militante Einbeziehung der
Frauen in den Klassenkampf, ihre Mobilisierung in Übereinstimmung
mit den Interessen des Volkes, ihre Integration in die Klassen- und
Volksorganisationen, Schulung in ihren besonderen Angelegenheiten,
Bildung in der Ideologie der Arbeiterklasse, all dies mit dem
Beistand, Anleitung und unter der Führung des Proletariats. In
Synthese heißt das, Einbeziehung der Frauen in die Politik, in den
Klassenkampf, unter der Führung der Arbeiterklasse.
Bezüglich
der ORGANISIERUNG VON FRAUEN. Der Marxismus lehrt, dass das
Proletariat, um sich seinen Feinden zu stellen und für seine
Interessen zu kämpfen, keine andere Waffe als die Organisation hat.
Dieses Prinzip wird auf das Volk, das nur organisiert stark ist,
angewandt und genauso gilt für Frauen, dass sie nur erfolgreich
kämpfen können, wenn sie organisiert sind.
Als
"überzeugter und bekennender Marxist" hat Mariátegui
diese Prinzipien kreativ angewandt. Er hat der Organisierung von
Arbeiterinnen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Dies sieht man am
Manifest des CGTP, auf das wir uns oben schon bezogen haben:
"Die
gesamte Menge der "Plagen", die auf den ausgebeuteten
Frauen lastet, kann nicht anders gelöst werden, als durch umgehende
Organisierung. Auf die gleiche Weise, wie die Gewerkschaften ihre
Jugendkader hervorbringen müssen, müssen sie ihre Frauensektion
schaffen, wo unsere zukünftigen weiblichen Militanten ausgebildet
werden."
Mariátegui
zeigte die gleichen Bedenken, als das Statut der genannten
Konföderation es unter seiner Führung möglich machte eine
permanente Frauenkommission auf Ebene eines Exekutiv Komitees zu
gründen. Leider wurden diese Orientierungen nicht korrekt in die
Praxis übertragen; sie blieben ein rein bürokratischer
Gewerkschaftsposten, "Frauenangelegenheiten" oder so
ähnlich genannt. Wenn dies überhaupt existiert, dann ohne
organische Verbindung der Frauensektionen der Gewerkschaften, was
eine zu erledigen Aufgabe ist.
Später,
am 4. März 1930, nahm die Kommunistische Partei folgende Punkte an:
"
Erstens – ein provisorisches Sekretariat zur Organisierung der
sozialistischen Jugend, unter direkter Kontrolle der Partei wird
geschaffen.
Zweitens
– ein provisorisches Sekretariat zur Organisierung der
Arbeiterinnen, unter Führung und Kontrolle der Partei, wird
geschaffen.
Drittens
– beide Sekretariate werden für die umgehende Organisierung der
Jugend beider Geschlechter, für ihre politische und ideologische
Ausbildung, kämpfen, als vorbereitende Stufe für ihre
Mitgliedschaft in der Partei." (Martinez de la Torre, s.o., Band
II)
Hier
ist die These Mariátegui´s, durch die Notwendigkeit der
Organisierung von Frauen Aufmerksamkeit zu schenken, auch auf den am
weitesten fortgeschrittenen politischen Ebenen, verwirklicht. Es
drückt seinen Standpunkt aus, dass die Frage der Organisierung von
Frauen letztlich die Frage ist, sie unter der Führung und Kontrolle
der Arbeiterklasse und ihrer Partei zu organisieren.
Solche
Vorschläge führen dazu, dass wir uns selbst über jede
Frauen-Gruppe, -Organisation, -Front oder -Bewegung die Frage stellen
müssen: Für welche Klasse, wie und wofür sind Frauen organisiert?
Und bedenkt, dass diese Punkten nur befriedigend beantwortet, d.h.
für die Klasse und das Volk, werden können, wenn wir selbst den
Standpunkten der Arbeiterklasse folgen.
Diese
drei Punkte: Feminismus, Politisierung von Frauen und Organisierung
von Frauen und die Thesen, die Mariátegui aufstellte, müssen
beständig studiert und angewandt werden, weil nur so eine
authentische Volksfrauenbewegung entwickelt werden kann.
2.4.
