Thursday, March 7, 2013

Für eine Klassenlinie in der Volksfrauenbewegung

 8. März 2013

 Für eine Klassenlinie in der Volksfrauenbewegung


Den internationalen Frauenkampftag zum Anlass nehmend, ist es uns eine große Freude, zum ersten Mal eine vollständige Übersetzung des sehr wichtigen Dokuments „Marxismus, Mariátegui und die Frauenbewegung“ zu veröffentlichen. Es wurden bereits vorher Teile des Dokuments in deutscher Sprache publiziert, aber die vorliegende Übersetzung ist die erste vollständige. Auch unterscheidet sich diese Übersetzung von der englischen Version die sich im Umlauf befindet, da sie, dem spanischen Original folgend, Vorworte sowie Prinzipienerklärung und Programm am Ende des Dokuments beinhaltet. Uns ist bewusst, dass die Übersetzung noch einer Überarbeitung bedarf, um den Feinheiten der deutschen Sprache gerecht zu werden. Wir werden zusammen mit anderen GenossInnen diese Arbeit in diesem Frühjahr abschließen. Auch mit allen Mängeln in der Übersetzung sind wir überzeugt, dass das Erscheinen dieses Dokuments in deutsch und seine Verbreitung der Entwicklung der revolutionären Frauenbewegung im Besonderen und der klassenbewussten proletarischen Bewegung im Allgemeinen im deutschsprachigen Raum dienen.


Verein Neue Demokratie, März 2013


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Proletarier aller Länder vereinigt euch!



" Für eine Klassenlinie in der Volksfrauenbewegung "


Der Marxismus, Mariátegui und die Frauenbewegung



2. Ausgabe: April 1975





Worte zur Wiederausgabe

Die Verschärfung des Klassenkampfes in den 60er Jahren gab einen neuen Impuls für die Frauenbewegung in unserem Land. Eine Situation die vergleichbar mit dem ist, was auf internationaler Ebene passierte. Das aktuelle Jahrzehnt zeigt sehr deutlich, dass die Frage der Emanzipation der Frau zu einer der wichtigen Frage im politischen Kampf wurde und die kommenden Jahre werden das Gewicht der Frauenmassen in den kommenden großen Kämpfen noch betonen.

Das Jahr 1975 wurde von der UNO als "Das internationale Frauenjahr" erklärt und hier im Land wurde das Jahr "der Peruanischen Frau" erklärt. So wird dieses Jahr ein besonderes Gewicht für die Politisierung, Mobilisierung und Organisierung der Frauen haben. Bei dieser Aufgabe wird ein harter Kampf zwischen der bürokratischen und demokratischen Linie stattfinden. Für die Organisierung der Frauen in dem ersten Fall auf korporative Weise im Dienst der ausbeutenden Klassen und im zweiten Fall demokratisch im Dienst des Volkes. In diesem Zusammenhang und mit dieser Perspektive haben sich die Frauenorganisationen, die seit Jahren dafür kämpfen die Frauen in unserem Mutterland zu politisieren, zu mobilisieren und zu organisieren, unter der Fahne "Kehrt vollkommen auf den Weg von Mariátegui zurück" im letzten Dezember getroffen. So ist das nationale Koordinationskomitee der Volksfrauenbewegung entstanden. Daraus folgt, dass eine neue Etappe im Kampf der Frauen im Land begonnen hat. Die Volksfrauenbewegung ist in die Etappe der Organisierung auf nationaler Ebene eingetreten.

Eine der Aufgaben von diesem Komitee ist es Propaganda zu machen und als Beginn davon, geben wir wieder die Arbeit "Der Marxismus, Mariátegui und die Frauenbewegung" heraus. Das vor einem Jahr vom Volksfrauenzentrum in Lima publiziert und in einer Auflage von 5.000 Exemplaren gänzlich verteilt wurde. Auf diese Art und Weise leisten wir einen Beitrag zu dem unverzichtbaren und jeden Tag dringender werdenden ideologisch-politischen Aufbau der voranschreitenden Frauenbewegung. Wir machen dies mit dem Ausgangspunkt unserer festen Überzeugung, dass nur durch die Anwendung und Entwicklung der Linie über die Emanzipation der Frau in unserem Land, die von Mariátegui festgelegt wurde, wir eine wahre Volksfrauenbewegung, als Teil des Kampfes unseres Volkes, welches für seine Befreiung gekämpft hat, kämpft und kämpfen wird, aufbauen können.

Mit dieser Publikation beginnen wir unsere "AUSGABEN FRAUENEMANZIPATION", eine Serie welche hauptsächlich dazu dienen soll, die unterschiedlichen ideologischen, politischen und organisatorischen Fragen welche beim Aufbau einer Volksfrauenorganisation aufkommen, zu behandeln. Ihre Notwendigkeit und Dringlichkeit ist spürbar und noch deutlicher, wenn wir uns daran erinnern, wie wenig Aufmerksamkeit den Problemen der Organisierung der Massen gegeben wird.


Nationales Koordinationskomitee der Volksfrauenbewegung



Vorstellung

Die Frauenfrage, die Frage der Emanzipation der Frau aus marxistischer Sichtweise betrachtet, wird Tag für Tag wichtiger. Ein Zeichen dafür ist das die UNO beschlossen haben das Weltjahr der Frau zu feiern. Ein weiteres Zeichen ist die Vielfallt der Publikationen über das Thema der Frau welche im Umlauf sind, und was noch wichtiger ist, ist die wachsende Mobilisierung der Frauenmassen in der ganzen Welt.

Auch in unserem Land kann man seit Jahren den wiederkehrenden Impuls der Mobilisierung der Frauen sehen. Einer seiner Ausdrücke ist die Vervielfältigung der Organisationen sowie das merkbare und zunehmende Interesse für die Frauenfrage, welches in Form von Publikationen und Propaganda zum Ausdruck kommt. Das ist so, aufgrund der größeren Beteiligung der Frau im Produktionsprozess und der Verschärfung des Klassenkampfes in unserem Land. Selbstverständlich stellt sich die Politisierung der Frau, als ein unverzichtbarer Teil im revolutionären Marsch unseres Volkes, als das zentrale Problem dar. Noch mehr ist das so, wenn wir uns an Lenins Worte erinnern: "Der Erfolg der Revolution hängt davon ab, in welchem Grad sich die Frauen beteiligen."

Deswegen hört sich für uns heute in unserem Mutterland die Thesen von José Carlos Mariátegui entschieden an: "In unserer Zeit studiert man nicht das Leben in einer Gesellschaft ohne seine Basis zu kontrollieren und analysieren: Die Organisation der Familie, die Situation der Frau" Und wie er die Zukunft der Frauenbewegung voraus gesehen hat: "Zu dieser Bewegung dürfen und können sich die Menschen nicht fremd oder gleichgültig fühlen, die empfindsam für die großen Bewegungen der Epoche sind. Die Frauenfrage ist ein Teil der Menschenfrage."

Halten wir diese Wörter sehr präsent wenn wir "Menschen die empfindsam sind für die großen Bewegungen der Epoche" sein wollen; wenn wir, die den revolutionären demokratisch-nationalen Prozess, mit welchem unser Volk sich beschäftigt und welcher noch seine Verwirklichung erwartet, dienen wollen. Auf diese Art und Weise bewahren wir uns vor der bequemen Gleichgültigkeit, der einfachen Kritik oder dem negierenden Angriff, hinter welchem das tiefe Unverständnis steht, wenn wir die Mobilisierung der Peruanischen Frau unterstützen, dienen wir wirklich dem Volk und seiner Revolution, welche niemand anderes als es selbst durchführen kann.

Wenn die Sachen so festgelegt sind, entsteht eine Fragestellung: Welchen Typ von Frauenbewegung soll man vorwärts bringen und unterstützen? Diese Frage ist lebenswichtig, wenn man spüren kann wie der bürgerliche Feminismus erweckt wird und sich in schnellem Rhythmus ausgebreitet. Die Antwort ist eine und sie ist konkret: eine wahre Volksfrauenbewegung kann nicht gegründet werden und sich nicht entwickeln ohne den Standpunkt der Arbeiterklasse, den Marxismus, als Ausgangspunkt und als Teil der Volksbewegung, von deren Befreiung die Emanzipation der Frau abhängig ist. Eine Volksfrauenbewegung kann deshalb nur auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus, was in unserem Mutterland auf der Grundlage der Gedanken von Mariátegui heißt, entstehen. Als Schlussfolgerung, die Entwicklung der Frauenbewegung in Peru ist abhängig davon, dass man auf den Weg von Mariátegui zurückkehrt, die Politik, die er über die Politik der Frau festgehalten hat, hochhält und dieses ideologisch-politische Gefecht auszukämpfen, als einen Teil der Polemik, um den Gedanken von Mariátegui als Befehl für unser Volk durchzusetzen. So behüten wir uns vor dem bürgerlichen Feminismus, den Spaltereien, welche durch die Gegenüberstellung von Frauen und Männern die Organisationen zerbrechen und die Massen spalten. Deswegen ist nur die Politik von Mariátegui im Besonderen zu befolgen, so dass es möglich wird die Frauenorganisationen und Frauenabteilungen in den Massenorganisationen zu kreieren, wie damals el Amauta die Gewerkschaften angewiesen hat. Das stärkt und entwickelt die Massenorganisationen und stärkt die kämpferische Einheit des Volkes.

Innerhalb dieser Linie entwickelt sich das VOLKSFRAUENZENTRUM und - wie die Fakten zeigen – es strebt nach (sich bewusst über die unaufschiebbare Notwendigkeit der Politisierung der peruanischen Frau, welche rückständig ist, aufgrund unserer gesellschaftlichen Bedingungen der Unterdrückung, welche ihren Ursprung in ihrer Beschaffenheit als halbkoloniale und halbfeudale Nation hat) und kämpft für die Schaffung und Entwicklung einer VOLKSFRAUENBEWEGUNG Perus. Eine Aufgabe, deren Durchführung eine lange und hartnäckige Arbeit erfordert, welche selbst eine Arbeits-Parole für die Arbeit, welche das ZENTRUM, zusammen mit anderen gleichartigen Organisationen aus anderen Teilen des Landes, leistet, bekommt. Und, in Synthese, wie man diese Bewegung, der wir dienen einfach und vollkommen versteht, als eine vom Proletariat generierte Bewegung, innerhalb der Frauenmassen, dadurch charakterisiert, dass es Mariátegui befolgt, sich als eine Massenorganisation entwickelt und sich an den demokratischen Zentralismus hält.

Das VOLKSFRAUENZENTRUM hat mit Sicherheit als gemeinsame Aufgabe, dass es sich entwickelt und sich bewusst ist über die Notwendigkeit des ideologisch-politischen Aufbaus der VOLKSFRAUENBEWEGUNG für welche es kämpft. Es publiziert die vorliegende Arbeit: "DER MARXISMUS, MARIATEGUI UND DIE FRAUENBEWEGUNG" als einen Beitrag zur Analyse, Debatte und der Aufstellung von Grundlagen für einen wahren Prozess zur Politisierung, Mobilisierung und Organisierung der peruanischen Frau, der im Gange ist. Das Volksfrauenzentrum ist sich sicher, dass die Debatte sich für diejenigen, die sich wünschen mit Klarheit und Offenheit zu debattieren, öffnet und das die Massen diejenigen hören, die bestätigen, und nicht diejenigen, die nur negieren, was Mariátegui gelehrt hat. Auch wenn der Weg lang ist werden wir keinen Orientierungspunkt haben, wenn wir uns nicht auf eine klare und definierte Politik über die Emanzipierung der Frau berufen. Für uns, als die peruanische Frau im Allgemeinen, kann dies kein anderer sein als zu dem Weg von Mariátegui zurückzukehren und ihn weiter zu entwickeln.

So ist der Geist der uns antreibt und, wenn es so ist, dass wir die Polemik vom Standpunkt des Proletariats im Dienste der Politisierung der peruanischen Frau erschaffen, dann sind unsere Anstrengungen der Mühe wert gewesen und haben sich vielfach gelohnt. Zusätzlich ist die Propagierung der Ideen des Proletariats niemals umsonst, egal wie lange es dauert von der Aussaht bis zur Ernte, wie Lenin schon sagte. Dem folgen wir mit Vertrauen in die peruanische Frau und unser Volk.


VOLKSFRAUENZENTRUM




DER MARXISMUS, MARIATEGUI UND DIE FRAUENBEWEGUNG
1. DIE FRAUENFRAGE UND DER MARXISMUS

Die Frage der Frau ist eine wichtige Frage für den Volkskampf. Seine Bedeutung ist heute umso größer, wo die Aktionen zur Mobilisierung der Frauen zunehmen, eine Mobilisierung, die vom Standpunkt der Arbeiterklasse her notwendig und fruchtbar ist und den Volksmassen dient. Die jedoch zu einem Mittel der Spaltung wird und die Volkskämpfe bremst, wenn sie von den Ausbeuterklassen zu deren Nutzen betrieben wird.

In dieser neuen Periode der Politisierung der Frauenmassen, in der wir uns befinden, und deren Grundlage die größere ökonomische Betätigung der Frauen in unserem Land ist, halten wir es für unabdingbar, dem Frauenproblem größte Aufmerksamkeit zu widmen, was Studium und Untersuchung, politische Eingliederung und die daraus folgende Organisierungsarbeit angeht. Diese Aufgabe verlangt, uns die große These Mariátegui’s zu vergegenwärtigen, der lehrte: „DIE FRAUEN SIND EBENSO WIE DIE MÄNNER REAKTIONÄR, ZENTRISTISCH ODER REVOLUTIONÄR. FOLGLICH KÖNNEN SIE NICHT ZUSAMMEN DIE GLEICHE SCHLACHT SCHLAGEN. IM GEGENWÄRTIGEN MENSCHLICHEN PANORAMA UNTERSCHEIDET DIE KLASSE DIE INDIVIDUEN MEHR ALS DAS GESCHLECHT.“ Aus diesem Grunde bedingt die Notwendigkeit eines wissenschaftlichen Verständnisses des Frauenproblems von Anfang an und unzweifelhaft, von der Konzeption der Arbeiterklasse, dem Marxismus, auszugehen.


1.1. Die Theorie über Frauen als „minderwertige weibliche Natur“

Seit Jahrhunderten haben die Ausbeuterklassen die Pseudotheorie der „minderwertigen weiblichen Natur“, die dazu gedient hat, die Unterdrückung zu rechtfertigen, die heute die Frauen in den Gesellschaften erfahren, wo weiterhin Ausbeutung herrscht, vertreten und durchgesetzt.

Das jüdische Gebet "Gesegnet sei Gott, unser Herr und Herr der ganzen Welt, dafür mich nicht als Frau geschaffen zu haben," während jüdische Frauen im Gegenzug beten "Gesegnet sei Gott welcher mich gemäß seines Willens geschaffen hat" äußert offensichtlich die Missachtung, welche die antike Welt für die Bedingung der Frauen hatte. Diese Ideen dominierten die griechische Sklavenhaltergesellschaft. Der berühmte Pythagoras sagte: "Es gibt ein gutes Prinzip, das die Ordnung, das Licht und den Mann, und ein schlechtes Prinzip, das das Chaos, die Finsternis und die Frau geschaffen hat." Und sogar der große Philosoph Aristoteles verkündete: "Die Frau ist Frau aufgrund eines Mangels" und "der Charakter der Frauen leidet unter einem natürlichen Defekt".

Dieser Ansatz hielt bis zum Ende der römischen Sklavengesellschaft und zum Mittelalter an, die Missachtung für Frauen intensivierte sich bei den christlichen Vordenkern, die den Frauen unterstellten, sie seien die Quelle der Sünde und der Vorraum der Hölle. Tertullian behauptete: "Weib, du bist die Pforte zur Hölle. Du hast den überredet, den der Teufel nicht von vorne anzugreifen wagte. Deinetwegen hat Gottes Sohn sterben müssen; in Trauer und Lumpen solltest du einhergehen." Der Heilige Augustinus: "Die Frau ist eine Kreatur ohne Halt und Festigkeit". Während diese verdammten, haben andere über die weibliche Unterlegenheit und Gehorsamkeit geurteilt, so predigte Paulus von Tarsus, der Apostel: "Der Mann ist nicht vom Weib, sondern das Weib vom Manne; und der Mann ist nicht geschaffen um des Weibes Willen, sondern das Weib um des Mannes Willen." Und "aber wie nun die Gemeinde ist Christo Untertan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen". Jahrhunderte später im 13. Jahrhundert predigte Thomas von Aquin auf die gleiche Art und Weise weiter: "Der Mann ist des Weibes Haupt, Christus aber ist des Mannes Haupt." Und "es steht fest, dass das Weib dazu bestimmt ist, in der Botmäßigkeit des Mannes zu leben und, dass sie keine Macht über sich selber hat."

Das Verständnis der Bedingung der Frau hat mit der Entwicklung des Kapitalismus keinen großen Fortschritt gemacht, auch wenn Condorcet auf den sozialen Ursprung der Bedingung der Frau zielt, wenn er sagte: "Man hat gesagt, dass die Frauen ... kein eigentliches Rechtsgefühl hätten, dass sie leichter ihrem Gefühl als ihrem Gewissen gehorchen ... (Aber) nicht die Natur, sondern die Erziehung hat diesen Unterschied hervorgebracht." Und der große Materialist Diderot schrieb: "Frauen, ich beklage euch" und "in allen Lebensgewohnheiten hat sich die Grausamkeit der bürgerlichen Gesetze gegen die Frauen mit der Grausamkeit der Natur vereint. Sie sind behandelt worden wie Wesen, die ihres Verstandes nicht mächtig sind." Rousseau der fortgeschrittene Ideologe der französischen Revolution hat gesagt: "Die ganze Erziehung der Frauen soll auf den Mann bezogen sein ... Die Frau ist dazu gemacht, dem Manne nachzustehen und seine Ungerechtigkeiten zu ertragen." Diese bürgerlichen Standpunkte reichen weiter in die Epoche des Imperialismus hinein und werden immer noch reaktionärer und dieser Standpunkt vereint sich mit den Standpunkten des Christentums und wiederholen sich in den alten Thesen, die von Papst Johannes XXIII festgestellt wurden: "Gott und die Natur hat der Frau andere Aufgaben gegeben als dem Manne. Sie soll das Werk des Mannes veredeln und ergänzen."