Die Emanzipation der Frau
Auch
in diesem Punkt stellt Mariátegui, wie die Klassiker, fest, dass
durch Kapitalismus und Industrialisierung "die Frauen
Fortschritte auf dem Weg ihrer Emanzipation machen." Wie dem
auch sei, in diesem System erlangt sie nicht einmal die volle
rechtliche Gleichstellung. Daher strebt eine konsequente
Frauenbewegung danach weiter zu gehen und auf diesem Weg muss sie
notwendigerweise am Kampf des Proletariats teilnehmen. Dieses
Verständnis führte den großen proletarischen Denker unseres Landes
zu folgender Aussage: "Die feministische Bewegung entsteht
deutlich solidarisch mit der revolutionären Bewegung" und,
dass, obwohl liberal geboren, der Feminismus nur mit der Revolution
anfängt verwirklicht werden zu können:
"Aus
liberalem Schoß geboren, war der Feminismus bis jetzt nicht in der
Lage im kapitalistischen Prozess zu wirken. Erst jetzt, wo der
historische Weg der Demokratie sein Ende erreicht, bekommen Frauen
die politischen und juristischen Rechte von Männern. Und es war die
russische Revolution, die der Frau ausdrücklich und kategorisch die
Gleichheit und Freiheit verlieh. Dies wurde über ein Jahrhundert von
Babeuf und den Egalitaristen vergeblich von der französischen
Revolution gefordert. (Feministische Forderungen)
Und
so entsteht parallel zum Aufbau einer neuen Gesellschaft die neue
Frau, die "grundsätzlich anders sein wird, als die, die durch
die jetzt untergehende Gesellschaft geformt wurde." Diese neuen
Frauen werden in der revolutionären Feuerprobe geschmiedet werden
und sie werden den alten Frauen-Typus, durch das alte ausbeuterische
System, das jetzt an der wahrhaftigen Würdigung von Frauen
untergeht, deformiert, auf den Müllhaufen der Geschichte werfen.
"In
gleichem Maße wie das sozialistische System das individualistische
System ersetzt, wird weiblicher Luxus und Eleganz vergehen ... Die
Menschheit wird einige luxuriöse Säugetiere verlieren, aber
stattdessen viele Frauen gewinnen. Die Kleider der Frauen der Zukunft
werden weniger pompös und teuer sein, aber die Situation der Frau
wird würdevoll. Die Achse des weiblichen Lebens wird sich vom
Individuellen zum Sozialen entwickeln ... Eine Frau wird insgesamt
weniger teuer und dafür mehr wert sein." (Die Frau und die
Politik)
Neben
diesen grundsätzlichen Ideen kümmert sich Mariátegui auch ganz
genau um andere Probleme, die besonders mit Frauen verbunden sind:
Scheidung, Heirat, Liebe etc. Er behandelt sie mit feiner Ironie und
bezieht scharf einen entschiedenen Standpunkt zu ihnen. Trotzdem
konzentriert er sich, als guter Marxist, nicht auf sie als Kernfrage.
Es zu tun würde bedeuten den wesentlichen Kampf und das grundlegende
Ziel zu vergessen, Verwirrung zu stiften und den revolutionären
Kampf zu desorientieren.
Bis
hierher haben wir die zentralen Thesen der Gedanken Mariátegui's zur
Frauenfrage präsentiert. In der Darstellung haben wir aus den
gleichen Gründen, wie bei der Behandlung der marxistischen
Standpunkte zum Thema, viele Zitate benutzt.
3.
ENTWICKELT, MARIATEGUI FOLGEND, DIE FRAUENBEWEGUNG
3.1.
Die Gültigkeit von Mariátegui
Aus
dem was dargelegt wurde setzt sich eine Schlussfolgerung durch: Die
Thesen, die Mariátegui zur Frauenfrage aufgestellt hat, resultieren
aus einer konsequenten Anwendung des Marxismus-Leninismus auf die
konkreten Bedingungen einer halbfeudalen und halbkolonialen
Gesellschaft wie unserer. Darüber gibt es, generell, keine
Meinungsverschiedenheiten und dort wo es keine offene Zustimmung
gibt, zeigt sich durch Schweigen eine scheinbare Akzeptanz solcher
Schlussfolgerungen. Wie dem auch sei, die Frage ist nicht, ob
Mariátegui's Gedanken eine korrekte Anwendung des Marxismus auf Peru
sind. Der zentrale Punkt ist: Welche Relevanz haben seine Ideen
heute? Bei diesem Thema stellen einige, während sie Mariátegui
scheinbar Anerkennung aussprechen, um sein riesiges und immer noch
steigendes Ansehen nicht anzugreifen, seine aktuelle Relevanz in
Frage, indem sie erwähnen, dass vierzig Jahre vergangen sind, und
irrtümlich und betrügerisch die Notwendigkeit hervorheben "die
kreative Entwicklung des Marxismus um ihn zu übertreffen" zu
berücksichtigen.
Die
Analyse dieses Umstands führt uns dazu, wenn auch nur oberflächlich,
einige Standpunkte zur Frauenfrage, die sich in diesem Land erhalten
haben, zu behandeln. Der angesehene und streitbare Denker Don Manuel
Gonzales Prada hat diese Frage in seinem 1904 erschienen Werk
"Sklaven der Kirche", das jetzt in "Stunden des
Kampfes" integriert ist, behandelt. Darin erstellt er wichtige
Konzepte: "Wir können das Volk nicht gut kennen, bis wir die
sozialen und rechtlichen Bedingungen der Frau studiert haben";
"Die moralische Stellung des Mannes kann an dem Konzept, das er
über Frauen hat, gemessen werden: Für den ignoranten und brutalen
Mann ist die Frau nur ein Weibchen, für den geistigen und
kultivierten Mann ist sie Hirn und Herz"; "So wie wir den
Familiennamen unseres Vaters tragen, so tragen wir die moralischen
Entscheidungen unserer Mutter"; "Die Triebkraft, der große
Treibstoff der Gesellschaften, funktioniert nicht geräuschvoll auf
der Plaza oder in revolutionären Clubs, sie wirkt geräuschlos im
Heim". Diese Konzepte helfen uns unsere Aufmerksamkeit auf die
Wichtigkeit der Frau zu konzentrieren. Andererseits drückt er
folgende Ideen aus: "Die Emanzipation der Frau, wie die Freiheit
der Sklaven, ist nicht Sache des Christentums, sondern der
Philosophie", "In protestantischen Nationen wird der
Aufstieg der Frauen so sicher durchgeführt, dass man die vollkommene
Emanzipation voraussehen kann"; "Die Sklaven und die
Leibeigenen schulden ihren Wert als Personen den noblen und
gutherzigen Geistern; die katholische Frau wird sich nur durch die
energischen Aktionen des Mannes emanzipieren" und "in den
Gefechten für die Idee kennt man keine größere Hilfe als die
Liebe".
So
sieht man, dass Gonzalez Prada gleichzeitig, wenn er die
Unterdrückung der Frau, welche er verurteilt, die wichtige Rolle die
sie spielt und die Notwendigkeit sich mit der Frauenfrage zu
beschäftigen aufzeigt, legt er die Emanzipation der Frau dar. Aber
für ihn ist der Ursprung der Frage der Katholizismus, der die Frauen
beherrscht. Er glaubt an die mögliche Emanzipation der Frauen unter
dem Kapitalismus und er zentriert die Frage auf das Individuum. Seine
Ideen bedeuten, so wie bei anderen Themen, einen Beitrag für das
Studium der Frauenfrage in Peru.
Und
diese Ideen sind noch bemerkenswerter, wenn wir sehen, dass fast
dreißig Jahre später Jorge Basadre sagt:
"Gregorio
Marañon hat die essentielle Rolle, die der Frau zukommt, in den
Vordergrund gestellt: Die Liebe. Auf die gleiche Art ist die
essentielle Rolle des Mannes die Arbeit ... Deswegen zieht der Junge
das Spielen mit Soldaten, einem Symbol des Kampfes, von Anstrengung
und ein Streben nach Herrschaft, vor; gleichzeitig zieht das Mädchen
das Spielen mit Puppen, Ausdruck eines frühen Mutterinstinkts, vor.
Ausgerüstet mit einer Vollmacht der Natur, ist die Herrlichkeit der
kreolischen Frau, auch im Falle das sie keine Mestizin ist, so, dass
sie sich von Frauen anderer Breitengrade mit einem eigenem fruchtigen
oder gemüseartigen Geschmack, unterscheidet ... Im Gegenteil ist die
besondere Überlegenheit des Mannes im Geist und, weil der
amerikanischen Geist noch in bestimmender Form von Europa beeinflusst
ist, ist der Mann in Amerika insgesamt der Frau unterlegen ...
Zusammengefasst wird eine amerikanische Ehre verloren oder reduziert
... Eine Frau aus Amerika, die repräsentativ wunderschön ist, kann
im Gegenteil überall Zugang bekommen." (Perú: Problema y
Posibilidad cap. XI. Hier ist der Standpunkt so augenfällig
reaktionär, dass er keinen Kommentar verdient.)
Wie
die herrschenden Klassen uns durch Basadre von der "weiblichen
Natur", deren Wesen die Liebe ist, erzählen,
so drücken sie sich 1940, durch Carlos Miro Quesada Laos, selbst wie
folgt aus:
"Die
Rolle der Frau im modernen Leben ist vielfältig. Dies sind nicht
mehr die Zeiten – sie sind für immer vergangen - als ihr Arbeiten
verboten wurde. Im Gegenteil. Heute arbeitet die Frau in
unterschiedlichen Bereichen ... Weil sie gezeigt hat, dass sie
genauso effizient seien kann wie Männer ... Sie hat daher die
Pflicht, zu studieren, um sich auf die Zukunft vorzubereiten. Wenn
bei diesen Arbeiten Frauen sich die Aufgaben mit den Männern teilen,
sind sie, und werden es immer sein, in anderen besser als Männer.