So sehen wir, wie die ausbeutenden Klassen über die Zeit die "minderwertige weibliche Natur" gepredigt haben. Das haben sie, basierend auf idealistischen Anschauungen, welche die Existenz von einer "minderwertigen weiblichen Natur" unabhängig von den gesellschaftlichen Bedingungen wiederholt, getan. Diese ist nichts anderes, als ein Teil der antiwissenschaftlichen These über die "menschliche Natur". Aber zusätzlich zu dieser sogenannten "weiblichen Natur", als ein ewiges und unveränderliches Wesen, fügt man das Adjektiv "minderwertig" hinzu. Die Bedingungen der Unterdrückung und Vormundschaft der Frau ist sozusagen ein Resultat von ihrer "natürlichen Unterlegenheit gegenüber dem Mann". Mit dieser Pseudotheorie hat man versucht die Unterwerfung der Frau beizubehalten und zu "rechtfertigen".

Zum Schluss hat sogar der beachtenswerte materialistische Denker Demokrit Vorurteile gegenüber der Frau entwickelt ("Eine Frau, die mit Logik vertraut ist: Eine schreckliche Sache." "Ein Weib ist viel mehr als der Mann darauf erpicht, Bosheiten auszuhecken."). Und ihre Verteidigung hat sich auf metaphysischen und religiösen Argumenten gegründet (Eva bedeutet Leben und Adam bedeutet Erde; weil sie nach ihm geschaffen wurde, wurde sie besser vollendet). Auch wenn die Bourgeoisie eine revolutionäre Klasse war, hat sie die Frau nur im Verhältnis zum Mann verstanden, nicht als ein unabhängiges Wesen.

1.2. Die Entwicklung des Kapitalismus und die Frauenbewegung

Die Entwicklung des Kapitalismus gliedert die Frau in die Produktion ein und schafft damit Grundlagen für ihre Entwicklung. Mit der Teilnahme am Produktionsprozess haben die Frauen die Möglichkeit, sich unmittelbarer am Klassenkampf und an den Kampfaktionen zu beteiligen. Der Kapitalismus führte zu den bürgerlichen Revolutionen und in ihnen entwickelten sich die weiblichen Massen, vor allem die arbeitenden Frauen weiter.

Die französische Revolution, die meist avancierte, da die Bourgeoisie führte, war ein guter Nährboden für die weibliche Aktion. Die Frauen mobilisierten sich zusammen mit den Massen und durch ihre Teilnahme in den politischen Clubs haben sie revolutionäre Aktionen entwickelt. In diesen Kämpfen organisierten sie eine "Gesellschaft für Republikanische und Revolutionäre Frauen" und durch Olympe de Gouges forderten sie 1789 eine "Erklärung über die Rechte der Frauen" und sie gründeten Zeitungen wie "die Ungeduldigen" um ihre Bedingungen und Forderungen zum Ausdruck zu bringen. Die Entwicklung des revolutionären Prozesses erfocht die Abschaffung des Erstgeburtsrechts und die Abschaffung der männlichen Privilegien. Sie haben gleiche Erbrechte bekommen wie die Männer und sie haben das Recht zur Scheidung bekommen. Ihre kämpferische Beteiligung hat einige Früchte gebracht.

Aber man wollte den großen revolutionären Impuls der Frauen zurückhalten, indem man ihnen den Zugang zu den politischen Clubs verweigerte, ihre Politisierung wurde bekämpft und man hat ihnen vorgeworfen, dass sie zurück hinter den Herd gehen sollten und man hat ihnen gesagt: "Seit wann ist es für die Frauen erlaubt ihrem Geschlecht abzuschwören und sich als Männer darzustellen? Die Natur hat zu der Frau gesagt: Sei Frau. Deine Arbeit ist es, auf die Kinder aufzupassen, die haushaltlichen Kleinigkeiten und die unterschiedlichen Schwierigkeiten der Mutterschaft." Zusätzlich mit der bürgerlichen Reorganisation, die Napoleon mit dem Code Civil begann, ist die Frau nochmals der Vormundschaft unterworfen, ihre Person und Güter fallen unter die Herrschaft des Ehemannes; die Nachforschung der Vaterschaft wurde verweigert; die verheiratete Frau, sowie die Prostituierte sind ihrer Bürgerrechte beraubt; ihr wird die Scheidung verboten und das Recht ihre Eigentümer zu veräußern.

An der französischen Revolution lässt sich klar erkennen, wie der Fortschritt oder der Rückzug der Frauen mit dem Fortschritt und Rückzug des Volkes und der Revolution einhergeht. Das ist eine wichtige Lehre. Es besteht eine Interessenübereinstimmung der Frauenbewegung mit dem Volkskampf, denn die Frauenbewegung ist ein Teil des Volkskampfes.

Auf die gleiche Art und Weise zeigt diese bürgerliche Revolution, wie die Ideen über die Frau einem Prozess, welcher vergleichbar mit dem politischen Prozess ist, folgen. Als der revolutionäre Aufschwung bekämpft und gestoppt war, kamen wieder reaktionäre Ideen über die Frau auf. Bonald behauptete: "Der Mann ist für die Frau, was die Frau für das Kind ist." Auguste Comte, der als "Vater der Soziologie" gilt, vertrat, dass Weiblichkeit eine Form der kontinuierlichen Kindheit ist und, dass diese biologische Kindheit in einer intellektuellen Schwäche Ausdruck findet. Balzac schrieb: "Die Bestimmung der Frau und ihr einziger Ruhm liegt darin, das Herz der Männer schlagen zu lassen. Die Frau ist ein Eigentum, das man kontraktlich erwirbt; sie ist bewegliches Eigentum, denn der Besitz macht den Rechtsanspruch aus; schließlich ist die Frau genaugenommen nur ein Annex des Mannes." All diese reaktionäre Ideologie ist in den folgenden Worten Napoleons synthetisiert: "Die Natur hat Frauen zu unseren Sklaven gemacht... Sie sind unser Eigentum...; Frauen sind nicht mehr als Maschinen zur Produktion von Kindern." Ein Zeichen dafür, dass das weibliche Leben an "Küche, Kirche, Kindern" ausgerichtet sein sollte, ein Slogan, der in diesem Jahrhundert von Hitler bekräftigt wurde.

Die französische Revolution erhob die drei Prinzipien der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit und versprach Gerechtigkeit und die Durchsetzung der Forderungen des Volkes. Doch sehr bald traten ihre Klasseninteressen in Widerspruch zu denen der Massen, und es zeigten sich ihre Grenzen und die Formalität ihrer Grundsatzerklärungen. Elend, Hunger und Ungerechtigkeit herrschten weiter, wenn auch unter neuen Formen. Gegen diese Situation wandten sich die Utopisten mit einer niederschmetternden und klugen Kritik, doch aufgrund der historischen Bedingungen konnten sie nicht die Wurzel des Übels erkennen. Die utopischen Sozialisten verurteilten auch die Bedingungen der Frau unter dem Kapitalismus. Fourier, ein Vertreter dieser Position, zeigte auf: „Der Wandel einer historischen Epoche lässt sich immer durch den Fortschritt in der Haltung gegenüber den Frauen bestimmen ... Der Grad der Frauenemanzipation bildet den natürlichen Maßstab für die allgemeine Emanzipation.“

Es ist nützlich, diese große Feststellung den Ideen des Anarchisten Proudhon über die Frau gegenüber zu stellen. Heute, wo versucht wird, die Anarchisten als ein Beispiel der revolutionären Klarsicht und Konsequenz darzustellen und sie überall propagiert werden, ist es gut, ihre Ideen zu kennen. Proudhon vertrat, dass die Frau aufgrund ihrer körperlichen, intellektuellen und moralischen Stärke dem Mann unterlegen ist, und dass, alles zusammen genommen, der Wert der Frau 8/27 des Wertes des Mannes sei. So repräsentiert für diesen "Vorkämpfer" die Frau weniger als ein Drittel des Wertes des Mannes. In dieser Aussage kommt das kleinbürgerliche Denken, dass die Wurzel jedes Anarchismus ist, ihres Verfassers zum Ausdruck.

Mit ihrer zunehmenden Eingliederung in den Produktionsprozess im Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelte die Frau ihren Kampf um ihre Forderungen weiter und vereinigte sich mit der Gewerkschaftsbewegung und der revolutionären Bewegung des Proletariats. Ein Beispiel dafür ist Louise Michel, Kämpferin der Pariser Kommune von 1871. Doch die Frauenbewegung im Allgemeinen wurde auf den Suffragismus, den Kampf um das weibliche Wahlrecht ausgerichtet. Dahinter steckte die falsche Idee, dass mit dem Stimmrecht und der Teilnahme am Parlament die Rechte der Frauen durchgesetzt werden könnten. Auf diese Art wurde die feministische Aktion in Richtung des parlamentarischen Kretinismus gelenkt. Es ist jedoch gut, daran zu erinnern, dass das Wahlrecht der Frau nicht geschenkt wurde, sondern dass die Frauen am Ende des vorigen und zu Beginn dieses Jahrhunderts einen offenen und entschlossenen Kampf führen mussten, um es zu erhalten. Der Kampf für das weibliche Stimmrecht und seine Erkämpfung zeigen einmal mehr, dass, auch wenn es eine Eroberung darstellt, dies nicht das Mittel ist, das eine wirkliche Veränderung der Situation der Frau bewirkt.

Im 20. Jahrhundert erfolgt eine stärkere Entwicklung der weiblichen Aktivität in der Wirtschaft, die Zahl der Arbeiterinnen nimmt zu, ebenso wie die der Angestellten. Hinzu kommt eine große Anzahl von Akademikerinnen. Die Frauen halten in alle Bereiche der Wirtschaft Einzug. In diesem Prozess sind die beiden Weltkriege von großer Bedeutung, denn sie führen zur Eingliederung in die Wirtschaft von Millionen von Frauen als Ersatz für die Männer, die an die Front geschickt werden. All das begünstigt die Mobilisierung, Organisation und Politisierung der Frauen, und seit den fünfziger Jahren erlebt der Frauenkampf einen neuen Aufschwung, der bis in die sechziger Jahre reicht und eine große historische Perspektive besitzt.

Wir kommen zu der Schlussfolgerung, dass der Kapitalismus durch die Eingliederung der Frauen in die Wirtschafft die Grundlagen für ihre Mobilisierung zur Durchsetzung ihrer Forderungen schafft. Doch der Kapitalismus ist nur in der Lage, den Frauen eine formal-rechtliche Gleichstellung zu geben. Er kann sie keinesfalls emanzipieren. Das hat die ganze Geschichte der Bourgeoisie bewiesen, eine Klasse, die selbst in ihrer fortschrittlichsten Revolution, der französischen des 18. Jahrhunderts nicht über formale Forderungen hinauskam. Darüber hinaus zeigt die spätere Entwicklung der revolutionären Prozesse des Bürgertums und das 20. Jahrhundert nicht nur, dass die Bourgeoisie den Frauenmassen nicht ihre Emanzipation geben kann, sondern, dass mit der Entwicklung des Imperialismus die bürgerliche Konzeption über die Situation der Frau zunehmend reaktionärer wird und die soziale, wirtschaftliche, politische und ideologische Unterdrückung verstärkt, auch wenn er sie auf viele Arten beschönigt und verschleiert.


1.3. Der Marxismus und die Emanzipation der Frau

Der Marxismus, die Anschauung der Arbeiterklasse, begreift den Menschen als ein Produkt seiner sozialen Beziehungen, die sich im Laufe der Geschichte und gemäß dem sozialen Prozess verändern. Von daher ist der Marxismus vollkommen gegen die These der „menschlichen Natur“ als ewige, unveränderbare Wirklichkeit unabhängig von den sozialen Bedingungen, denn dieser Standpunkt entspricht dem Idealismus und der Reaktion. Die marxistische Position überwindet den mechanischen Materialismus (der alten Materialisten vor Marx und Engels), der, unfähig den historischen und sozialen Charakter des Menschen als Veränderter der Wirklichkeit zu verstehen, in metaphysische und spirituelle Anschauungen verfielen, wie im Fall Feuerbachs.

Da der Marxismus den Menschen als eine konkrete Wirklichkeit versteht, die im Laufe der Geschichte von der Gesellschaft hervorgebracht wird, ist er gegen die These der „weiblichen Natur“, denn diese ist nichts anderes als die Ergänzung der so genannten „menschlichen Natur“, und von daher eine Bestätigung, dass die Frau über eine ewige und unveränderbare Natur besitzt. Noch schlimmer ist, dass, wie wir gesehen haben, der Idealismus und die Reaktion unter der „weiblichen Natur“ eine „mangelhafte, im Vergleich zur männlichen minderwertige Natur“ verstehen.

Für den Marxismus ist die Frau, ebenso wie der Mann, nichts weiter als ein Produkt ihrer sozialen Beziehungen, die durch die Geschichte bestimmt werden und die sich gemäß des Wandels der Gesellschaft in ihrem Entwicklungsprozess verändern. Die Frau ist also ein soziales Produkt und ihre Veränderung verlangt die Veränderung der Gesellschaft.

Bei der Betrachtung des Problems der Frau vertritt der Marxismus eine materialistische und dialektische Position, eine wissenschaftliche Anschauung, die ein vollständiges Verständnis erlaubt. Beim Studium, der Untersuchung und dem Verständnis der Frau und ihrer Bedingungen setzt der Marxismus die Situation der Frau in Beziehung zum Privateigentum, zur Familie und zum Staat, denn die Bedingungen und die Stellung der Frau in der Geschichte sind aufs engste mit dem geschichtlichen Prozess dieser drei Faktoren verbunden.

Ein außerordentliches Beispiel der konkreten Analyse des Problems der Frau unter diesem Gesichtspunkt finden wir in „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ von F. Engels, der die Ablösung des Mutterrechts durch das Vaterrecht als den Beginn der weiblichen Unterwerfung aufzeigt:

„In dem Verhältnis also, wie die Reichtümer sich mehrten, gaben sie einerseits dem Mann eine wichtigere Stellung in der Familie als der Frau und erzeugten andererseits den Antrieb, um die hergebrachte Erbfolge zugunsten der Kinder umzustoßen. ... Denn diese Revolution - eine der einschneidensten, die die Menschen erlebt haben - brauchte nicht ein einziges der lebenden Mitglieder der Gens zu berühren. Alle ihre Angehörigen konnten nach wie vor bleiben, was sie gewesen. Der einfache Beschluss genügte, dass in Zukunft die Nachkommen der männlichen Genossen in der Gens bleiben, die der weiblichen aber ausgeschlossen sein sollten, indem sie in die Gens des Vaters übergingen. Damit war die Abstammungsrechnung in weiblicher Linie und das mütterliche Erbrecht umgestoßen, männliche Abstammung und väterliches Erbrecht eingesetzt. Wie sich diese Revolution bei den Kulturvölkern gemacht hat, und wann, darüber wissen wir nichts. Sie fällt ganz in die vorgeschichtliche Zeit. ... Der Umsturz des Mutterrechts war die WELTGESCHICHTLICHE NIEDERLAGE DES WEIBLICHEN GESCHLECHTS. Der Mann ergriff das Steuer auch im Haus, die Frau wurde entwürdigt, geknechtet, eine Sklavin seiner Lust und bloßes Werkzeug der Kindererzeugung.“ [unsere Hervorhebung]

Dieser Paragraph von Engels stellt die grundsätzliche These des Marxismus über das Problem der Frau auf: die Stellung der Frau stützt sich auf die Eigentumsverhältnisse, auf die Formen des Eigentums, die über die Produktionsmittel ausgeübt werden, und auf die Produktionsverhältnisse, die daraus hervorgehen. Diese These des Marxismus ist von entscheidender Bedeutung, denn sie legt fest, dass die Unterdrückung der Frau ihre Ursache in der Herausbildung, der Durchsetzung und der Entwicklung des Rechtes auf Privateigentum an den Produktionsmitteln hat, und daher ihre Emanzipation mit der Zerstörung dieses Rechts verbunden ist. Für ein marxistisches Verständnis des Problems der Frau ist diese große These unumgänglich, und dies heute mehr denn je, wo so genannte Revolutionäre und selbsternannte Marxisten versuchen, die weibliche Unterdrückung nicht aus der Herausbildung und der Durchsetzung des Privateigentums, sondern aus der einfachen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung abzuleiten, die der Frau eine weniger wichtige Beschäftigung als dem Mann zuwies und sie ins Haus verbannte. Diese Position ist trotz seiner vielfachen Propagierung und des Versuches, sie als revolutionär darzustellen, nichts anderes als der Ersatz der marxistischen Position über die Emanzipation der Frau durch eine bürgerliche, und stellt im Grunde eine neue Form der so genannten unveränderbaren „weiblichen Natur“ dar.

Dadurch das Engels diese materialistische dialektische Ausgangsposition entwickelte zeigte er auf, wie sich auf dieser Grundlage die monogame Familie herausbildete, über die er sagt: „Sie war die erste Familienform, die sich nicht auf naturwüchsige, sondern auf ökonomische Bedingungen stützte, nämlich auf den Sieg des Privateigentums über das ursprüngliche naturwüchsige Gemeineigentum.“ Und: „So tritt die Monogamie keineswegs in die Geschichte als die Versöhnung von Mann und Weib, noch viel weniger als ihre höchste Form. Im Gegenteil. Sie tritt auf als Unterjochung des einen Geschlechts durch das andre, als Proklamation eines bisher in der ganzen Vorgeschichte unbekanntes Widerstreits der Geschlechter.“ („Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“)

Nach der Feststellung, dass das Privateigentum die Grundlage der monogamen Familienform ist, die die Unterdrückung der Frau bestimmt, legt Engels die Beziehung zwischen den drei grundlegenden Formen der Ehe und den drei großen Entwicklungsstadien des Menschen: Wildheit und Gruppenehe, Barbarei und Paarungsehe, Zivilisation und Monogamie mit ihrer Ergänzung, dem „Ehebruch und der Prostitution“ dar. So entwickeln die Klassiker des Marxismus die These über den historischen Wandel der sozialen Situation der Frau und ihrer Stellung in der Gesellschaft und zeigen auf, dass die Situation der Frau aufs Engste mit dem Privateigentum, der Familie und dem Staat verbunden ist, der der Apparat ist, der diese Beziehung juristisch festlegt, sie aufzwingt und mit Gewalt durchsetzt.