Was passiert ist, ist, dass die Frau zum Leben viele Dinge beiträgt,
die ihr angeboren sind. Sie hat die Hände einer Mutter und
Krankenschwester. Das ist die Weiblichkeit, die sie, gelobt sei der
Herr, unabhängig von den Kriegen und revolutionären Theorien des
20. Jahrhunderts, niemals verlieren werden. Das Wort „Trost“
beschwört Frauen … Nachdem er den Mann schuf stellte der Schöpfer
… sie an seine Seite, als seine Gefährtin, ihn zu reizen und sein
Leben zu versüßen … Zuerst muss sie ihren Eltern gehorchen, dann
ihrem Lehrer, später ihrem Ehemann und sie muss immer ihrer Pflicht
gehorchen.“ (Drei Konferenzen, Lima, 1941)
Mit
Basadre hat die ausbeutende Klasse die Arbeit der Frauen
zurückgestellt; mit Miro Quesada, unter neuen Anforderungen,
verherrlichen und fordern sie die Arbeit von Frauen. Aber tief im
Inneren basieren beide auf der "weiblichen Natur". Nicht
nur in diesem Bereich tauchen solche Vorstellungen auf. Falsche
Standpunkte finden sich ebenfalls in Schriften und Magazinen, die
einen revolutionären oder gar marxistischen Anspruch haben. Wir
lesen in ihnen Konzepte wie die folgenden: Wenn vom "Sinn des
Lebens" gesprochen wird, verstehen wir, dass ihre Beteiligung an
der "sozialen Veränderung" es erlaubt, dass die Frau
"sich von ihren existentiellen Probleme frei macht, weil der
Sinn des Lebens dann in dem Guten liegt, das jedes Individuums seinem
Nächsten, durch seinen Willen und seine Anstrengung, geben kann."
Angesichts des Themas "Frauen und die Gesellschaft", nach
dem Versuch Engels' Theorie von der Entwicklung der Familie zu
umreißen, wird geschrieben: "wir sind vom Mythos der
Unterlegenheit der Frau besessen. Und daraus entsteht die
Notwendigkeit die Frauen zu befreien ... die Frauenbefreiung kann nur
dann stattfinden, wenn die sozio-ökonomischen Strukturen sich mit
der Entwicklung einer neuen Gesellschaft verändern." So wird
die Befreiung hervorgehoben, nicht aber der soziale Hintergrund, der
mehrdeutig und unpräzise gehalten wird, so landet man bei der
Zentrierung auf "die Regulation der Beziehungen zwischen den
Geschlechtern, als Ausdruck der neuen Ideologie. Sind die Frauen dem
Manne gleich oder sollten es sein, dann wäre die Grundlage dieser
Beziehung:
a)
Die Frauen aus der religiösen Entfremdung befreien ...,
b)
Die Ausübung des Rechts ihren Partner auszuwählen, ohne sich den
Vorurteilen über männliche Initiative unterzuordnen …,
c)
Die Frauenbefreiung nicht als Synonym für freie Liebe zu verstehen
... und (glücklicherweise!)
d)
Die Frau dem Manne gleich, darf nicht mit der Behauptung über ihre
weiblichen Bedingungen aus der Politik ausgeschlossen bleiben ...
Liebe, als Ausgangspunkt für einen sozialen Wandel, sollte der
Anreiz für Jugendliche (Männer und Frauen) sein zu kämpfen, um
eine egalitäre Welt ohne Unterdrückung oder Ungerechtigkeit auf zu
bauen."
Bei
der Veröffentlichung des Märchens "das Pantheon der
Arbeitslosen", ein Weihnachtsmärchen, das auf schlaue Art den
"Großmut der Frau" und den "männlichen Egoismus"
verbreitet, eine getarnte Version von der "weiblichen Natur"
und der "menschlichen Natur": "Nachher schwiegen beide
Gespenster, jedes einzelne mit seinen Gedanken für sich. Die Frau in
ihrer Vergangenheit; der Mann in seiner Zukunft. Die Frau in dem, was
getan werden muss; der Mann in dem, was er für sich selbst tun kann.
Ein Großmut und ein Egoismus, immer an erster Stelle, immer
kämpfend, in der Dunkelheit ihrer Bewusstsein." (Zeitschrift
MUJER, Nr. 1 und 2, ohne Datum, aber sie wurden Ende der 60er Jahre
herausgegeben.) Offensichtlich zeigen die Ideen, die in der
Zeitschrift MUJER zum Ausdruck kommen, trotz ihres angeblichen
revolutionären und marxistischen Standpunkts, einen ausgeprägten
bürgerlichen Hintergrund auf; in keinem Fall sind sie Ausdruck eines
proletarischen Standpunkts zur Frauenfrage.
Was
zeigt uns diese Aufzählung? Die deutlich Wahrheit, dass die Sache
bestimmt keine Frage der Zeit, in der die Standpunkte vorgelegt
wurden, ist, noch ist es das Problem "die kreative Entwicklungen
des Marxismus zu beachten", sondern der Klassenstandpunkt, auf
dem sich eine Aussage begründet, ist das zentrale. Wir haben einen
Standpunkt gesehen, der vor Mariátegui geäußert wurde, der von
González Prada, der, obwohl er 30 Jahre Jahre vor Mariátegui
entsteht, positive Elemente enthält. Ebenso haben wir den Standpunkt
eines Altersgenossen von Mariátegui gesehen, den von Basadre, der
offen reaktionär ist. Am Ende haben wir zwei Standpunkte gesehen,
die nach Mariátegui aufkommen, den von Miro Quesada, der auch
reaktionär ist, obwohl er neue Kriterien aufstellt, und den der
Zeitschrift MUJER, die mehr als 30 Jahr nach Mariátegui erscheint
und mit marxistischen Posen definitiv bürgerlichen Standpunkten
folgt, beide mit der Absicht sich als Revolutionäre und im Dienste
der Emanzipation der Frau Stehende darzustellen.
Was
ist die Schlussfolgerung daraus? Wie wir es gesagt haben, ist das
Problem die Klassengrundlage, auf der ein Standpunkt basiert, in
diesem Fall, ein Standpunkt zur Frauenfrage. Mit Mariátegui, dem
größten Referenten unserer Arbeiterklasse, ist der Standpunkt des
Proletariats zur Frauenfrage festgelegt. Er hat die Grundlage für
die proletarische politische Linie zu diesem Thema bereitet und seine
Standpunkte sind vollkommen gültig, in diesen, so wie in anderen
Fragen der revolutionären Politik des Proletariats in unserem Land.
Deswegen fordert die Entwicklung einer Frauenbewegung des Volkes
heute, mehr denn je, an Mariátegui's Gedanken festzuhalten. All das
mit dem Ausgangspunkt der Akzeptanz der Gültigkeit der Gedanken
Mariátegui's.
3.2.
Kehrt auf den Weg von Mariátegui zurück
Der
Kampf der peruanischen Frauen hat eine lange Tradition, besiegelt mit
Blut. Genauso wie der Kampf der Proletarierinnen, seit über 50
Jahren. Die Frauenorganisationen existieren ebenso seit langer Zeit.
Trotzdem ist der organisatorische Prozess der peruanischen Frau, in
den 60er Jahren, expandiert und so kann man seine strahlende
Perspektive sehen, auch wenn der Weg lang und gekrümmt ist.
Gegenwärtig
habe wir eine Vielfalt von Organisationen mit unterschiedlicher
Ausbreitung und Niveaus und, was das wichtigste ist, alte Saaten
haben zu keimen begonnen und sie richten sich in Richtung der Bildung
einer wahren Frauenbewegung des Volkes. Heute haben wir einen schon
über 50 Jahre alten "Nationalrat der Frauen", der auf der
morschen und überwundenen These von der "weiblichen Natur"
basiert. Wir haben eine "Bewegung für die Rechte der Frau",
die einen Feminismus, dessen Ziel die Befreiung von der Abhängigkeit
vom Mann ist, vorantreibt. Sowie eine Reihe von Organisationen im
Entstehungsprozess, die das herrschende Regime nährt, im Sinne
seines korporativistischen Prozesses, unter der Leitung und Kontrolle
von "Sinamos", mit der Ansicht seiner "Teilnahme der
Frau", welche Teil seiner "Demokratie mit voller
Beteiligung" ist. Diese versteckt, dass die Wurzel der
Unterdrückung der Frau das Privateigentum ist und das die
Unterwerfung der Frau damit begonnen hat. Unsere Geschichte
verdrängend und einen schäbigen "Vulgärmaterialismus"
anwendend, propagieren sie "1968 fängt der revolutionäre
Prozess an, der die wahre Befreiung der Frau mit politischer
Gleichheit und aktiver Beteiligung sucht" um zu der
Schlussfolgerung zu kommen, dass "wir diejenigen sind, die die
unterschiedlichen Formen von weiblicher Organisation schaffen
müssen". Bei all dem stützen sie sich auf den hinterlistigen
bürgerlichen Feminismus. Außerdem haben wir ein Volksbündnis der
peruanischen Frauen, eine Organisation des Rechtsopportunismus, der,
wie immer, einen Apparat der Kollaborateure, der vollständig im
Dienst des Regimes steht, aufgebaut hat.