Diese von Engels systematisierte, wissenschaftliche Feststellung ist das Ergebnis einer marxistischen Analyse der Situation der Frau im Verlauf der Geschichte und auch die elementärste Untersuchung beweist vollkommen ihre Richtigkeit und Gültigkeit, die Grundlage und Ausgangspunkt der Arbeiterklasse für das Verständnis des Problems der Frau sind. Folgender historischer Abriss dient uns als Beispiel für die These Engels und der Klassiker.

In der Urgesellschaft vollzog sich das Leben von Männern und Frauen in einer spontanen Gleichheit auf der Grundlage der naturwüchsigen Arbeitsteilung aufgrund von Alter und Geschlecht und die Frau nahm an den Entscheidungen der gesellschaftlichen Gruppe teil, und mehr noch, die Frauen waren umgeben von Respekt und Rücksichtnahme und erfuhren eine ehrenvolle und sogar bevorzugte Behandlung. Durch die Zunahme der Reichtümer wurde die Stellung des Mannes in der Familie gestärkt und mit der Ablösung des Mutterrechts durch das Vaterrecht beginnt die Benachteiligung und die Erniedrigung der Frau, deren Echo dringt vor bis in die Zeit des großen griechischen Tragikers Aischylos, der in seinem Werk "Die Eumeniden" schrieb:
"Die Mutter gibt dem Kinde nicht das Leben,
Wie man wohl sagt. Sie nährt den jungen Keim.
Das Leben zeugt der Vater. Sie bewahrt es
Als Pfand, wie einem Gastfreund, wenn ein Gott
Es nicht versehrt ..."
In der griechischen Sklavenhaltergesellschaft ist die Stellung der Frau geprägt von Unterwerfung, gesellschaftlicher Benachteiligung und Erniedrigungen. Über sie sagte man damals: "Der Sklave besitzt überhaupt keine eigene Vernunft; die Frau besitzt sie, aber unvollkommen und in abgeschwächter Form." (Aristoteles); "Die beste Frau ist die, von der die Männer am wenigsten sprechen" (Perkiles); und ein Ehemann antwortet seiner Frau, als sie ihn über die öffentlichen Angelegenheiten fragt, in Aristophanes "Lysistrata": "Das geht dich nichts an ... Schweig, sonst gibt es Schläge ... Webe deine Leinwand." Welche Wirklichkeit drücken diese Worte aus? Die Frauen in Griechenland wurden durchgängig als Unmündige behandelt: unter der Macht der Vormünder egal ob Vater, Ehemann, der Erbe des Ehemannes oder dem Staat, ihr Leben verlief unter ständiger Vormundschaft. Man gab ihr eine Mitgift, so dass sie etwas zum Überleben hatte und nicht am Hunger starb und in ein paar Fällen hat man ihr die Scheidung bewilligt. Ansonsten war sie der Misogynie des Heims unterworfen und in der Gesellschafft stand sie unter der Kontrolle von speziellen Behörden. Die Frau konnte erben, wenn es keinen direkten männlichen Nachfolgen gab. In diesem Fall musste sie den ältesten Familienangehörigen innerhalb des Gens ihres Vaters heiraten, so hat sie nicht direkt geerbt, sondern war nicht mehr als eine Überbringerin des Erbes. Alles zum Schutz des Familieneigentums.

Die Bedingungen der Frau in Rom, das auch eine Sklavenhaltergesellschaft war, erlaubt ein besseres Verständnis darüber, dass ihr Ursprung im Eigentum, Familie und Staat zu finden ist. Nach der Herrschaft von Tarquinius und der Bestätigung des patriarchalen Rechts wird das Privateigentum, und deswegen auch die Familie (die Gens), die Grundlage der Gesellschaft: Die Frau wird der Ehe und der Familie unterworfen; so wurde sie von allen Ämtern und dem öffentlichen Leben ausgeschlossen und sie wurde ein minderwertiger Bürger; ihnen wurde nicht direkt das Erbe verweigert, aber sie bekam es nur unter der Bedingung der Vormundschaft. Über diesen Punkt sagte Gaius, der römische Rechtsgelehrte: "Die Vormundschaft ist im Interesse der Bevormundeten selbst eingerichtet worden damit die Frau, deren Präsumptiverben sie sind, ihnen nicht durch Testament die Erbschaft entziehen, noch sie durch Veräußerung oder Verschuldung schädigen kann." Der güterrechtliche Ursprung der Vormundschaft, die man der Frau auferlegte, ist somit klar dargestellt und definiert.

Nach dem Zwölftafelgesetz verursachte die Tatsache, dass die Frau der väterlichen Gens und der Gens des Ehemannes gehörte (das war auch so, aufgrund von strikten Motiven das Eigentum zu bewahren), Konflikte, die die Grundlage für die "rechtliche Befreiung" der römischen Frau waren. So entstand die "Manus-freie" Ehe: Ihre Güter bleiben abhängig von ihren Vormündern und der Ehemann hat nur das Recht über ihre Person und er muss diese Macht sogar mit dem "Familienvater", der eine absolute Autorität über seine Tochter behält, teilen. Und so entstand ein Familiengericht zur Lösung der Meinungsverschiedenheiten, die zwischen Vater und Ehemann entstehen könnten. So könnte die Frau mit ihren Problemen mit ihrem Ehemann zu ihrem Vater gehen und andersherum: "Sie ist nicht länger eine Sache des Individuums."

Auf dieser ökonomischen Grundlage (ihre Beteiligung am Erbe, auch wenn sie unter Vormundschaft stand) und auf Grundlage des Kampfes zwischen der väterlichen und der ehelichen Gens um die Frau und ihre Güter entwickelt sich, trotz aller rechtlichen Begrenzungen, eine größere Teilnahme der Römerinnen an der Gesellschaft: Sie nimmt Platz im "Atrium", das im Zentrum des Hauses steht; Sie führt die Arbeit der Sklaven, leitet die Ausbildung der Kinder und hat Einfluss auf sie, bis sie relativ alt sind; Sie teilt die Arbeit und Probleme des Ehemanns und sie wird als Miteigentümerin seiner Güter bewertet. Sie nimmt an Feiern teil und sogar die Konsulen und Liktoren lassen ihr den Vortritt. Das Gewicht der Römerinnen in der Gesellschaft spiegelt sich in der Person der Cornelia, der Mutter der Gracchen, wieder.

Mit der gesellschaftlichen Entwicklung in Rom ersetzt der Staat den Kampf zwischen den Gens und übernimmt die Auseinandersetzungen über die Frau, die Scheidung, Untreue usw. dies begann in den öffentlichen Gerichten zum Ausdruck zu kommen und so wurde das Familiengericht abgeschafft. Später wurde unter dem imperialen Recht die Vormundschaft über die Frau als Konsequenz der ökonomischen und gesellschaftlichen Forderungen abgeschafft. Für die Frau wird eine Aussteuer bestimmt, die nicht zurück an die Familie des Vaters geht und nicht dem Ehemann gehört. So bekommt sie eine ökonomische Basis für ihre Unabhängigkeit und Entwicklung. Am Ende der Republik erkennt man die Rechte der Mütter über ihre Kinder an, in dem man ihr das Sorgerecht im Falle von Fehlverhalten des Vaters oder in dem Falle, dass er unter Vormundschaft gestellt wird, übergibt.

Im Jahre 178, unter der Herrschaft Kaiser Mark Aurels, wurde ein großer Schritt im Prozess von Eigentum und Familie gemacht: Die Kinder wurde zu Erben der Mutter, mit Bevorzugung vor der väterlichen Seite, erklärt. Auf diese Art und Weise wurde die Familie gegründet, die sich auf Blutsbande gründet, und die Mutter erscheint gegenüber den Kindern dem Vater als Gleiche. Die Kinder wurden auch als Kinder der Frau anerkannt und als ein Resultat davon erbte die Tochter wie ihre Brüder.

Aber gleichzeitig, als der Staat die Frau "befreite", unterwarf er sie seiner Vormundschaft und begrenzte ihre Handlungen. Und gleichzeitig mit dem gesellschaftlichen Aufschwung der Frau beginnt in Rom eine anti-weibliche Kampagne, in der ihre Unterlegenheit behauptete wurde. Mit der Absicht sie rechtlich zu begrenzen wurde die "Schwäche und geistige Minderwertigkeit des Geschlechts" behauptet.

In Rom hatte die Frau eine bessere soziale Bedingung als in Griechenland und sie bekam Respekt und große Einfluss im gesellschaftlichen Leben, was in den Worten Cato des Älteren zum Ausdruck kommt: "Überall beherrschen die Männer die Frauen und wir, die wir alle Männer beherrschen, werden von unseren Frauen regiert." Die römische Geschichte hat ruhmreiche Frauen, von den Sabinerinnen über Lucrezia und Virginia bis zu Cornelia, hervor gebracht. Die Kritik an diesen Frauen, nicht weil sie Frauen waren, sondern wie sie in ihrer Zeit waren, entwickelt sich am Ende des ersten und im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung; so hat Juvenal ihnen vorgeworfen: Wollust, Habgier, dass sie sich Männeraufgaben gewidmet und, dass sie sich Jagd und Sport hingegeben haben.

Die römische Gesellschaft hat bestimmte Rechte der Frau anerkannt, besonders das Eigentumsrecht, aber sie hat ihr nicht die Möglichkeiten für die Beteiligung an bürgerlichen Aktivitäten und noch weniger am öffentlichen Leben gegeben. Solche Aktivitäten mussten sie illegal und begrenzt ausüben. Deswegen tendierten die römischen Matronas ("die ihre alten Tugenden verloren hatten") dazu ihre Energien auf anderen Feldern einzusetzen.

Um die Situation der Frau in der Zeit des Untergangs der Sklaverei und der Entwicklung des Feudalismus zu verstehen, muss man den Einfluss des Christentums und den germanischen Beitrag beachten. Das Christentum hat ziemlich viel zur Unterdrückung der Frau beigetragen. Unter den Vätern der Kirche gibt es eine eindeutige Erniedrigung von Frauen. Sie werden als minderwertig, Dienerinnen der Männer und Quellen des Bösen betrachtet. Zusätzlich zum Gesagten, die Verurteilung durch Johannes Chrysostomos, einem Heiligen der katholischen Kirche: "Unter allen wilden Tieren findet sich keines, das schädlicher ist als das Weib." Unter diesem Einfluss werden die Fortschritte, die unter römischer Gesetzgebung erreicht wurden, zunächst abgeschwächt und später verweigert.

Die germanischen Gesellschaften, die auf der Grundlage von Krieg aufbauten, wiesen der Frau aufgrund ihrer geringeren Physis und Kraft eine zweitrangige Stellung zu, sie wurde jedoch respektiert und hatte Rechte, die sie zu einer Verbündeten ihres Ehemannes machten. Erinnern wir uns daran was Tacitus zu diesem Thema schrieb: „Im Frieden, im Kriege teilt sie sein Los; mit ihm lebt sie, mit ihm stirbt sie.“

Christentum und germanische Bräuche beeinflussten die Situation der Frau im Feudalismus. Die Frauen waren in einer Situation der absoluten Abhängigkeit in Bezug auf den Vater und Ehemann; zur Zeit König Chlodwig I. „lastet die Munt lebenslänglich auf ihr“. Frauen entwickelten ihr Leben gänzlich in Abhängigkeit zum Feudalherren, obwohl sich durch die Gesetze "als Eigentum des Mannes und Mutter der Kinder" geschützt war. Ihr Wert steigt mit der Fruchtbarkeit. Sie hat den dreifachen Wert eines freien Mannes, einen Wert den sie verliert, wenn sie keine Nachkommen mehr gebären kann: Die Frau ist eine reproduktive Gebärmutter.

Wie in Rom geschehen, so sehen wir auch unter dem Feudalismus eine Entwicklung der Situation der Frau, in Abhängigkeit von der Eindämmung der feudalen Mächte und dem Aufstieg der königlichen Macht: die Munt wird von den Feudalherren an den König übergeben, die Munt wird eine Belastung für den Vormund, aber die Unterwerfung unter die Vormundschaft bleibt erhalten.

In den unruhigen Zeiten der Entstehung des Feudalismus war die Stellung der Frauen ungewiss, da die Rechte auf Souveränität und Eigentum, öffentliches und privates, nicht richtig abgegrenzt waren. Die Stellung der Frauen veränderte sich, wurde erhöht oder abgesenkt, je nach sozialen Kontingenzen.

Zunächst wurden ihr private Rechte verweigert, weil die Frauen keine öffentlichen Rechte hatten. Bis zum 11. Jahrhundert sicherten Kraft und Waffen Ordnung und Eigentum direkt: juristisch war ein Lehnsgut "ein Land, für das man um es zu besitzen Wehrdienst leisten muss". Frauen konnten keine feudalen Rechte haben, da sie sie weder mit Waffen verteidigen, noch Wehrdienst leisten konnten. Wenn Lehnsgüter vererbt werden und vererbbar sind (nach germanischen Normen konnten auch Frauen erben), wird die weibliche Erbfolge anerkannt, aber dies verbessert ihren Zustand nicht: Die Frau braucht einen Vormund, der ihre Rechte durchsetzt und auf dieses Weise ist es der Ehemann, der das Lehnsgut führt und daraus seine Vorteile zieht. Die Frau ist nur ein Instrument, durch das Herrschaft übertragen wird, wie in Griechenland.

Feudal-Eigentum ist nicht familiär, wie in Rom, sondern Sache des Souveräns, des Herrn, und auch die Frau gehört dem Herrn. Er ist es, der ihren Ehemann bestimmt. Wie es geschrieben steht: "eine Erbin ist ein Land und ein Schloss: Freier kämpfen darum den Preis zu verhandeln und oft ist die junge Frau erst 12 Jahre alt oder jünger, wenn ihr Vater oder Herr sie als Preis an irgendeinen Baron gibt." Die Frau braucht einen Herrn, der sie und ihre Rechte "schützt"; so verkündete eine Herzogin von Burgund dem König: "Mein Mann ist gerade gestorben, aber was nützt es zu trauern ... Finden Sie mir einen Mann, der mächtig ist, ich brauche ihn dringend, um mein Land zu verteidigen." So hatten Ehegatten große ehelichen Macht über die Frau, die er ohne Rücksicht behandelte, sie misshandelte, sie schlug etc. und dessen einzige Pflicht es war "sie vernünftig zu bestrafen", ähnlichen den Regeln, die heute bei der Erziehung von Kindern gelten.

Die vorherrschende kriegerische Konzeption führte dazu, dass der mittelalterliche Ritter seinem Pferde mehr Aufmerksamkeit zukommen ließ, als seiner Frau, und die Herren predigten: "Verdammt sei der Ritter, der den Rat einer Frau sucht, wenn er an einem Turnier teilnehmen sollte." Während Frauen befohlen wurde: "Geht in eure Kammer, bemalt und vergoldet; sitzt im Schatten, trinkt, esst, webt, färbt die Seide, aber kümmert euch nicht um unsere Angelegenheiten. Unsere Angelegenheiten sind mit Schwert und Stahl zu kämpfen. Schweigt!" Das ist es, wie die mittelalterliche Welt der Herren ihre Frauen erniedrigte und beiseite stellte.

Das 13. Jahrhundert sah die Entwicklung einer Bewegung der gebildeten Frauen, die von Süd nach Nord reisten und deren Ansehen stieg. Es waren die gleichen, die eng mit der Ritterlichkeit, der Liebe und dem intensiven Marianismo der damaligen Zeit verbunden waren. Es änderte sich nichts grundsätzliches, wie S. de Beauvoir in „Das andere Geschlecht“ sagte, ein Buch, in dem eine Fülle von Informationen über die Geschichte der Frauen gefunden werden können, nützliche Fakten, natürlich abgesehen von dem existentialistischen Ausgangspunkt der Autorin, weil es nicht die Ideen sind, die die Grundlage der Situation der Frau verändern, sondern es ist die ökonomische Basis, die sie aufrecht erhält. Wenn das Lehen von einem Recht, das auf Wehrdienst basiert zu einer wirtschaftlichen Verpflichtung übergeht, sehen wir eine Verbesserung der Situation von Frauen, da sie durchaus in der Lage sind Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. So wurde das herrschaftliche Recht seine Vasallen zu heiraten unterdrückt und die Vormundschaft über die Frau erlischt.

Auf diese Weise haben Frauen, ob alleinstehend oder verwitwet, die gleichen Rechte wie Männer, in Bezug auf den Besitz eines Lehen. Sie regiert und erfüllt ihre administrativen Aufgaben und gibt sogar Befehle zur Verteidigung und nimmt an Schlachten teil. Aber die feudale Gesellschaft, wie alle, die auf Ausbeutung basieren, erfordert die Unterwerfung von Frauen in der Ehe und die eheliche Gewalt bleibt bestehen: "Der Mann ist der Vormund der Frau" wird gepredigt, oder wie Beaumanoir sagte: "Sobald die Ehe vollzogen wurde, werden die Besitztümer des einen und des anderen zu Einem, dank der Wirksamkeit der Ehe", so wird die eheliche Vormundschaft gerechtfertigt.

In der feudalen Gesellschaft bestätigte und bestätigt sich, wie in anderen, die unter dem Befehl der Ausbeuter stehen, sei es in der Sklavenhaltergesellschaft oder im Kapitalismus, das oben Gesagte über die Situation der Frau: Aber es ist notwendig hervorzuheben, dass ausschließlich die Lage der armen Frauen durch unterschiedliche, leichtere Bedingungen gegenüber der ehelichen Gewalt gekennzeichnet ist. Als Ursache dafür ist anzusehen, dass in den Klassen des Volkes die Frauen an der Produktion teilnehmen und keine großen Reichtümer vorhanden sind.