Das
organisatorische Anwachsen und der Neuanfang der weiblichen Massen
fordert die ernsthafte Untersuchung der Frauenfrage und die
klassenbewusste Analyse der existierenden Organisationen und
denjenigen die im Aufbauprozess sind. Auf diese Art und Weise werden
die Lager voneinander getrennt werden, so dass, genau wie bei anderen
Themen, die zwei Linien über die Frauenfrage, festgelegt werden
können: Die konterrevolutionäre Linie unter dem Befehl des
Imperialismus und der intermediären Bourgeoisie und die
revolutionäre Linie, dessen Führung und Zentrum das Proletariat
ist. So wird der organisatorische Entwicklung der Volksfrauenbewegung
gedient, was erfordert, dass ihr Aufbau unbedingt in der Mitte des
Zweilinienkampfes stattfindet – Ausdruck des Klassenkampfes und der
eigenen und widerstrebenden Interessen der Klassen im Kampfe. Es ist
offensichtlich und es darf nicht vergessen werden, dass es innerhalb
jeder Linie Varianten und Unterschiede, als Ausdruck der Klassen, die
sich um jede Linie gruppieren, gibt. Deswegen liegt das Problem
darin, die zwei sich gegenüberstehenden Linien und innerhalb der
jeweiligen, die Variationen und Nuancen, fest zu legen. Der
Standpunkt, als Ausdruck der befehlenden Klasse, in jeder Linie, gibt
der jeweiligen Linie im Kampfe einen revolutionären oder
konterrevolutionären Charakter.
Alles
was hier dargestellt wurde führt uns zu der Notwendigkeit "auf
den Weg Mariátegui’s in der Frage der Frau zurückzukehren"
um der Herausbildung und Entwicklung einer VOLKSFRAUENBEWEGUNG zu
dienen. Wir verstehen diese als eine vom Proletariat innerhalb der
weiblichen Massen erzeugte Bewegung, die folgende Charakteristiken
besitzt:
Befolgung
der Gedanken Mariátegui’s
klassenbewusste Massenorganisation
dem demokratischen Zentralismus unterstellt
Der
Aufbau dieser BEWEGUNG stellt uns vor zwei Probleme:
Der ideologisch-politische Aufbau, der
notwendigerweise bedeutet, dass ihr Prinzipien und Programm gegeben
werden müssen.
Der organisatorische Aufbau, dem wir dienen
können, indem wir Kerne oder Gruppen von Aktivistinnen bilden, die
Prinzipien und Programm zu den weiblichen Massen führen –
Arbeiterinnen, Bäuerinnen, Werktätige, Studentinnen, Schülerinnen
usw. - Und so für die Politisierung der Frau arbeiten, sie durch
seine Kämpfe mobilisierend und sie für die Teilnahme am
politischen Kampf, in Übereinstimmung mit den Weisungen und der
Politik des Proletariats, organisierend.
Um
diesen Beitrag zum Studium und Verständnis der Frauenfrage zu
beschließen, ist es passend eine Prinzipienerklärung und ein
Programm, die seit einer Weile unter uns im Umlauf sind, hier auch zu
publizieren. Diese Dokumente können – wir unterstreichen, dass wir
verstehen, dass diese einen Projektcharakter haben – als Grundlage
und als nützliche Diskussionsunterlagen für den
ideologisch-politischen Aufbau der VOLKSFRAUENBEWEGUNG, der im Gange
ist, dienen.
PRINZIPIENERKLÄRUNG
Mit
der Entstehung der Klassen, das bedeutet am Anfang der Ausbeutung,
nimmt auch das unterdrückende Joch über die Frau seinen Anfang; von
Sklavinnen zu Leibeigenen, von Leibeigenen zu Arbeiterinnen. Bis
heute ist es so, dass dort wo es Ausbeuter gibt die Frau unterworfen
ist und diese Situation kann nur ein Ende finden, wenn die
klassenmäßige Wurzel der Unterdrückung fällt.
Zwischen
der weiblichen Sklaverei von gestern und formeller Gleichheit von
heute liegen Jahrhunderte von harten und scharfen Kämpfen, oder
Massengewalt, die Siege in Gefechten ohne Hauptquartier errangen.