Die Entwicklung des Kapitalismus führt zum Zerfall des Feudalismus, eine Situation, die ihre Spuren in der Stellung der Frau hinterlässt, wie wir bereits dargestellt haben. Es genügt, zu betonen, dass in der Entstehung und Entwicklung der Städte, Frauen an der Wahl der Abgeordneten der Generalstände teilnahmen. Das zeigt weibliche politische Partizipation, sowie die Existenz von Rechten über Familienbesitz, da der Ehemann nicht ohne Zustimmung der Frau Liegenschaften veräußern konnte. Allerdings hat die absolutistische Gesetzgebung schnell diese Normen für sich genutzt um die Verbreitung, durch das schlechte bürgerliche Beispiel, zu bekämpfen.

Diese historische Aufstellung veranschaulicht die These von Engels und den Klassikern bezüglich der sozialen Wurzeln der Bedingungen von Frauen und ihre Beziehungen zu Eigentum, Familie und Staat. Es dient dazu, ihre Korrektheit besser zu verstehen und ihre Aktualität deutlicher zu sehen. All das führt uns zu einer Schlussfolgerung, nämlich zu der Notwendigkeit, uns fest auf die Positionen der Arbeiterklasse zu stützen und sie anzuwenden, um das Problem der Frau zu verstehen und zu seiner Lösung beizutragen, entschieden und hartnäckig die Verdrehungen der marxistischen Thesen über im Besonderen diese Frage zurückzuweisen und die vermeintlichen Weiterentwicklungen zu bekämpfen, die nicht anderes sind als Versuche, an dieser Kampffront die proletarische Konzeption durch die bürgerliche zu ersetzen, um die Frauenbewegung auf ihrem Vormarsch zu desorientieren.

Nach der Darstellung der sozialen Lage der Frau und einem historischen Abriss ihrer Entwicklung in Beziehung zu Privateigentum, Familie und Staat, wenden wir uns nun der Frage der EMANZIPATION DER FRAU zu, indem wir vom Standpunkt des Marxismus ausgehen.

Der Marxismus vertritt und belegt, dass die Entwicklung der Maschinerie die Frau, ebenso wie die Kinder, in den Produktionsprozess eingliedert, womit die zur Ausbeutung zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte vervielfacht werden, die Arbeiterfamilie zerstört, die Frau physisch zerschlissen und materiell und moralisch dem Elend der Ausbeutung unterworfen wird.

Karl Marx analysierte die Frauen- und Kinderarbeit und schrieb: „Sofern die Maschinerie Muskelkraft entbehrlich macht, wird sie zum Mittel, Arbeiter ohne Muskelkraft oder von unreifer Körperentwicklung, aber größerer Geschmeidigkeit der Glieder anzuwenden. Weiber- und Kinderarbeit war daher das erste Wort der kapitalistischen Anwendung der Maschinerie! Dies gewaltige Ersatzmittel von Arbeit und Arbeitern verwandelte sich damit sofort in ein Mittel, die Zahl der Lohnarbeiter zu vermehren durch die Einreihung aller Mitglieder der Arbeiterfamilie, ohne Unterschied von Geschlecht und Alter, unter die unmittelbare Botmäßigkeit des Kapitals. Die Zwangsarbeit für den Kapitalisten usurpierte nicht nur die Stelle des Kinderspiels, sondern auch der freien Arbeit im häuslichen Bereich, innerhalb sittlicher Schranke, für die Familie selbst.“ (Marx/Engels Werke, „Das Kapital“, Bd. 23, S. 416, Berlin 1977)

„Der Wert der Arbeitskraft war bestimmt nicht nur durch die Erhaltung des individuellen erwachsnen Arbeiters. Indem die Maschinerie alle Glieder der Arbeiterfamilie auf den Arbeitsmarkt wirft, verteilt sie den Wert der Arbeitskraft des Mannes über seine ganze Familie. Sie entwertet daher seine Arbeitskraft. ... So erweitert die Maschinerie von vornherein mit dem menschlichen Ausbeutungsmaterial, dem eigensten Ausbeutungsfeld des Kapitals, zugleich den Ausbeutungsgrad.“ (Ebd. S. 417)

Marx fährt in seiner meisterhaften Analyse fort und beschreibt, wie der Kapitalismus die weiblichen Vorzüge und Pflichten zu seinem Vorteil ausnutzt: „Herr E. ein Fabrikant, unterrichtete mich, dass er ausschließlich Weiber bei seinen mechanischen Webstühlen beschäftigt; er gebe verheirateten Weibern den Vorzug, besonders solchen mit Familie zu Hause, die von ihnen für den Unterhalt abhängt; sie sind viel aufmerksamer und gelehriger als unverheiratete und zur äußersten Anstrengung ihrer Kräfte gezwungen, um die notwendigen Lebensmittel beizuschaffen. So werden die Tugenden, die eigentümlichen Tugenden des weiblichen Charakters, zu seinem Schaden verkehrt - so wird alles Sittliche und Zarte ihrer Natur zum Mittel ihrer Sklaverei und ihres Leidens gemacht.“ (Ebd. S. 425)

Doch so wie der Kapitalismus mit der Eingliederung der Frau in die Produktion ihre Ausbeutung ausweitet, schafft er mit diesem Prozess gleichzeitig eine reale materielle Basis für den Kampf der Frau um ihre Rechte und ist Ausgangspunkt für den Kampf um ihre Emanzipation. Denn, wie Engels in „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ lehrte: „Die Emanzipation der Frau verlangt als erste Bedingung die Wiedereingliederung des ganzen weiblichen Geschlechts in die gesellschaftliche Industrie, was gleichzeitig erfordert, dass die individuelle Familie als wirtschaftliche Einheit der Gesellschaft aufgehoben wird.“ Und offensichtlich schafft der Kapitalismus entgegen seiner Zukunftsinteressen die Grundlage für die Emanzipation der Frau, so wie er durch seine Entwicklung auch die Klasse hervorbringt, die ihn vernichten wird, das Proletariat.

Auf der anderen Seite fördern die Tätigkeit in der Wirtschaft und die Entwicklung des Klassenkampfes die POLITISIERUNG DER FRAU. Wir haben bereits darauf hingewiesen, wie die französische Revolution die politische und organisatorische Entwicklung der Frauen voranbrachte, sie vereinte, mobilisierte und sie zum Kampf brachte und damit die Grundlage für die Frauenbewegung schuf. Wir haben auch festgestellt, dass die Forderungen der Frauen durch den revolutionären Aufschwung durchgesetzt worden sind und, wie ihre Rechte widerrufen und ihre Eroberungen verloren gingen, wenn der Prozess zum Stillstand kam und reaktionär wurde. Jedoch, wie positiv die Teilnahme der Frau an der französischen Revolution auch gewesen ist, so war der Grad ihrer damals erlangten Politisierung doch nur sehr elementar, eingeschränkt und gering im Vergleich zu dem riesenhaften Fortschritt, den die Politisierung der Frauen durch die Arbeiterklasse erlangt. Was bedeutet diese Politisierung? Durch die massive Eingliederung der Frauen in den Produktionsprozess entreißt der Kapitalismus sie den vier Wänden ihres Haushalts, um sie in ihrer großen Mehrheit der Ausbeutung in der Fabrik zu unterwerfen und sie in Arbeiterinnen zu verwandeln. Auf diese Art härten und entwickeln sich die Frauen als Bestandteil der fortschrittlichsten und letzten Klasse der Geschichte. Die Frau beginnt ihren radikalen Prozess der Politisierung durch die Teilnahme am gewerkschaftlichen Kampf (der große Wandel, den das bewirkt, sehen wir konkret in unserem Land an der Veränderung der Arbeiterinnen, Bäuerinnen und Lehrerinnen Perus durch ihre Teilnahme an den Gewerkschaftskämpfen). Die Frau gelangt zu höher entwickelten Organisationsformen, wird für die Konzeption des Proletariats gewonnen und entwickelt sich ideologisch mit ihr weiter, um schließlich zu den höheren, politischen Kampf- und Organisationsformen zu gelangen, und ihre fortschrittlichsten Vertreterinnen treten in die Partei der Arbeiterklasse ein, um dem Volk in jeder Form und an allen Kampffronten zu dienen, die die Arbeiterklasse durch ihre politische Avantgarde organisiert und anführt. Diesen Prozess der Politisierung kann nur das Proletariat hervorbringen und der neue Typ der kämpferischen Frau, die er schafft, hat sich in vielen herausragenden Kämpferinnen ausgedrückt, deren Namen in die Geschichte eingegangen sind: Louise Michel, N. Krupskaya, Rosa Luxemburg, Liu Hu-lan und andere, deren Erinnerung das Volk und das Proletariat bewahren.

Für den Marxismus war in der Vergangenheit und ist auch heute die Politisierung der Frau das entscheidende Problem ihrer Emanzipation, und ihr widmeten die Klassiker besondere Aufmerksamkeit. Marx lehrte: „Jeder, der ein bisschen von der Geschichte versteht, weiß, dass die großen sozialen Veränderungen unmöglich sind ohne das weibliche Ferment. Der soziale Fortschritt kann genau an der sozialen Stellung des schwachen Geschlechts gemessen werden.“ (Brief an Kugelmann, 1856) Und für Lenin war die Teilnahme der Frau noch sehr viel dringender und wichtiger für die Revolution: „Die Erfahrung aller Befreiungsbewegungen bestätigt, das der Erfolg der Revolution von dem Grad der Beteiligung der Frauen abhängt.“

So verlangen die Entwicklung des Klassenkampfes und seine tagtägliche Zuspitzung, wie auch die konkreten gesellschaftlichen Bedingungen des revolutionären Kampfes unter den Bedingungen des Imperialismus dringender denn je die Politisierung der Frau. Daher rief Lenin, als er inmitten des 1. Weltkrieges zukünftige Schlachten der Arbeiterklasse voraussah, auf die es sich vorzubereiten galt, dazu auf zu kämpfen für: „17. Die ausnahmslose Abschaffung aller Beschränkungen der politischen Rechte der Frau im Vergleich zu den Rechten des Mannes. Dem Volk die besondere Dringlichkeit dieser Veränderung erklärt in einem Moment, wo der Krieg und der Mangel die breiten Volksmassen beunruhigen und insbesondere in der Frau Interesse und Aufmerksamkeit für die Politik wecken.“ Und er erklärte: „Es ist notwendig, dass wir eine ganze planmäßige Arbeit unter den weiblichen Massen entwickeln. Wir müssen die Frauen, die wir aus der Passivität reißen konnten, erziehen, sie rekrutieren und für den Kampf bewaffnen, nicht nur die Arbeiterinnen in den Fabriken oder die sich im Haushalt betätigen, sondern auch die unterschiedlichen Schichten des Kleinbürgertums. Auch sie sind Opfer des Kapitalismus.“ Mit diesen Worten forderte Lenin die Politisierung der Frau, den Kampf um ihre politischen Rechte, die Notwendigkeit, den Massen die Dringlichkeit der politischen Mitarbeit der Frauen zu erklären, die Notwendigkeit, mit ihnen zu arbeiten, sie zu erziehen, zu organisieren und für alle Kampfformen vorzubereiten. Abschließend hebt er hervor, sich besonders an die Arbeiterinnen zu wenden, jedoch nicht die Bedeutung der Bäuerinnen zu vergessen und an die Frauen unterschiedlicher Klassen und Schichten zu denken, die Ausbeutung erleiden, denn sie alle können und müssen für den Volkskampf mobilisiert werden.

Aus dem Dargestellten geht hervor, dass der Marxismus seit seinen Anfängen die Politisierung der Frau verlangt hat und den Frauenkampf als solidarisch mit dem Klassenkampf der Arbeiter begriffen hat. Daher sagte Bebel im letzten Jahrhundert, „die Frau und der Arbeiter haben gemeinsam, dass sie unterdrückt werden“, und der Sozialisten-Kongress von 1879 vertrat die Forderung nach der Gleichstellung der Geschlechter und die Notwendigkeit, für sie zu kämpfen, indem er aufs Neue die Solidarität zwischen der revolutionären Frauenbewegung und dem Kampf der Arbeiterklasse hervorhob. Oder wie es heute China mit größerer Genauigkeit ausdrückt, indem es die These Mao Tse-tungs aufgreift: „Die Emanzipation der Frauen ist Teil der Befreiung des Proletariats.“ (Peking-Rundschau, Nr. 10-1972)

Das führt uns dazu, dass wir uns die Frage stellen müssen, WIE DIE EMANZIPATION DER FRAU ERREICHT WERDEN KANN.

Durch die Untersuchung der kapitalistischen Gesellschaft und der Ausbeutung und Unterdrückung im Allgemeinen bewies Engels, dass es Elend, Ungleichheit und Unterwerfung unter den Menschen gibt. Er hob das Problem der Frau hervor und erklärte: „Was die Gleichheit von Männern und Frauen angeht, ist die Sache nicht besser. ... Ihre rechtliche Ungleichheit, die wir von den vorherigen sozialen Bedingungen geerbt haben, sind nicht die Ursache, sondern die Folge der ökonomischen Unterdrückung der Frau.“ Er fährt fort: „Die Frau kann sich nicht emanzipieren, wenn sie nicht in großem Maße an der gesellschaftlichen Produktion teilnimmt und nur in einem unbedeutenden Maß weiterhin die häusliche Arbeit von ihr verlangt wird. Und dass ist erst mit der modernen Großindustrie möglich geworden, die nicht nur in großem Ausmaß die Frauenarbeit erlaubt, sondern unglücklicherweise auch verlangt.“

Diese Aussage von Engels, aus dem Zusammenhang gerissen und losgelöst von anderen aus dem genannten Werk „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“, dient einigen Pseudomarxisten und Verdrehern zur Verfälschung der Ideen von Engels, indem sie vertreten, die Eingliederung der Frau in den Produktionsprozess reiche aus, um die Emanzipation der Frau zu erreichen. Engels führt aus, dass die Eingliederung der Frau in den Produktionsprozess, die Bedingung, das heißt, die Grundlage bildet, auf der die Frau für ihre Emanzipation agieren kann, und die gleichzeitig erforderlich macht, gesamtgesellschaftlich die Hausarbeit abzuschaffen, die die Frauen aufsaugt und verschleißt. Das bedeutet für Engels, das Privateigentum an Produktionsmitteln zu zerstören und eine Großproduktion, die auf dem gesellschaftlichen Eigentum an Produktionsmitteln basiert, zu entwickeln. Es ist wichtig, ein klares Verständnis der Thesen von Engels zu haben, denn - wir wiederholen - heute wird versucht, unter Berufung auf diesen Klassiker die marxistische Position über die Frauenfrage zu verfälschen und zum Vorteil der Ausbeuterklassen schlicht und einfach die Teilnahme der Frau am Produktionsprozess zu verlangen. Damit wird die Ursache der weiblichen Unterdrückung verschleiert, nämlich das Privateigentum, und die Notwendigkeit der gesellschaftlichen Großproduktion, gestützt auf die Zerstörung des Privateigentums, unterschlagen.

Wie in anderen Fällen, sahen die Klassiker diese Verdrehung voraus und analysierten das Problem, ob die Eingliederung der Frau in den Produktionsprozess, die der Kapitalismus begonnen hat, dazu in der Lage ist, Männer und Frauen wirklich gleich zu machen. Die klare und überzeugende Antwort gab einmal mehr Mao Tse-tung in den fünfziger Jahren: „DIE WAHRE GLEICHSTELLUNG VON FRAU UND MANN KANN ERST IM PROZESS DER SOZIALISTISCHEN UMWÄLZUNG DER GESELLSCHAFT ALS GANZES ERREICHT WERDEN.“(Worte des Vorsitzenden)

Lenin untersuchte die Situation der Frau in der bürgerlichen Demokratie und verglich sie mit der unter der Diktatur des Proletariats. Diese Analyse führte ihn zu folgender Aussage: „Seit langer Zeit, nicht erst seit Jahrzehnten, sondern seit Jahrhunderten, vertraten die Repräsentanten der Befreiungsbewegungen Westeuropas die Abschaffung dieser überholten Gesetze und forderten die rechtliche Gleichstellung von Frau und Mann. Doch kein europäischer Staat, noch nicht einmal die fortschrittlichsten Republiken haben es geschafft, dies zu verwirklichen, denn wo der Kapitalismus existiert, wo das Privateigentum des Bodens und das Privateigentum der Fabriken beibehalten wird, wo die Macht des Kapitals fortbesteht, genießen die Männer Privilegien.

Die Sowjetmacht, die Macht der Werktätigen, hat gleich in den ersten Monaten ihres Bestehens die auf die Frau bezügliche Gesetzgebung radikal geändert. Von den Gesetzen, die der Frau eine untergeordnete Stellung zuwiesen, ist in der Sowjetrepublik kein Stein auf dem anderen geblieben. Ich meine besonders die Gesetze, die speziell die schwächere Stellung der Frau ausnutzten und sie in eine rechtlich ungleiche und oft sogar erniedrigende Lage versetzten, d. h. die Gesetze über die Ehescheidung, über die unehelichen Kinder und über das Recht der Frau, gegen den Vater des Kindes Unterhaltsklage zu erheben.“ („Über die Aufgaben der proletarischen Frauenbewegung in der Sowjetrepublik“)

Aus dieser vergleichenden Analyse ziehen wir die Schlussfolgerung, dass nur die Revolution, die die Arbeiterklasse, im Bündnis mit der Bauernschaft, zur Macht führt, dazu in der Lage ist, die wirkliche rechtliche Gleichstellung von Männern und Frauen zu beschließen und, noch wichtiger, umzusetzen. Jedoch, wie Lenin selbst ausführte, ist diese wirkliche rechtliche Gleichheit nur der Anfang eines langen Kampfes für die vollkommene, uneingeschränkte Gleichheit von Männern und Frauen: „Aber je mehr wir den Boden von dem Schutt der alten bürgerlichen Gesetze gesäubert haben, um so klarer ist es für uns geworden, dass dies nur die Ebnung des Bodens für den Bau, aber noch nicht der Bau selber ist.

Die Frau bleibt nach wie vor Haussklavin, trotz aller Befreiungsgesetze, denn sie wird erdrückt, erstickt, abgestumpft, erniedrigt von der Kleinarbeit der Hauswirtschaft, die sie an die Küche und an das Kinderzimmer fesselt und sie ihre Schaffenskraft durch eine geradezu barbarisch unproduktive, kleinliche, entnervende, abstumpfende, niederdrückende Arbeit vergeuden lässt. Die wahre Befreiung der Frau, der wahre Kommunismus wird erst dort und dann beginnen, wo und wann der Massenkampf (unter Führung des am Staatsruder stehenden Proletariats) gegen diese Kleinarbeit der Hauswirtschaft oder richtiger, ihre massenhafte Umgestaltung zur sozialistischen Großwirtschaft beginnt.“ („Die große Initiative“)

So antworteten Lenin und Mao Tse-tung vorweg auf die opportunistischen Verfälschungen und Pseudo-Weiterentwicklungen des Marxismus, durch die heute die These Engels' verdreht und in der Arbeiterklasse Verwirrung über die Frauenfrage gestiftet wird.

Der Marxismus begreift den Kampf um die Emanzipation der Frau als einen langwierigen, jedoch letztendlich siegreichen Kampf: „Das ist ein langwieriger Kampf, der eine grundlegende Umgestaltung sowohl der gesellschaftlichen Praxis als auch der Anschauungen erfordert. Dennoch wird dieser Kampf mit dem vollen Sieg des Kommunismus enden.“ (Lenin, anlässlich des Internationalen Arbeiterinnentags)

Das alles zeigt im Grunde die Übereinstimmung des Kampfes der revolutionären Frauenbewegung mit dem der Arbeiterklasse für den Aufbau einer neuen Gesellschaft. Und außerdem dient es dazu, denn Sinn der Worte Lenins zu verstehen, mit denen er die Arbeiterinnen dazu aufrief, Institutionen und Mittel zu entwickeln, die die Revolution in ihre Hände legten: „Wir sagen, dass die Emanzipation der Arbeiter das Werk der Arbeiter sein muss und ebenso, DIE EMANZIPATION DER ARBEITERINNEN DAS WERK DER ARBEITERINNEN SELBST SEIN MUSS.“ („Über die Aufgaben der proletarischen Frauenbewegung in der Sowjetrepublik“)

Das sind die zentralen Thesen des Marxismus über das Problem der Emanzipation, der Politisierung und der Stellung der Frau. Wir haben es vorgezogen, diese Positionen zum größten Teil durch Zitate der Klassiker wiederzugeben, denn zum einen sind diese Aussagen nicht genügend bekannt und zum anderen haben ihre Autoren sie klar und meisterhaft ausgedrückt, was uns von der Aufgabe befreit, sie neu zu formulieren, zumal wir meinen, dass sie volle Gültigkeit haben. Zum anderen verlangen die Verfälschungen der marxistischen Positionen über die Frauenfrage, die heute versucht werden, die Aussagen der Klassiker selbst zu verbreiten.

Abschließend ist es unumgänglich, wenn auch nur kurz, darauf hinzuweisen, dass Marx, Engels, Lenin und Mao Tse-tung von der These der Emanzipation der Frau und nicht von der Frauenbefreiung sprechen, wie aus den wiedergegebenen Zitaten zu ersehen ist. Über diesen Punkt sei gesagt, dass die Analyse der Stellung der Frau im Laufe der Geschichte uns diese als der Vormundschaft des Mannes unterstehend, dem Mann unterworfen gezeigt hat. Dadurch wird die Frau zu einem Wesen, das, obwohl es zur gleichen Klasse des Ehemannes oder des Mannes gehört und mit ihr verbunden ist, sich im Vergleich zu ihm in einer untergeordneten Position befindet, eine Erniedrigung, die die Gesetze festlegen und durchsetzen. Entsprechend dieser Situation der Minderwertigkeit hätte die Frau im Laufe der Geschichte eigentlich ihre Forderungen aufstellen müssen, um eine formale Gleichstellung mit dem Mann unter der kapitalistischen Herrschaft zu erreichen. Jedoch erst der siegreiche revolutionäre Kampf unter Führung des Proletariats ist in der Lage, eine wirkliche rechtliche Gleichstellung von Männern und Frauen zu verwirklichen, obwohl, wie wir gesehen haben, die wirkliche Gleichstellung im Leben, wie Lenin sagte, sich in dem Maße herausbilden wird, wie sich die sozialistische Großproduktion entwickelt. Diese einfachen Beobachtungen zeigen die Richtigkeit der These von der Emanzipation der Frau als Bestandteil der Emanzipation des Proletariats. Die These der Befreiung der Frau dagegen ist historisch eine bürgerliche These, hinter der sich die Konfrontation von Männern und Frauen aufgrund des Geschlechts versteckt und, die die Ursache der Unterdrückung der Frau verschleiert. Heute sehen wir, wie die These der Befreiung der Frau sich zunehmend als bürgerlicher Feminismus entlarvt, der auf die Spaltung der Volksbewegung abzielt, indem er die Masse der Frauen von ihr trennt, und dessen hauptsächlicher Beweggrund ist, die Entwicklung der Frauenbewegung unter der Orientierung und Führung der Arbeiterklasse zu verhindern.


2. DIE FRAUENFRAGE BEI MARIATEGUI

Vor 50 Jahren erkannte Mariátegui, mit seinem scharfen revolutionären Weitblick, die Bedeutung der Frauenfrage im Land und ihre Perspektive ("Die ersten feministischen Regungen schlummern in Peru ..."); er widmete zwei seiner Werke dieser Frage, „Frauen und Politik“ und „Feministische Forderungen“, daneben sind viele andere Beiträge in seinen Schriften zu finden. Es ist unerlässlich, dass wir uns wieder auf diese Quelle zurück besinnen, weil wir darin die Position der peruanischen Arbeiterklasse mit Bezug auf die Frauenfrage finden, mehr noch, weil dieses Problem ein wenig bekannter und erforschter Aspekt Mariátegui´s Arbeit ist.

José Carlos Mariátegui lehrt uns: "In unserer Zeit kann das Leben in der Gesellschaft nicht studiert werden ohne seine Grundlage zu untersuchen und zu analysieren: die Organisation der Familie, die Situation der Frau," und bei der Erforschung der entstehenden peruanischen feministischen Bewegung, sagte er: "Männer, die ein Gespür für die großen Emotionen unserer Zeit haben können und sollten sich weder fehl am Platz, noch gleichgültig gegenüber dieser Bewegung verhalten. Die Frauenfrage ist Teil der menschlichen Frage."

Lasst uns im Kopf behalten, dass die Arbeiterklasse dieses Landes von Anfang ihres politischen Auftretens die Aufmerksamkeit auf die Situation der Frau richtete. Dies wurde durch ihre großen Vertreter und ihre Position in Bezug auf Frauen, sowie kämpferische Unterstützung von Frauenkämpfen, wie z.B. die Solidarität der Textilarbeiter und Fahrer mit den Arbeiterinnen von A. Field Co. im Jahr 1926, durchgesetzt.

Was war das für eine Entwicklung, die so eine Aufmerksamkeit erregte? Die Situation der Frauen im Land erlitt vor allem in diesem Jahrhundert und insbesondere nach den beiden Weltkriegen eine merkliche Veränderung. Während die Situation der Bäuerinnen sich eher langsam veränderte, erlebte die Situation ihrer Schwestern, die zu Arbeiterinnen und Fachleuten gemacht wurden, raschere und tiefgreifendere Veränderungen. Offensichtlich hat sich die Präsenz von Frauen in immer mehr Positionen in unserer Gesellschaft durchgesetzt.

Im vergangenen Jahrhundert hoben die Aktionen und literarischen Arbeiten von Clorinda Matto de Turner, Mercedes Cabello de Carbonera und Margarita Praxedes Muñoz die Beteiligung der Frauen vor dem Hintergrund von Millionen von Bäuerinnen, Arbeiterinnen und anderen Frauen, die zwar anonym, aber Gegenstand harter sozialer Repression mit feudalen Wurzeln waren, hervor. Die peruanische Frau des 19. Jahrhunderts hatte nur minimalen Zugang zu Bildung, und wenn sie höhere Bildung bekam, dann sorgten die befolgten pädagogischen Normen dafür, dass ihr Lehrplan dem von männlichen Grundschülern, plus einige wenige weiterführende Kurse, entsprach. Der Verzicht auf weibliche Schulbildung ist eindeutig durch die Tatsache, dass obwohl es private Einrichtungen gab, die Studentinnen für die Universität vorbereiteten, es nicht vor 1928 war, als die Nationale Frauenschule Lima ihre Pforten öffnete. Bis dahin gab es keine Schule dieser Art in der Hauptstadt. Es ist wichtig, anzumerken, dass am Ende des letzten Jahrhunderts einige Pädagoginnen über die Ausbildung von Frauen besorgt waren und ihre Erneuerung vorschlugen: sie fordern die Überwindung des falschen Konzepts "Erziehung nur für die Ehe, dass zu dem Gedanken führt, dies sei ihr einziger Zweck im Leben". Sie forderten, dass ihre Ausbildung nicht in den Händen der Nonnen, die die Welt verlassen haben und nicht in der Lage sind gute Frauen zu formen, liegen dürfe. Und sie fordern, dass die falsche Vorstellung, dass die Frau, ledig oder verheiratet, die außerhalb des Hauses arbeitet, sozial verkommt, überwunden wird. Gleichzeitig fordern und schaffen sie neue Bildungszentren. Teresa Gonzalez de Fanning war in dieser Hinsicht hervorragend.

Ebenso wurde ihnen universitäre Bildung verweigert. Ihre Anwesenheit an einer Universität wird erst in den 1890er Jahren beschrieben und es war nicht vor 1908, dass Frauen an Universitäten zugelassen waren, einen Abschluss machen und Professuren ausüben konnten. Die Verachtung gegenüber Frauen und ihre soziale Ausgrenzung ist so deutlich im Bildungsbereich zu sehen. Doch mit den Veränderungen des 20. Jahrhunderts fanden Frauen mehr Möglichkeiten zum Studium und beruflich zu arbeiten, die meisten von ihnen fanden Arbeit als Lehrerinnen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg findet eine berufliche Diversifizierung von Frauen statt. Konnte man sie Anfang des Jahrhunderts noch mit den Fingern einer Hand abzählen konnte, so sind aktuell 30% der Studierenden des Landes Frauen.

Aber was eine wirkliche tiefgreifende, radikale und weitreichende Änderung bedeuten würde, ist die Eingliederung der Frauen in den Produktionsprozess der Fabrik. Die Proletarisierung der peruanischen Frau begann in diesem Jahrhundert, Hand in Hand einhergehend mit der Einführung von Maschinen und der Entwicklung des bürokratischen Kapitalismus. Wir sehen in unserer Gesellschaft mit ihren spezifischen Bedingungen, die Situation, die von Marx beschrieben und von uns im ersten Teil der vorliegenden Arbeit zitiert wurde. Mit der produktiven Einbeziehung von Frauen als Arbeiterinnen beginnt der Prozess der proletarischen Politisierung der Masse der Frauen in Peru. Die Beteiligung von Frauen an Gewerkschaften beginnt, Frauen beteiligen sich am Kampf um Löhne, den 8-Stunden-Tag und Arbeitsbedingungen; sie nehmen, zusammen mit anderen Arbeitern, an Kämpfen des Volkes gegen die hohen Lebenshaltungskosten und Preiserhöhungen teil. Sie entwickeln ihr ideologisches Verständnis und schließlich wird die Frau des Landes inmitten des revolutionären Kampfes stehend, politische Militante der Arbeiterklasse.

Der Prozess der politischen Entwicklung der peruanischen Frau, parallel zu ihrer Eingliederung in die Arbeit, bringt einen großen Beitrag zum Klassenkampf des Landes im ersten Drittel dieses Jahrhunderts. Darunter gibt es Meilensteine, die wir hervorheben müssen, wie den Kampf um den 8-Stunden-Tag von Landarbeitern in Huaral, Barranca, Pativilca und Huacho im Jahr 1916, in dem fünf Arbeiterinnen ihr Leben gaben und mit ihrem Blut ihre Treue zu ihrer Klasse besiegelten. Genauso müssen wir ihre Teilnahme an bedeutsamen Aktionen gegen steigende Preise und die hohen Lebenshaltungskosten im Mai 1919 hervorheben, ein Kampf, in dem Arbeiterinnen einen Frauen-Ausschuss organisierten, um so ihre unterstützenden Aktionen zu kanalisieren und sie vereinbarten „Einen Aufruf an alle Frauen, ohne Klassenunterschiede, sich an den Maßnahmen zur Verteidigung der Rechte der peruanischen Frauen zu beteiligen". In diesem großen Kampf haben sich die Frauen auf ihrem Treffen am 25. den Polizeikräften gestellt und, nach der Durchsetzung gegen die blutige polizeiliche Repression, verkündeten sie die folgenden Schlussfolgerungen:

"Die Frauen Limas, der umliegenden Städte und Bäuerinnen, die sich am Sonntag, den 25. Mai 1919 in einem großen öffentlichen Treffen im Parque Neptuno trafen, haben unter Berücksichtigung der Tatsache:

Dass es unmöglich ist, weiterhin die elende Situation, die hohen Kosten für Lebensunterhalt, Wohnungsmieten und die Notwendigkeiten des alltäglichen Lebens, die auf dem Volk lasten, zu tolerieren. Die peruanischen Frauen, so wie Frauen in allen zivilisierten Ländern, haben verstanden, dass es ihre hohe Aufgabe ist an der Lösung der wirtschaftlichen und sozialen Probleme, die sie betreffen, zu arbeiten;

beschlossen:

1. Sich die Forderungen des Versammlung an der Alameda de los Descalzos vom 4. Mai zu eigen zu machen.

2. Im Falle, dass diese Forderungen nicht akzeptiert werden, den Generalstreik aller Frauen in allen Bereichen zu erklären. Das Datum wird dem Ermessen des Ausschusses der Männer für die Verringerung der Lebensunterhaltskosten überlassen."

(Martinez de la Torre, Notizen für die marxistische Interpretation der Sozialgeschichte Perus, Band I, Lima 1947)

Ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Frauenkämpfe wurde von der Roten Hilfe im Kampf gegen Verfolgung, Unterdrückung, Inhaftierung und die blutige Politik der Diktatur des Sanchez Cerro, zur Verteidigung der Rechte und Freiheiten des Volkes, vor allem des Proletariats, geschrieben.

Bei den Kämpfen, auf die wir Bezug genommen haben, muss, neben der Politisierung der Frauen, oder genauer, als Index für eine korrekte Perspektive, hervorgehoben werden, dass in ihnen die Masse der Frauen ihre Kämpfe in engster Verbundenheit mit den Interessen des Volkes, die ihre eigenen sind, und in Einheit mit und Unterstützung für die Kämpfe der Arbeiterklasse, die ihrer Klasse ist, geführt haben.

In Synthese ist festzustellen, dass der Weg, der durch die peruanischen Frauen in diesem Jahrhundert und im letzten Teil des letzten Jahrhunderts beschritten wurde, durch ihre umfassende Einbindung in die Produktion und unter dem bürokratischen Kapitalismus, der durch den nordamerikanischen Imperialismus vorangetrieben wurde, und durch breiteren Zugang zu Bildung, insbesondere an der Universität, geprägt ist. Dies sind die Grundlagen, auf denen sich die ersten Impulse der Frauen auf das Land entwickeln, ein Phänomen, das Mariátegui wie folgt beschreibt: "Die Frauenbewegung ist in Peru nicht künstlich oder willkürlich, sondern als Folge der neuen Formen der Kopf- und Handarbeit von Frauen entstanden. Frauen mit wahrer Verbindung zur Frauenbewegung sind diejenigen, die arbeiten, die studieren. Die feministische Idee gedeiht unter den Frauen der geistigen Arbeit und an manuellen Arbeitsplätzen: Professorinnen, Studentinnen, Arbeiterinnen. Sie findet in den universitären Klassenzimmern, die tagtäglich mehr peruanische Frauen anziehen, ein günstiges Umfeld für ihre Entwicklung. Ebenso in den Gewerkschaften, in denen Fabrikarbeiterinnen sich mit den gleichen Rechten und gleichen Pflichten wie die Männer einschreiben und organisieren. Außer diesem spontanen und organischen Feminismus, der seine Anhängerinnen in den unterschiedlichen Kategorien der Frauenarbeit rekrutiert, existiert hier wie an anderen Orten ein Feminismus der Dilettanten, ein wenig pedantisch und ein wenig banal. Für Feministinnen dieser Art ist Feminismus eine bloße literarische Übung, nur ein Trendsport." (Feministische Forderungen)

Auf dieser Grundlage arbeitet Mariátegui die Position des peruanischen Proletariats in Bezug auf die Frauenfrage aus, in dem er die allgemeine Linie in dieser Angelegenheit für alle, die sich vom marxistischen Standpunkt aus entwickeln wollen, festlegt. Betrachten wir nun die grundlegenden Probleme von dieser Position aus:


2.1. Die Situation der Frau

Der Ausgangspunkt der Analyse der Frauenfrage aus der Sicht des peruanischen Proletariats verlangt, dass man im Kopf behält, dass Mariátegui, in Peru, die Anwendung der allgemeingültigen Wahrheit des Marxismus-Leninismus auf die konkreten Bedingungen eines rückschrittlichen und unterdrückten Land repräsentiert. Diese Anwendung führt ihn zur wissenschaftlichen Darstellung des halbfeudalen und halbkolonialen Charakters unserer Gesellschaft, in deren Mitte seit 1928 eine national-demokratische Revolution, durch einen langen und verwickelten Prozess, vorgeht und deren Entwicklung auf eine höhere Stufe noch aussteht. Dies ist die Grundlage und Leitlinie der Gedanken Mariátegui´s und ausgehend von diesen Überlegungen müssen wir alle Probleme und Grundsätze, die er etablierte, und unter ihnen diejenigen die relevant für die Frauenfrage sind behandeln.