Eine Gesellschaft entwickelt sich in der Mitte des Klassenkampfes und
die Massen im Gefecht bringen die Gesellschaft voran.
Der
Fortschritt der Frauen war und ist der Fortschritt des Volkes. Aber
sie waren nicht passive Begünstigte, sondern Schwestern in Waffen,
entscheidende Kämpferinnen für die Sache der Unterdrückten und
Militante der ersten Reihe. Die Schützengräben des Volkes sind
überall auch mit der Farbe ihres unauslöschlichen Blutes gefärbt.
Die Frau ist nicht, wie man sagt apolitisch und gleichgültig. Die
Frau, im Besonderen die aus dem Volke, ist eine revolutionäre
Kämpferin.
Die
Töchter der unterdrückten Klassen, Arbeiterinnen, Bäuerinnen und
Werktätige, haben ruhmreiche Namen hervorgebracht, die
emanzipatorischen Bewegungen der Massen zieren: Rosa Luxemburg und
Liu Ju-Lan, sind Beispiele des internationalen revolutionären
Kampfes, und in unserem Volk ist es Micaela Bastidas.
Die
Frau ist kein simples passives Wesen, weder Nippes, noch ein
apolitisches Werkzeug. Die Frau mit Klassenbewusstsein ist eine
unermüdliche Kämpferin und eine entschlossene Militante.
Die
peruanische Frau war und ist eine Kombattantin des Volkes und als
Teil unseres Volkes hat sie gemeinsam mit ihm durch unsere gesamte
Geschichte hindurch gefochten. Der Kampf der Frau in unserer Heimat
hat seine Synthese: Micaela Bastidas.
Die
Frau von heute leidet unter Unterdrückung und Ausbeutung und dies
hat eine Ursache: die halbkoloniale und halbfeudale Situation unseres
Landes. Eine Situation, die schwer wie Berge auf unserem Volk, aber
doppelt so schwer auf den weiblichen Massen von Peru, lasten.
In
dieser Gesellschaft, deren Massen gegen Imperialismus und Feudalismus
aufstehen, nehmen die Frauen ihre Kampfposten ein und schreien ihren
deutlichen Kriegsruf, um sich mit dem donnernden Ruf unseres Volkes
zu vereinen. Der Kampf der peruanischen Frau ist Teil des Kampfes des
unterdrückten und ausgebeuteten Volkes und ihre Feinde sind
dieselben. Ihre gemeinsamen Kämpfe und ihr unaufhaltsamer und
notwendiger letztendlicher Sieg wird auch der gemeinsame, triumphale
und befreiende Sieg seien.
Auch
wenn die peruanische Frau niemals aufgehört hat zu kämpfen, so ist
im Laufe der Zeit ihre breitere und tiefere Teilnahme gefordert.
Heute,
wo die herrschenden Klassen den vom Imperialismus abhängigen
Kapitalismus in unserem Land vertiefen, wo durch die Anwendung von
antidemokratischen und vertikalistischen Auffassungen das Ziel
verfolgt wird die Massen durch korporativistische Formen, die das
Prinzip des Klassenkampfes negieren, zu organisieren, heute, wo man
versucht die weibliche Mobilisierung und Organisierung getrennt vom
Kampf des Volkes und zum Vorteil der Herrschenden durchzuführen,
beginnt die VOLKSFRAUENBEWEGUNG von Ayacucho ihren kämpferischen
Marsch aufs Neue und – mit klarer Bewusstheit über die Situation
in unserem Land – wirft sich in den Kampf für die klassenbewusste
Mobilisierung der peruanischen Frau, im Dienste der
demokratisch-nationalen Revolution.
Diese
Aufgabe wird strikt den wesentlichen Prinzipien folgend durchgeführt:
Es ist nur möglich eine konsequente und feste revolutionäre Rolle
zu erfüllen, wenn dem unbesiegbaren Licht der Gedanken Mariátegui's
gefolgt wird.
Die Massen befreien sich selbst und man muss ihnen dadurch dienen,
indem man bei ihnen das Bewusstsein über ihre Rolle als Schöpfer
der Geschichte durchsetzt.
In unserem Land sind die Massen, auf die wir zu gehen müssen, die
Arbeiterinnen und Bäuerinnen und wir müssen uns immer an die
ärmsten und am meisten ausgebeuteten richten.
Um zu mobilisieren und zu organisieren ist es notwendig zu
untersuchen und zu propagieren, d.h. die konkreten Probleme der
Massen zu kennen und in ihrer Mitte revolutionäre Agitation und
Propaganda zu entwickeln.
Man muss sich in allen Formen, die das Proletariat geschaffen und
entwickelt hat, organisieren.