Mariátegui beginnt mit dem halbfeudalen und halbkolonialen Charakter der peruanischen Gesellschaft, um die Situation der Frau zu beurteilen. Das lehnt in sich, von Anfang an, die veraltete Theorie der "weiblichen Natur" ab. Er begreift Frauen in einer Situation oder Bedingung, die sich aus der Struktur der Gesellschaft in der sie leben ableitet und betont den dynamischen, sich verändernden Charakter der Situation der Frau. Er hebt die verwandelnde Rolle hervor, die die Arbeit auf die Situation der Frauen, in Bezug auf ihren sozialen Status und die Ideen über sie, hat. Der folgende Absatz drückt diesen und anderen Punkte gut aus:


"Aber wenn die bürgerliche Demokratie nicht den Feminismus realisiert, hat sie unfreiwillig die Bedingungen, die moralischen und materiellen Voraussetzungen für seine Realisierung hervorgebracht. Sie hat sie als produktives Element bewertet, als Wirtschaftsfaktor, indem sie täglich intensiver und extensiver ihre Arbeit ausnutzte. Arbeit verändert die Gedanken und den Geist der Frauen radikal. Frauen entwickeln, aufgrund ihrer Arbeit, ein neues Selbstverständnis. In den alten Zeiten bestimmte die Gesellschaft für die Frau Ehe, Müßiggang oder niedere Arbeiten. Heute ist es, vor allem anderen, ihr Schicksal zu arbeiten. Diese Tatsache hat die Stellung der Frauen im Leben verändert und erhöht." So bleibt es für das peruanische Proletariat klar, dass es die Gesellschaft ist, die Frauen ihre Stellung zuschreibt und keine boshafte Natur, dass die Stellung der Frauen eine veränderliche ist und, dass es Arbeit ist, die zu einem großen Sprung in Bezug auf die Stellung und Sichtweise der Frauen führt. Dies ist der mariáteguistische Ausgangspunkt. Gleichzeitig stellt er sich gegen die biologistische Reduzierung von Frauen auf einfache Reproduzentinnen, und gegen die rosafarbenen Mythen, die heimtückisch dabei helfen ihre Unterdrückung aufrecht zu erhalten: "Die Verteidigung der Poesie über das Heim ist in der Realität eine Verteidigung der Leibeigenschaft der Frauen. Weit davon entfernt, die Rolle der Frau zu heben und zu würdigen, schwächt sie und setzt sie herab. Die Frau ist mehr als eine Mutter und ein Weibchen, wie der Mann mehr als nur ein Männchen ist." (Die letzten beiden Zitate gehören zu „Feministische Forderungen“)


Die These von den sozialen Wurzeln der Situation der Frau entwickelnd, zeigt Mariátegui den Unterschied zwischen lateinischen und angelsächsischen Frauen, beleuchtet den kausalen Zusammenhang zwischen feudaler Herkunft und den Manieren und den Variationen der Frau: "Die lateinische Frau lebt vorsichtiger, mit weniger Leidenschaft. Sie hat nicht diesen Drang nach Wahrheit. Besonders die spanische Frau ist sehr vorsichtig und praktisch. Waldo Frank hat sie präzise und mit bewundernswerter Genauigkeit definiert: "Die spanische Frau“, schrieb er, „ist eine Pragmatikerin in der Liebe. Sie hält die Liebe für ein Mittel zur Schaffung von Kindern für den Himmel. Nirgendwo in Europa gibt es eine weniger sinnliche, weniger liebevolle Frau. Als Mädchen ist sie hübsch, neue Hoffnung färbt ihre Wangen und vergrößert ihre schwarzen Augen. Für sie ist die Ehe der höchste Zustand, nach dem sie streben kann. Einmal verheiratet, verschwindet diese angeborenen Koketterie des Frühlings wie eine Jahreszeit in ihr: in einem Moment verwandelt sie sich, wird vernünftig, grob und mütterlich." („Signs and Works“, „Waldo Frank´s Rahab“)


Was über die spanische Frau gesagt wurde erstreckt sich natürlich auf lateinamerikanische Frauen und unter ihnen, die in diesem Land, und es zeigt, dass die weibliche Mentalität, erzeugt durch den historischen und gegenwärtigen halbfeudalen Hintergrund, noch nicht überwunden ist. Dazu unterstreicht Mariátegui, bei der Analyse der Beziehungen zwischen dem Imperialismus und den unterdrückten Ländern Amerikas, die entfremdende Mentalität, die die Yankee-Vorherrschaft der weiblichen Mentalität aufdrückt: "Die Bourgeoisie Limas verbrüdert sich mit den Yankee-Kapitalisten und sogar mit ihren unteren Angestellten, im Country Club, beim Tennis und auf den Straßen. Der Yankee kann ohne die Unannehmlichkeiten der Rasse oder Religion die kreolische Señorita heiraten und sie fühlt keine Skrupel bezüglich Nationalität oder Kultur, durch die Bevorzugung einer Ehe mit einem Individuum der einfallenden Rasse. Genauso fühlt das Mädchen aus der Mittelschicht keine Skrupel in dieser Hinsicht. Die „Huachafita“, die in der Lage ist einen Yankee, der bei der Grace Corporation oder der Foundation arbeitet, in eine Falle zu locken, tut es mit der Zufriedenheit ihre soziale Stellung verbessert zu haben." (Antiimperialistischer Standpunkt)

So wird bei der Typisierung der Situation der Frau in unserer Gesellschaft als die Leibeigenschaft der Frauen, der halbfeudale und halbkoloniale Hintergrund, der ihre Wurzel ist, etabliert. Es werden alle Auslegungen, die auf der angeblichen "mangelhaften weiblichen Natur“ aufbauen, verworfen.

Auf dieser Basis geht Mariátegui weiter zur konkreten Analyse der peruanischen Frauen, die zu verschiedenen Klassen gehören. Er beschreibt meisterhaft berufstätige Frauen: "Wenn die Massen der Jugend so grausam ausgebeutet werden, dann erleiden die proletarischen Frauen gleiche oder schlimmere Ausbeutung. Bis vor kurzem war die Arbeit der proletarischen Frau auf häusliche Tätigkeiten beschränkt. Mit fortschreitender Industrialisierung nimmt sie am Wettbewerb mit den Arbeitern in der Fabrik, im Geschäft, Unternehmen, etc. teil ... So sehen wir sie in Textilfabriken, Keks-Fabriken, Wäschereien, Container- und Karton-Fabriken, Seifenproduktion, etc., wo sie die gleiche Arbeit wie die männlichen Arbeiter leisten, vom Betrieb der Maschinen bis zur meist niederen Arbeit, dabei verdienen sie immer 40% bis 60% weniger als die Männer. Zur gleichen Zeit, wenn Frauen sich selbst für Arbeitsplätze in der Industrie trainieren, dringen sie auch in Büros, Geschäftshäuser, etc. ein, immer in Konkurrenz mit Männern und zum großen Nutzen der industriellen Unternehmen, die eine deutliche Reduzierung der Löhne und sofortige Erhöhung der Gewinne erzielen. In der Landwirtschaft und im Bergbau finden wir proletarische Frauen im offenen Wettbewerb mit Männern, und wo wir hinschauen finden wir eine große Zahl von ausgebeuteten Frauen, die ihre Dienste in allen möglichen Bereichen leisten ... Im Prozess unserer sozialen Kämpfe hat das Proletariat spezifische Forderungen für ihre Verteidigung aufgestellt. Textilgewerkschaften, die bis heute das größte Interesse an dieser Frage gezeigt haben, wenn auch nicht ausschließlich, haben in Streiks mehr als einmal versucht die Einhaltung von Vorschriften, die durch Gesetz festgelegt sind zu erzwingen, weil die Unternehmer sich einfach weigern sie umsetzen. Wir haben einige Kapitalisten (wie den "Arbeiterfreund", Herrn Tizon y Bueno), die nicht gezögert haben die Tatsache, dass eine Arbeiterin schwanger war, als "Verbrechen" zu werten. Für dieses "Verbrechen" wurde sie entlassen, um zu vermeiden was dem Gesetz entsprochen hätte. In der Keks-Fabrik, ist die Ausbeutung von Frauen abscheulich." (Manifest des Allgemeinen Verbands der peruanischen Arbeiter [CGTP], an die Arbeiterklasse des Landes. Die Frauenfrage; ein Dokument, bearbeitet unter der Führung Mariátegui´s)

Ist dies eine gültige Beschreibung? Ja, im Wesentlichen bleibt die Situation der Arbeiterin die gleiche: die breiteste Ausbeutung in immer mehr Bereichen der Produktion, die in einigen von ihnen wirklich erschreckend ist; der Einsatz von weiblichen Arbeitskräften, um Löhne, auf der Grundlage ihrer Löhne, die niedriger sind als die der Männer, zu drücken; Nichterfüllung von Gesetzen zum Schutz von Frauen und versteckte arbeiterfeindliche Positionen des falschen "Freunds" des Proletariats. Ebenfalls sehr aktuell ist die Notwendigkeit, die Errungenschaft der Arbeiterinnen zu unterstützen.

Mariátegui bewertet die Bedingungen der indigenen Bäuerinnen, von denen er sagt, dass sie zusammen mit ihren Kindern und Männern verpflichtet sind "Gratisarbeit für den Eigentümer und ihre Familien, sowie für Behörden, zu leisten", ihre miserablen Bedingungen und soziale Stellung hat eine Wurzel: Latifundien und Leibeigenschaft.

Im Hinblick auf das Kleinbürgertum, neben dem Hinweis auf die Leiden der Frauen dieser Klasse, hilft die Analyse der Grundschullehrer Mariátegui, wie für die soziale Mitte, die Nähe zum Volk und ihre Hingabe an Vollzeit-Unterricht ihre Haltung und ihren Geist öffnen, unter ihnen erkennt man "leicht die Ideale der Erfinder eines neuen sozialen Staat", denn: "Keines ihrer Interessen hat etwas gemein mit dem kapitalistischen Regime. Ihr Leben, ihre Armut, ihre Arbeit bringt sie zu den proletarischen Massen." Er schlägt vor sich an sie zu wenden, da "in ihren Reihen die Avantgarde mehr und bessere Elemente rekrutieren wird."



2.2. Vorgeschichte des Frauenkampfes


Wie wir gesehen haben, ist es für Mariátegui so, dass die Industrialisierung die Frau in die Arbeit einbezieht und dadurch verwandeln sich ihre Bedingungen und ihr Geist. Er weist, wie die Klassiker, auf die doppelte Bedeutung, die das hat, hin: "Wenn die Frau Fortschritte auf dem Weg ihrer Emanzipation auf einem bürgerlich-demokratischen Boden macht, bietet diese Tatsache im Austausch den Kapitalisten billige Arbeitskräften und gleichzeitig eine ernsthafte Konkurrenz für den männlichen Arbeiter." (oben zitiertes Manifest) Auf der anderen Seite wies er darauf hin, dass die Französische Revolution einige Elemente der feministischen Bewegung enthielt, dafür zieht er Babeuf, den Anführer der Egalitaristen, heran, den er als "einen Verfechter der feministischen Forderungen" sieht und von dem er die folgenden klaren Worte zitiert: "verhängt kein Schweigen über dieses Geschlecht, das es nicht verdient hat verachtet zu werden ... Wenn Sie in Ihrer Republik nichts auf die Frauen geben, dann werden Sie Liebhaber der Monarchie aus ihnen zu machen" und "Das Geschlecht, dass die Tyrannei der Männer schon immer für nichtig erklären wollte, dieses Geschlecht, war in den Revolutionen niemals nutzlos."

Den Beitrag der Französischen Revolution zur Emanzipation der Frauen auswertend, sagte er in Frauen und Politik:

"Die Französische Revolution, errichtete ein Regime der politischen Gleichheit für Männer, nicht für Frauen. Die Menschenrechte könnten eher Männerrechte genannt werden. Mit der Bourgeoisie endeten Frauen viel mehr von der Politik entfremdet, als mit der Aristokratie. Bürgerliche Demokratie war eine ausschließlich männliche Demokratie. Ihre Entwicklung musste aber letztendlich sehr günstig für die Emanzipation der Frauen sein. Die kapitalistische Zivilisation hat für Frauen die Erhöhung ihrer Kapazität und Verbesserung ihrer Stellung im Leben vorgesehen."

Deshalb wurde genau festgestellt, was die bürgerliche Klasse für Frauen tut: Während sie in der Lage ist, Bedingungen für ihre Entwicklung zu schaffen, ist sie nicht in der Lage sie zu emanzipieren. Mariátegui wusste dies sehr genau: wie der Kapitalismus trotz dieser Einschränkungen in seiner Entwicklung, für Frauen Türen zu verschiedenen Aktivitäten öffnet, einschließlich der Politik, ganz besonders im 20. Jahrhundert, so viel, dass es ein Symbol für das 20. Jahrhundert wird. Mariátegui entwickelt diese Aussage, nennt viele bemerkenswerte Frauen und weist darauf hin und zeigt die Beiträge vieler Frauen zur Poesie, zum Roman, zu Kunst im Allgemeinen und zum Kampf und Politik. So lehrt er uns, wie man Frauen der verschiedenen Klassen und bekannte Frauen beurteilt, verweist auf die Vorzüge und Mängel und zeigt, was in jedem einzelnen Fall das Grundlegende ist und, was noch wichtiger ist, hebt deren Beiträge zum Fortschritt von Frauen hervor.


2.3. Die Frauenbewegung

Ein zentraler Punkt mit großer Wichtigkeit heutzutage ist der mariáteguistische Ansatz bezüglich der Frauenfrage, mit seinen Thesen zur Frauenbewegung, von denen drei Teile bemerkenswert sind: Feminismus, Politisierung von Frauen und Organisation.

In Bezug auf den FEMINISMUS hält Mariátegui fest, dass er "weder künstlich noch beliebig" zu uns entsteht, sondern mit der Einbeziehung von Frauen in Hand- und Kopfarbeit einhergeht. Bei diesem Standpunkt hebt er hauptsächlich hervor, dass Feminismus bei Frauen die außerhalb des Heims arbeiten aufblüht und schlussfolgert, dass die angemessene Umgebung für die Entwicklung der Frauenbewegung die Universitätssääle und die Gewerkschaften sind. Er fährt dann mit der Anweisung fort, uns selbst auf diese Fronten zu orientieren, um die Mobilisierung der Frauen voran zu bringen. Aber es muss entschieden gesagt werden, dass diese Orientierung in keiner Weise eine Geringschätzung der Bäuerinnen impliziert; wir erinnern daran, dass Mariátegui die Bauernklasse als die Hauptklasse in unserem Prozess annimmt und es gibt keinen Zweifel daran, dass die Bäuerinnen auch eine Front zur Mobilisierung und sogar die Hauptquelle, die jede Frauenbewegung, die vom Proletariat geführt wird, erreichen will, sind.

In "Feministische Forderungen" legt Mariátegui die Essenz der Frauenbewegung dar: "Niemand sollte davon überrascht sein, dass nicht alle Frauen in einer einzigen feministischen Bewegung zusammen kommen. Der Feminismus hat notwendigerweise verschiedene Farben, verschiedene Tendenzen. Im Feminismus können drei fundamentale Richtungen ausgemacht werden, drei substanzielle Farben; bürgerlicher Feminismus, kleinbürgerlicher Feminismus und proletarischer Feminismus. Jeder dieser drei Feminismen formuliert seine Forderungen auf verschiedene Weisen. Die bürgerliche Frau vereint den Feminismus mit den Interessen der konservativen Klasse. Die proletarische Frau vereint ihren Feminismus mit dem Glauben der revolutionären Massen an die Gesellschaft der Zukunft. Der Klassenkampf – ein historisches Faktum und nicht nur eine theoretische Aussage - " spiegelt sich auf der Ebene des Feminismus wieder. Frauen, wie Männer, sind Reaktionäre, Zentristen oder Revolutionäre. Sie können – konsequenterweise – nicht alle gemeinsam die gleiche Schlacht schlagen. Im aktuellen menschlichen Panorama trennt die Klasse Individuen mehr als das Geschlecht."

Das ist der Kern der Frauenfrage, der Klassencharakter jeder Frauenbewegung. Und wir müssen das sehr genau im Kopf behalten, heute mehr denn je, wo wieder mal die Organisation von Frauen vorangetrieben wird. Es entstehen viele Gruppen, die im Allgemeinen über ihren festgelegten Klassencharakter, d.h. welcher Klasse sie dienen, schweigen oder ihn verbergen. Sie predigen eine Vereinigung von Frauen um ihre Rechte gegenüber den Männern zu fordern, um so allen Frauen vereint zu dienen, ohne Stellung zur Klasse, für eine in Aussicht gestellte Transformation, "humanistisch, christlich und in Solidarität", die nur einige kleinere Modalitäten unklarer oder verworrener Klassenpositionen durchschreiten muss. Die grundsätzliche Aufgabe ist es bei jeder Frauen-Gruppe, -Organismus, -Front oder -Bewegung die Klassenwurzel fest zu stellen, Positionen abzugrenzen und klar zu machen wem sie dienen, welcher Klasse sie dienen und ob sie wahrhaft an der Seite des Volkes stehen oder nicht.



Diese Fragen führen uns zu einem Hauptproblem: Anhand welcher Prinzipien, auf welchen Klassenkriterien und -orientierung bauen wir eine Frauenbewegung, die dem Volke dient, auf? Mariátegui´s Position hierbei ist erleuchtend und konkret: "Feminismus, als reine Idee, ist im Wesen revolutionär." Und nach ihm ist revolutionär im Wesen proletarisch. So muss die gesamte Volksfrauenbewegung, die wirklich dem Volke und der Revolution in Theorie und Praxis dienen will, eine Frauenbewegung sein, die dem Proletariat folgt. Heute heißt, in unserem Vaterland, dem Proletariat zu folgen, den Gedanken Mariátegui’s zu folgen.