Die Frau muss an all diesem teilnehmen.
Die Frauen können sich nur korrekt organisieren, wenn man von dem
Klassenprinzip ausgeht, dass man die Frauen mit dem Ausgangspunkt
ihres Klassenstandpunktes zusammenbringt.
Ohne ein klares und richtiges politisches Bewusstsein gibt es keine
Seele, d.h. bewusst und fest den Gesetzen des Volkskampfes in
unserer Heimat zu folgen.
Gehe von den grundlegenden und primären Bedürfnissen der Massen
aus, um Schritt für Schritt, durch den Kampf, das politische
Bewusstsein zu heben. Gehe von meist konkreten Bedürfnissen und
Problemen der Mehrheiten aus und erhöhe sie politisch.
Der revolutionäre Kampf kann nur siegen, wenn er sich mit den
unterdrückten Völkern und Klassen vereint, aber die Hauptsache ist
es sich auf die eigenen Kräfte zu stützen.
Unter diesen Prinzipien, mit dem Ziel die klassenbewusste
Mobilisierung der peruanischen Frau durchzuführen, setzt die
VOLKSFRAUENBEWEGUNG von Ayacucho ihre Anstrengungen,
Entschlossenheit und ihren Kampf durch, um durch die Vereinigung mit
anderen Gleichen die VOLKSBEWEGUNG unseres Landes, als eine vom
Proletariat in den weiblichen Massen erzeugte Bewegung, mit den drei
Charakteristika - 1. Befolgung der Gedanken Mariátegui’s 2.
klassenbewusste Massenorganisation 3. dem demokratischen
Zentralismus unterstellt - zu schaffen und zu entwickeln.
PROGRAMM
Klassenbewusste
Mobilisierung der Frauen, rundum die Ziele der antiimperialistischen
und antifeudalen peruanischen Revolution.
Kämpft gegen die Unterdrückung, die
ökonomisch, politisch und ideologisch auf der Frau lastet. Gleicher
Lohn für gleiche Arbeit, tatsächliche Gleichheit vor dem Gesetz,
gleiche Bildungschancen, Würde für die Frau, gegen die Vorurteile,
Aberglaube und Apolitismus, gegen die ideologische Deformierung.
Für die Erfüllung der Rechte und Leistungen
der Frau; Verteidigt die erkämpften Errungenschaften und weitet die
Rechte durch den Kampf aus.
Ideologische und politische Mobilisierung der
Frau durch die Entwicklung der Agitation und Propaganda, auf den
Gedanken Mariátegui's basierend, und bekämpft den Imperialismus,
die Feudalität und alle rechts- und linksopportunistischen
Standpunkte.
Herausbildung von Klassenbewusstsein und dem
Geiste dem Volk zu dienen, verbindet euch mit den Massen,
hauptsächlich mit den Arbeiterinnen und Bäuerinnen, und kämpft
gemeinsam mit ihnen für ihre Rechte, Errungenschaften und
demokratische Freiheiten.
Organisiert die Frauen auf allen Ebenen.
Kämpft für die Bildung der NATIONALEN FRAUENFÖDERATION PERUS, als
Teil der Einheitsfront des Volkes.
Veranstaltet Frauenveranstaltungen und
-treffen, um die revolutionäre Organisation der peruanischen Frau
zu schaffen und nehmt an Volksveranstaltungen teil und bringt ihre
Stimme ein.
Mobilisiert die Frauen, um sie mit den
Volksmassen zu vereinen und sie an die Kämpfe des Volkes zu binden.
Schafft ein Presseorgan, dass der
klassenbewusste Ausdruck der peruanischen Frau sein sollte.
"RIMARIYNA WARMI" dient diesem Zweck.
Leistet Beihilfe zur Schmiedung der ROTEN
HILFE unseres Volkes. Entwickelt ökonomische Kampagnen damit das
Volk mit seinen eigenen Mitteln rechnen kann.
Verbreitet und entwickelt die Volkskultur.
Kultiviert die Solidarität mit den
unterdrückten Völkern und den ausgebeuteten Klassen. Vereint euch
mit ihnen in ihrem Kampf gegen die reaktionäre Front des
nordamerikanischen Imperialismus und des sowjetischen Revisionismus.
Verbindet euch mit den konsequenten Organisationen, besonders mit
den Frauen, die in der "Revolutionären Weltfront"
kämpfen.
PRINZIPIENERKLÄRUNG
UND PROGRAMM FÜR DIE VOLKSFRAUENBEWEGUNG (Projekte) RIMARIYNA WARMI,
Nr. 2; Stimme der Volksfrauenbewegung Ayacuchos, September 1973
Kommunistische Partei Perus