Bezüglich der POLITISIERUNG DER FRAU. Die marxistischen Klassiker haben immer ein großes Gewicht auf diesem Punkt gelegt, da es ohne diese unmöglich ist die Mobilisierung und Organisierung von Frauen voran zu bringen und ohne diese kann die Frau nicht gemeinsam mit dem Proletariat für ihre eigene Emanzipation kämpfen. Diesem großen Beispiel folgend hat die peruanische Arbeiterklasse durch Mariátegui die Wichtigkeit der Politisierung der Frau aufgezeigt und hervor gehoben, dass Mängel bei oder ein Fehlen der Politisierung der Frau der Reaktion dient.



"Frauen sind größtenteils, wegen ihrer geringen oder nicht vorhandenen politischen Erziehung, keine erneuernde, sondern eine reaktionäre Kraft." (Figuras y aspectos de la vida mundial)



Dies ist hinreichend bekannt. Was wir uns fragen müssen ist: Was bedeutet diese Politisierung? Für den Gründer der Kommunistischen Partei bedeutet es eine unbedingt notwendige, militante Einbeziehung der Frauen in den Klassenkampf, ihre Mobilisierung in Übereinstimmung mit den Interessen des Volkes, ihre Integration in die Klassen- und Volksorganisationen, Schulung in ihren besonderen Angelegenheiten, Bildung in der Ideologie der Arbeiterklasse, all dies mit dem Beistand, Anleitung und unter der Führung des Proletariats. In Synthese heißt das, Einbeziehung der Frauen in die Politik, in den Klassenkampf, unter der Führung der Arbeiterklasse.



Bezüglich der ORGANISIERUNG VON FRAUEN. Der Marxismus lehrt, dass das Proletariat, um sich seinen Feinden zu stellen und für seine Interessen zu kämpfen, keine andere Waffe als die Organisation hat. Dieses Prinzip wird auf das Volk, das nur organisiert stark ist, angewandt und genauso gilt für Frauen, dass sie nur erfolgreich kämpfen können, wenn sie organisiert sind.



Als "überzeugter und bekennender Marxist" hat Mariátegui diese Prinzipien kreativ angewandt. Er hat der Organisierung von Arbeiterinnen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Dies sieht man am Manifest des CGTP, auf das wir uns oben schon bezogen haben:



"Die gesamte Menge der "Plagen", die auf den ausgebeuteten Frauen lastet, kann nicht anders gelöst werden, als durch umgehende Organisierung. Auf die gleiche Weise, wie die Gewerkschaften ihre Jugendkader hervorbringen müssen, müssen sie ihre Frauensektion schaffen, wo unsere zukünftigen weiblichen Militanten ausgebildet werden."



Mariátegui zeigte die gleichen Bedenken, als das Statut der genannten Konföderation es unter seiner Führung möglich machte eine permanente Frauenkommission auf Ebene eines Exekutiv Komitees zu gründen. Leider wurden diese Orientierungen nicht korrekt in die Praxis übertragen; sie blieben ein rein bürokratischer Gewerkschaftsposten, "Frauenangelegenheiten" oder so ähnlich genannt. Wenn dies überhaupt existiert, dann ohne organische Verbindung der Frauensektionen der Gewerkschaften, was eine zu erledigen Aufgabe ist.



Später, am 4. März 1930, nahm die Kommunistische Partei folgende Punkte an:

" Erstens – ein provisorisches Sekretariat zur Organisierung der sozialistischen Jugend, unter direkter Kontrolle der Partei wird geschaffen.

Zweitens – ein provisorisches Sekretariat zur Organisierung der Arbeiterinnen, unter Führung und Kontrolle der Partei, wird geschaffen.

Drittens – beide Sekretariate werden für die umgehende Organisierung der Jugend beider Geschlechter, für ihre politische und ideologische Ausbildung, kämpfen, als vorbereitende Stufe für ihre Mitgliedschaft in der Partei." (Martinez de la Torre, s.o., Band II)



Hier ist die These Mariátegui´s, durch die Notwendigkeit der Organisierung von Frauen Aufmerksamkeit zu schenken, auch auf den am weitesten fortgeschrittenen politischen Ebenen, verwirklicht. Es drückt seinen Standpunkt aus, dass die Frage der Organisierung von Frauen letztlich die Frage ist, sie unter der Führung und Kontrolle der Arbeiterklasse und ihrer Partei zu organisieren.



Solche Vorschläge führen dazu, dass wir uns selbst über jede Frauen-Gruppe, -Organisation, -Front oder -Bewegung die Frage stellen müssen: Für welche Klasse, wie und wofür sind Frauen organisiert? Und bedenkt, dass diese Punkten nur befriedigend beantwortet, d.h. für die Klasse und das Volk, werden können, wenn wir selbst den Standpunkten der Arbeiterklasse folgen.



Diese drei Punkte: Feminismus, Politisierung von Frauen und Organisierung von Frauen und die Thesen, die Mariátegui aufstellte, müssen beständig studiert und angewandt werden, weil nur so eine authentische Volksfrauenbewegung entwickelt werden kann.





2.4. Die Emanzipation der Frau



Auch in diesem Punkt stellt Mariátegui, wie die Klassiker, fest, dass durch Kapitalismus und Industrialisierung "die Frauen Fortschritte auf dem Weg ihrer Emanzipation machen." Wie dem auch sei, in diesem System erlangt sie nicht einmal die volle rechtliche Gleichstellung. Daher strebt eine konsequente Frauenbewegung danach weiter zu gehen und auf diesem Weg muss sie notwendigerweise am Kampf des Proletariats teilnehmen. Dieses Verständnis führte den großen proletarischen Denker unseres Landes zu folgender Aussage: "Die feministische Bewegung entsteht deutlich solidarisch mit der revolutionären Bewegung" und, dass, obwohl liberal geboren, der Feminismus nur mit der Revolution anfängt verwirklicht werden zu können:



"Aus liberalem Schoß geboren, war der Feminismus bis jetzt nicht in der Lage im kapitalistischen Prozess zu wirken. Erst jetzt, wo der historische Weg der Demokratie sein Ende erreicht, bekommen Frauen die politischen und juristischen Rechte von Männern. Und es war die russische Revolution, die der Frau ausdrücklich und kategorisch die Gleichheit und Freiheit verlieh. Dies wurde über ein Jahrhundert von Babeuf und den Egalitaristen vergeblich von der französischen Revolution gefordert. (Feministische Forderungen)



Und so entsteht parallel zum Aufbau einer neuen Gesellschaft die neue Frau, die "grundsätzlich anders sein wird, als die, die durch die jetzt untergehende Gesellschaft geformt wurde." Diese neuen Frauen werden in der revolutionären Feuerprobe geschmiedet werden und sie werden den alten Frauen-Typus, durch das alte ausbeuterische System, das jetzt an der wahrhaftigen Würdigung von Frauen untergeht, deformiert, auf den Müllhaufen der Geschichte werfen.



"In gleichem Maße wie das sozialistische System das individualistische System ersetzt, wird weiblicher Luxus und Eleganz vergehen ... Die Menschheit wird einige luxuriöse Säugetiere verlieren, aber stattdessen viele Frauen gewinnen. Die Kleider der Frauen der Zukunft werden weniger pompös und teuer sein, aber die Situation der Frau wird würdevoll. Die Achse des weiblichen Lebens wird sich vom Individuellen zum Sozialen entwickeln ... Eine Frau wird insgesamt weniger teuer und dafür mehr wert sein." (Die Frau und die Politik)



Neben diesen grundsätzlichen Ideen kümmert sich Mariátegui auch ganz genau um andere Probleme, die besonders mit Frauen verbunden sind: Scheidung, Heirat, Liebe etc. Er behandelt sie mit feiner Ironie und bezieht scharf einen entschiedenen Standpunkt zu ihnen. Trotzdem konzentriert er sich, als guter Marxist, nicht auf sie als Kernfrage. Es zu tun würde bedeuten den wesentlichen Kampf und das grundlegende Ziel zu vergessen, Verwirrung zu stiften und den revolutionären Kampf zu desorientieren.



Bis hierher haben wir die zentralen Thesen der Gedanken Mariátegui's zur Frauenfrage präsentiert. In der Darstellung haben wir aus den gleichen Gründen, wie bei der Behandlung der marxistischen Standpunkte zum Thema, viele Zitate benutzt.





3. ENTWICKELT, MARIATEGUI FOLGEND, DIE FRAUENBEWEGUNG



3.1. Die Gültigkeit von Mariátegui



Aus dem was dargelegt wurde setzt sich eine Schlussfolgerung durch: Die Thesen, die Mariátegui zur Frauenfrage aufgestellt hat, resultieren aus einer konsequenten Anwendung des Marxismus-Leninismus auf die konkreten Bedingungen einer halbfeudalen und halbkolonialen Gesellschaft wie unserer. Darüber gibt es, generell, keine Meinungsverschiedenheiten und dort wo es keine offene Zustimmung gibt, zeigt sich durch Schweigen eine scheinbare Akzeptanz solcher Schlussfolgerungen. Wie dem auch sei, die Frage ist nicht, ob Mariátegui's Gedanken eine korrekte Anwendung des Marxismus auf Peru sind. Der zentrale Punkt ist: Welche Relevanz haben seine Ideen heute? Bei diesem Thema stellen einige, während sie Mariátegui scheinbar Anerkennung aussprechen, um sein riesiges und immer noch steigendes Ansehen nicht anzugreifen, seine aktuelle Relevanz in Frage, indem sie erwähnen, dass vierzig Jahre vergangen sind, und irrtümlich und betrügerisch die Notwendigkeit hervorheben "die kreative Entwicklung des Marxismus um ihn zu übertreffen" zu berücksichtigen.



Die Analyse dieses Umstands führt uns dazu, wenn auch nur oberflächlich, einige Standpunkte zur Frauenfrage, die sich in diesem Land erhalten haben, zu behandeln. Der angesehene und streitbare Denker Don Manuel Gonzales Prada hat diese Frage in seinem 1904 erschienen Werk "Sklaven der Kirche", das jetzt in "Stunden des Kampfes" integriert ist, behandelt. Darin erstellt er wichtige Konzepte: "Wir können das Volk nicht gut kennen, bis wir die sozialen und rechtlichen Bedingungen der Frau studiert haben"; "Die moralische Stellung des Mannes kann an dem Konzept, das er über Frauen hat, gemessen werden: Für den ignoranten und brutalen Mann ist die Frau nur ein Weibchen, für den geistigen und kultivierten Mann ist sie Hirn und Herz"; "So wie wir den Familiennamen unseres Vaters tragen, so tragen wir die moralischen Entscheidungen unserer Mutter"; "Die Triebkraft, der große Treibstoff der Gesellschaften, funktioniert nicht geräuschvoll auf der Plaza oder in revolutionären Clubs, sie wirkt geräuschlos im Heim". Diese Konzepte helfen uns unsere Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit der Frau zu konzentrieren. Andererseits drückt er folgende Ideen aus: "Die Emanzipation der Frau, wie die Freiheit der Sklaven, ist nicht Sache des Christentums, sondern der Philosophie", "In protestantischen Nationen wird der Aufstieg der Frauen so sicher durchgeführt, dass man die vollkommene Emanzipation voraussehen kann"; "Die Sklaven und die Leibeigenen schulden ihren Wert als Personen den noblen und gutherzigen Geistern; die katholische Frau wird sich nur durch die energischen Aktionen des Mannes emanzipieren" und "in den Gefechten für die Idee kennt man keine größere Hilfe als die Liebe".



So sieht man, dass Gonzalez Prada gleichzeitig, wenn er die Unterdrückung der Frau, welche er verurteilt, die wichtige Rolle die sie spielt und die Notwendigkeit sich mit der Frauenfrage zu beschäftigen aufzeigt, legt er die Emanzipation der Frau dar. Aber für ihn ist der Ursprung der Frage der Katholizismus, der die Frauen beherrscht. Er glaubt an die mögliche Emanzipation der Frauen unter dem Kapitalismus und er zentriert die Frage auf das Individuum. Seine Ideen bedeuten, so wie bei anderen Themen, einen Beitrag für das Studium der Frauenfrage in Peru.



Und diese Ideen sind noch bemerkenswerter, wenn wir sehen, dass fast dreißig Jahre später Jorge Basadre sagt:



"Gregorio Marañon hat die essentielle Rolle, die der Frau zukommt, in den Vordergrund gestellt: Die Liebe. Auf die gleiche Art ist die essentielle Rolle des Mannes die Arbeit ... Deswegen zieht der Junge das Spielen mit Soldaten, einem Symbol des Kampfes, von Anstrengung und ein Streben nach Herrschaft, vor; gleichzeitig zieht das Mädchen das Spielen mit Puppen, Ausdruck eines frühen Mutterinstinkts, vor. Ausgerüstet mit einer Vollmacht der Natur, ist die Herrlichkeit der kreolischen Frau, auch im Falle das sie keine Mestizin ist, so, dass sie sich von Frauen anderer Breitengrade mit einem eigenem fruchtigen oder gemüseartigen Geschmack, unterscheidet ... Im Gegenteil ist die besondere Überlegenheit des Mannes im Geist und, weil der amerikanischen Geist noch in bestimmender Form von Europa beeinflusst ist, ist der Mann in Amerika insgesamt der Frau unterlegen ... Zusammengefasst wird eine amerikanische Ehre verloren oder reduziert ... Eine Frau aus Amerika, die repräsentativ wunderschön ist, kann im Gegenteil überall Zugang bekommen." (Perú: Problema y Posibilidad cap. XI. Hier ist der Standpunkt so augenfällig reaktionär, dass er keinen Kommentar verdient.)



Wie die herrschenden Klassen uns durch Basadre von der "weiblichen Natur", deren Wesen die Liebe ist, erzählen, so drücken sie sich 1940, durch Carlos Miro Quesada Laos, selbst wie folgt aus:



"Die Rolle der Frau im modernen Leben ist vielfältig. Dies sind nicht mehr die Zeiten – sie sind für immer vergangen - als ihr Arbeiten verboten wurde. Im Gegenteil. Heute arbeitet die Frau in unterschiedlichen Bereichen ... Weil sie gezeigt hat, dass sie genauso effizient seien kann wie Männer ... Sie hat daher die Pflicht, zu studieren, um sich auf die Zukunft vorzubereiten. Wenn bei diesen Arbeiten Frauen sich die Aufgaben mit den Männern teilen, sind sie, und werden es immer sein, in anderen besser als Männer. Was passiert ist, ist, dass die Frau zum Leben viele Dinge beiträgt, die ihr angeboren sind. Sie hat die Hände einer Mutter und Krankenschwester. Das ist die Weiblichkeit, die sie, gelobt sei der Herr, unabhängig von den Kriegen und revolutionären Theorien des 20. Jahrhunderts, niemals verlieren werden. Das Wort „Trost“ beschwört Frauen … Nachdem er den Mann schuf stellte der Schöpfer … sie an seine Seite, als seine Gefährtin, ihn zu reizen und sein Leben zu versüßen … Zuerst muss sie ihren Eltern gehorchen, dann ihrem Lehrer, später ihrem Ehemann und sie muss immer ihrer Pflicht gehorchen.“ (Drei Konferenzen, Lima, 1941)



Mit Basadre hat die ausbeutende Klasse die Arbeit der Frauen zurückgestellt; mit Miro Quesada, unter neuen Anforderungen, verherrlichen und fordern sie die Arbeit von Frauen. Aber tief im Inneren basieren beide auf der "weiblichen Natur". Nicht nur in diesem Bereich tauchen solche Vorstellungen auf. Falsche Standpunkte finden sich ebenfalls in Schriften und Magazinen, die einen revolutionären oder gar marxistischen Anspruch haben. Wir lesen in ihnen Konzepte wie die folgenden: Wenn vom "Sinn des Lebens" gesprochen wird, verstehen wir, dass ihre Beteiligung an der "sozialen Veränderung" es erlaubt, dass die Frau "sich von ihren existentiellen Probleme frei macht, weil der Sinn des Lebens dann in dem Guten liegt, das jedes Individuums seinem Nächsten, durch seinen Willen und seine Anstrengung, geben kann." Angesichts des Themas "Frauen und die Gesellschaft", nach dem Versuch Engels' Theorie von der Entwicklung der Familie zu umreißen, wird geschrieben: "wir sind vom Mythos der Unterlegenheit der Frau besessen. Und daraus entsteht die Notwendigkeit die Frauen zu befreien ... die Frauenbefreiung kann nur dann stattfinden, wenn die sozio-ökonomischen Strukturen sich mit der Entwicklung einer neuen Gesellschaft verändern." So wird die Befreiung hervorgehoben, nicht aber der soziale Hintergrund, der mehrdeutig und unpräzise gehalten wird, so landet man bei der Zentrierung auf "die Regulation der Beziehungen zwischen den Geschlechtern, als Ausdruck der neuen Ideologie. Sind die Frauen dem Manne gleich oder sollten es sein, dann wäre die Grundlage dieser Beziehung:

a) Die Frauen aus der religiösen Entfremdung befreien ...,

b) Die Ausübung des Rechts ihren Partner auszuwählen, ohne sich den Vorurteilen über männliche Initiative unterzuordnen …,

c) Die Frauenbefreiung nicht als Synonym für freie Liebe zu verstehen ... und (glücklicherweise!)

d) Die Frau dem Manne gleich, darf nicht mit der Behauptung über ihre weiblichen Bedingungen aus der Politik ausgeschlossen bleiben ... Liebe, als Ausgangspunkt für einen sozialen Wandel, sollte der Anreiz für Jugendliche (Männer und Frauen) sein zu kämpfen, um eine egalitäre Welt ohne Unterdrückung oder Ungerechtigkeit auf zu bauen."



Bei der Veröffentlichung des Märchens "das Pantheon der Arbeitslosen", ein Weihnachtsmärchen, das auf schlaue Art den "Großmut der Frau" und den "männlichen Egoismus" verbreitet, eine getarnte Version von der "weiblichen Natur" und der "menschlichen Natur": "Nachher schwiegen beide Gespenster, jedes einzelne mit seinen Gedanken für sich. Die Frau in ihrer Vergangenheit; der Mann in seiner Zukunft. Die Frau in dem, was getan werden muss; der Mann in dem, was er für sich selbst tun kann. Ein Großmut und ein Egoismus, immer an erster Stelle, immer kämpfend, in der Dunkelheit ihrer Bewusstsein." (Zeitschrift MUJER, Nr. 1 und 2, ohne Datum, aber sie wurden Ende der 60er Jahre herausgegeben.) Offensichtlich zeigen die Ideen, die in der Zeitschrift MUJER zum Ausdruck kommen, trotz ihres angeblichen revolutionären und marxistischen Standpunkts, einen ausgeprägten bürgerlichen Hintergrund auf; in keinem Fall sind sie Ausdruck eines proletarischen Standpunkts zur Frauenfrage.



Was zeigt uns diese Aufzählung? Die deutlich Wahrheit, dass die Sache bestimmt keine Frage der Zeit, in der die Standpunkte vorgelegt wurden, ist, noch ist es das Problem "die kreative Entwicklungen des Marxismus zu beachten", sondern der Klassenstandpunkt, auf dem sich eine Aussage begründet, ist das zentrale. Wir haben einen Standpunkt gesehen, der vor Mariátegui geäußert wurde, der von González Prada, der, obwohl er 30 Jahre Jahre vor Mariátegui entsteht, positive Elemente enthält. Ebenso haben wir den Standpunkt eines Altersgenossen von Mariátegui gesehen, den von Basadre, der offen reaktionär ist. Am Ende haben wir zwei Standpunkte gesehen, die nach Mariátegui aufkommen, den von Miro Quesada, der auch reaktionär ist, obwohl er neue Kriterien aufstellt, und den der Zeitschrift MUJER, die mehr als 30 Jahr nach Mariátegui erscheint und mit marxistischen Posen definitiv bürgerlichen Standpunkten folgt, beide mit der Absicht sich als Revolutionäre und im Dienste der Emanzipation der Frau Stehende darzustellen.



Was ist die Schlussfolgerung daraus? Wie wir es gesagt haben, ist das Problem die Klassengrundlage, auf der ein Standpunkt basiert, in diesem Fall, ein Standpunkt zur Frauenfrage. Mit Mariátegui, dem größten Referenten unserer Arbeiterklasse, ist der Standpunkt des Proletariats zur Frauenfrage festgelegt. Er hat die Grundlage für die proletarische politische Linie zu diesem Thema bereitet und seine Standpunkte sind vollkommen gültig, in diesen, so wie in anderen Fragen der revolutionären Politik des Proletariats in unserem Land. Deswegen fordert die Entwicklung einer Frauenbewegung des Volkes heute, mehr denn je, an Mariátegui's Gedanken festzuhalten. All das mit dem Ausgangspunkt der Akzeptanz der Gültigkeit der Gedanken Mariátegui's.



3.2. Kehrt auf den Weg von Mariátegui zurück



Der Kampf der peruanischen Frauen hat eine lange Tradition, besiegelt mit Blut. Genauso wie der Kampf der Proletarierinnen, seit über 50 Jahren. Die Frauenorganisationen existieren ebenso seit langer Zeit. Trotzdem ist der organisatorische Prozess der peruanischen Frau, in den 60er Jahren, expandiert und so kann man seine strahlende Perspektive sehen, auch wenn der Weg lang und gekrümmt ist.



Gegenwärtig habe wir eine Vielfalt von Organisationen mit unterschiedlicher Ausbreitung und Niveaus und, was das wichtigste ist, alte Saaten haben zu keimen begonnen und sie richten sich in Richtung der Bildung einer wahren Frauenbewegung des Volkes. Heute haben wir einen schon über 50 Jahre alten "Nationalrat der Frauen", der auf der morschen und überwundenen These von der "weiblichen Natur" basiert. Wir haben eine "Bewegung für die Rechte der Frau", die einen Feminismus, dessen Ziel die Befreiung von der Abhängigkeit vom Mann ist, vorantreibt. Sowie eine Reihe von Organisationen im Entstehungsprozess, die das herrschende Regime nährt, im Sinne seines korporativistischen Prozesses, unter der Leitung und Kontrolle von "Sinamos", mit der Ansicht seiner "Teilnahme der Frau", welche Teil seiner "Demokratie mit voller Beteiligung" ist. Diese versteckt, dass die Wurzel der Unterdrückung der Frau das Privateigentum ist und das die Unterwerfung der Frau damit begonnen hat. Unsere Geschichte verdrängend und einen schäbigen "Vulgärmaterialismus" anwendend, propagieren sie "1968 fängt der revolutionäre Prozess an, der die wahre Befreiung der Frau mit politischer Gleichheit und aktiver Beteiligung sucht" um zu der Schlussfolgerung zu kommen, dass "wir diejenigen sind, die die unterschiedlichen Formen von weiblicher Organisation schaffen müssen". Bei all dem stützen sie sich auf den hinterlistigen bürgerlichen Feminismus. Außerdem haben wir ein Volksbündnis der peruanischen Frauen, eine Organisation des Rechtsopportunismus, der, wie immer, einen Apparat der Kollaborateure, der vollständig im Dienst des Regimes steht, aufgebaut hat.



Das organisatorische Anwachsen und der Neuanfang der weiblichen Massen fordert die ernsthafte Untersuchung der Frauenfrage und die klassenbewusste Analyse der existierenden Organisationen und denjenigen die im Aufbauprozess sind. Auf diese Art und Weise werden die Lager voneinander getrennt werden, so dass, genau wie bei anderen Themen, die zwei Linien über die Frauenfrage, festgelegt werden können: Die konterrevolutionäre Linie unter dem Befehl des Imperialismus und der intermediären Bourgeoisie und die revolutionäre Linie, dessen Führung und Zentrum das Proletariat ist. So wird der organisatorische Entwicklung der Volksfrauenbewegung gedient, was erfordert, dass ihr Aufbau unbedingt in der Mitte des Zweilinienkampfes stattfindet – Ausdruck des Klassenkampfes und der eigenen und widerstrebenden Interessen der Klassen im Kampfe. Es ist offensichtlich und es darf nicht vergessen werden, dass es innerhalb jeder Linie Varianten und Unterschiede, als Ausdruck der Klassen, die sich um jede Linie gruppieren, gibt. Deswegen liegt das Problem darin, die zwei sich gegenüberstehenden Linien und innerhalb der jeweiligen, die Variationen und Nuancen, fest zu legen. Der Standpunkt, als Ausdruck der befehlenden Klasse, in jeder Linie, gibt der jeweiligen Linie im Kampfe einen revolutionären oder konterrevolutionären Charakter.



Alles was hier dargestellt wurde führt uns zu der Notwendigkeit "auf den Weg Mariátegui’s in der Frage der Frau zurückzukehren" um der Herausbildung und Entwicklung einer VOLKSFRAUENBEWEGUNG zu dienen. Wir verstehen diese als eine vom Proletariat innerhalb der weiblichen Massen erzeugte Bewegung, die folgende Charakteristiken besitzt:



  1. Befolgung der Gedanken Mariátegui’s
  2. klassenbewusste Massenorganisation
  3. dem demokratischen Zentralismus unterstellt



Der Aufbau dieser BEWEGUNG stellt uns vor zwei Probleme:



  1. Der ideologisch-politische Aufbau, der notwendigerweise bedeutet, dass ihr Prinzipien und Programm gegeben werden müssen.
  2. Der organisatorische Aufbau, dem wir dienen können, indem wir Kerne oder Gruppen von Aktivistinnen bilden, die Prinzipien und Programm zu den weiblichen Massen führen – Arbeiterinnen, Bäuerinnen, Werktätige, Studentinnen, Schülerinnen usw. - Und so für die Politisierung der Frau arbeiten, sie durch seine Kämpfe mobilisierend und sie für die Teilnahme am politischen Kampf, in Übereinstimmung mit den Weisungen und der Politik des Proletariats, organisierend.



Um diesen Beitrag zum Studium und Verständnis der Frauenfrage zu beschließen, ist es passend eine Prinzipienerklärung und ein Programm, die seit einer Weile unter uns im Umlauf sind, hier auch zu publizieren. Diese Dokumente können – wir unterstreichen, dass wir verstehen, dass diese einen Projektcharakter haben – als Grundlage und als nützliche Diskussionsunterlagen für den ideologisch-politischen Aufbau der VOLKSFRAUENBEWEGUNG, der im Gange ist, dienen.







PRINZIPIENERKLÄRUNG



Mit der Entstehung der Klassen, das bedeutet am Anfang der Ausbeutung, nimmt auch das unterdrückende Joch über die Frau seinen Anfang; von Sklavinnen zu Leibeigenen, von Leibeigenen zu Arbeiterinnen. Bis heute ist es so, dass dort wo es Ausbeuter gibt die Frau unterworfen ist und diese Situation kann nur ein Ende finden, wenn die klassenmäßige Wurzel der Unterdrückung fällt.



Zwischen der weiblichen Sklaverei von gestern und formeller Gleichheit von heute liegen Jahrhunderte von harten und scharfen Kämpfen, oder Massengewalt, die Siege in Gefechten ohne Hauptquartier errangen. Eine Gesellschaft entwickelt sich in der Mitte des Klassenkampfes und die Massen im Gefecht bringen die Gesellschaft voran.



Der Fortschritt der Frauen war und ist der Fortschritt des Volkes. Aber sie waren nicht passive Begünstigte, sondern Schwestern in Waffen, entscheidende Kämpferinnen für die Sache der Unterdrückten und Militante der ersten Reihe. Die Schützengräben des Volkes sind überall auch mit der Farbe ihres unauslöschlichen Blutes gefärbt. Die Frau ist nicht, wie man sagt apolitisch und gleichgültig. Die Frau, im Besonderen die aus dem Volke, ist eine revolutionäre Kämpferin.



Die Töchter der unterdrückten Klassen, Arbeiterinnen, Bäuerinnen und Werktätige, haben ruhmreiche Namen hervorgebracht, die emanzipatorischen Bewegungen der Massen zieren: Rosa Luxemburg und Liu Ju-Lan, sind Beispiele des internationalen revolutionären Kampfes, und in unserem Volk ist es Micaela Bastidas.



Die Frau ist kein simples passives Wesen, weder Nippes, noch ein apolitisches Werkzeug. Die Frau mit Klassenbewusstsein ist eine unermüdliche Kämpferin und eine entschlossene Militante.



Die peruanische Frau war und ist eine Kombattantin des Volkes und als Teil unseres Volkes hat sie gemeinsam mit ihm durch unsere gesamte Geschichte hindurch gefochten. Der Kampf der Frau in unserer Heimat hat seine Synthese: Micaela Bastidas.



Die Frau von heute leidet unter Unterdrückung und Ausbeutung und dies hat eine Ursache: die halbkoloniale und halbfeudale Situation unseres Landes. Eine Situation, die schwer wie Berge auf unserem Volk, aber doppelt so schwer auf den weiblichen Massen von Peru, lasten.



In dieser Gesellschaft, deren Massen gegen Imperialismus und Feudalismus aufstehen, nehmen die Frauen ihre Kampfposten ein und schreien ihren deutlichen Kriegsruf, um sich mit dem donnernden Ruf unseres Volkes zu vereinen. Der Kampf der peruanischen Frau ist Teil des Kampfes des unterdrückten und ausgebeuteten Volkes und ihre Feinde sind dieselben. Ihre gemeinsamen Kämpfe und ihr unaufhaltsamer und notwendiger letztendlicher Sieg wird auch der gemeinsame, triumphale und befreiende Sieg seien.



Auch wenn die peruanische Frau niemals aufgehört hat zu kämpfen, so ist im Laufe der Zeit ihre breitere und tiefere Teilnahme gefordert.



Heute, wo die herrschenden Klassen den vom Imperialismus abhängigen Kapitalismus in unserem Land vertiefen, wo durch die Anwendung von antidemokratischen und vertikalistischen Auffassungen das Ziel verfolgt wird die Massen durch korporativistische Formen, die das Prinzip des Klassenkampfes negieren, zu organisieren, heute, wo man versucht die weibliche Mobilisierung und Organisierung getrennt vom Kampf des Volkes und zum Vorteil der Herrschenden durchzuführen, beginnt die VOLKSFRAUENBEWEGUNG von Ayacucho ihren kämpferischen Marsch aufs Neue und – mit klarer Bewusstheit über die Situation in unserem Land – wirft sich in den Kampf für die klassenbewusste Mobilisierung der peruanischen Frau, im Dienste der demokratisch-nationalen Revolution.



Diese Aufgabe wird strikt den wesentlichen Prinzipien folgend durchgeführt:

  1. Es ist nur möglich eine konsequente und feste revolutionäre Rolle zu erfüllen, wenn dem unbesiegbaren Licht der Gedanken Mariátegui's gefolgt wird.
  2. Die Massen befreien sich selbst und man muss ihnen dadurch dienen, indem man bei ihnen das Bewusstsein über ihre Rolle als Schöpfer der Geschichte durchsetzt.
  3. In unserem Land sind die Massen, auf die wir zu gehen müssen, die Arbeiterinnen und Bäuerinnen und wir müssen uns immer an die ärmsten und am meisten ausgebeuteten richten.
  4. Um zu mobilisieren und zu organisieren ist es notwendig zu untersuchen und zu propagieren, d.h. die konkreten Probleme der Massen zu kennen und in ihrer Mitte revolutionäre Agitation und Propaganda zu entwickeln.
  5. Man muss sich in allen Formen, die das Proletariat geschaffen und entwickelt hat, organisieren.
  6. Die Frau muss an all diesem teilnehmen.
  7. Die Frauen können sich nur korrekt organisieren, wenn man von dem Klassenprinzip ausgeht, dass man die Frauen mit dem Ausgangspunkt ihres Klassenstandpunktes zusammenbringt.
  8. Ohne ein klares und richtiges politisches Bewusstsein gibt es keine Seele, d.h. bewusst und fest den Gesetzen des Volkskampfes in unserer Heimat zu folgen.
  9. Gehe von den grundlegenden und primären Bedürfnissen der Massen aus, um Schritt für Schritt, durch den Kampf, das politische Bewusstsein zu heben. Gehe von meist konkreten Bedürfnissen und Problemen der Mehrheiten aus und erhöhe sie politisch.
  10. Der revolutionäre Kampf kann nur siegen, wenn er sich mit den unterdrückten Völkern und Klassen vereint, aber die Hauptsache ist es sich auf die eigenen Kräfte zu stützen.
  11. Unter diesen Prinzipien, mit dem Ziel die klassenbewusste Mobilisierung der peruanischen Frau durchzuführen, setzt die VOLKSFRAUENBEWEGUNG von Ayacucho ihre Anstrengungen, Entschlossenheit und ihren Kampf durch, um durch die Vereinigung mit anderen Gleichen die VOLKSBEWEGUNG unseres Landes, als eine vom Proletariat in den weiblichen Massen erzeugte Bewegung, mit den drei Charakteristika - 1. Befolgung der Gedanken Mariátegui’s 2. klassenbewusste Massenorganisation 3. dem demokratischen Zentralismus unterstellt - zu schaffen und zu entwickeln.





PROGRAMM



  1. Klassenbewusste Mobilisierung der Frauen, rundum die Ziele der antiimperialistischen und antifeudalen peruanischen Revolution.
  2. Kämpft gegen die Unterdrückung, die ökonomisch, politisch und ideologisch auf der Frau lastet. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, tatsächliche Gleichheit vor dem Gesetz, gleiche Bildungschancen, Würde für die Frau, gegen die Vorurteile, Aberglaube und Apolitismus, gegen die ideologische Deformierung.
  3. Für die Erfüllung der Rechte und Leistungen der Frau; Verteidigt die erkämpften Errungenschaften und weitet die Rechte durch den Kampf aus.
  4. Ideologische und politische Mobilisierung der Frau durch die Entwicklung der Agitation und Propaganda, auf den Gedanken Mariátegui's basierend, und bekämpft den Imperialismus, die Feudalität und alle rechts- und linksopportunistischen Standpunkte.
  5. Herausbildung von Klassenbewusstsein und dem Geiste dem Volk zu dienen, verbindet euch mit den Massen, hauptsächlich mit den Arbeiterinnen und Bäuerinnen, und kämpft gemeinsam mit ihnen für ihre Rechte, Errungenschaften und demokratische Freiheiten.
  6. Organisiert die Frauen auf allen Ebenen. Kämpft für die Bildung der NATIONALEN FRAUENFÖDERATION PERUS, als Teil der Einheitsfront des Volkes.
  7. Veranstaltet Frauenveranstaltungen und -treffen, um die revolutionäre Organisation der peruanischen Frau zu schaffen und nehmt an Volksveranstaltungen teil und bringt ihre Stimme ein.
  8. Mobilisiert die Frauen, um sie mit den Volksmassen zu vereinen und sie an die Kämpfe des Volkes zu binden.
  9. Schafft ein Presseorgan, dass der klassenbewusste Ausdruck der peruanischen Frau sein sollte. "RIMARIYNA WARMI" dient diesem Zweck.
  10. Leistet Beihilfe zur Schmiedung der ROTEN HILFE unseres Volkes. Entwickelt ökonomische Kampagnen damit das Volk mit seinen eigenen Mitteln rechnen kann.
  11. Verbreitet und entwickelt die Volkskultur.
  12. Kultiviert die Solidarität mit den unterdrückten Völkern und den ausgebeuteten Klassen. Vereint euch mit ihnen in ihrem Kampf gegen die reaktionäre Front des nordamerikanischen Imperialismus und des sowjetischen Revisionismus. Verbindet euch mit den konsequenten Organisationen, besonders mit den Frauen, die in der "Revolutionären Weltfront" kämpfen.



PRINZIPIENERKLÄRUNG UND PROGRAMM FÜR DIE VOLKSFRAUENBEWEGUNG (Projekte) RIMARIYNA WARMI, Nr. 2; Stimme der Volksfrauenbewegung Ayacuchos, September 1973

Kommunistische Partei Perus