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Syrien: Assad gestürzt, türkische Offensive, israelische Aggression und die Yankees erheben einen weiteren Stein
- Kategorie: Asien
Das Assad-Regime in Syrien zu stürzen war über 20 Jahre lang ein wesentlicher Baustein in den Plänen des Yankee-Imperialismus für einen “neuen Mittleren Osten”. Vermittels Sanktionen, Subversion und direkter militärischer Aggression, durch Handlanger und Regionalmächte, wie die Türkei und Israel, haben die Yankees wirklich hart an der Umsetzung dieses Ziels gearbeitet. Jetzt hat ein ehemaliger al-Qaida Verbündeter den Job erledigt.
Die berüchtigten Mörder der al-Nusra-Front (ein al-Qaida-Ableger), umgelabelt zu Hayat Tahrir al-Sham (HTS) und umgemodelt durch die türkische Armee, führten eine Blitzkrieg-Offensive ausgehend von ihren Basen im türkischen Protektorat in Nordwest-Syrien und eroberten Damaskus in etwas mehr als einer Woche. Bashar al-Assad wurde von seinen ausländischen Herrchen ausgeflogen und genießt nun den lieblichen russischen Winter in Moskau.
Das erstaunliche rasche Ende des Assad-Regimes hat sicherlich vielerlei Gründe. Zweifelsohne haben viele befehlshabende Offiziere hohe Bestechungen dafür erhalten, vor einem in vielen Aspekten unterlegenem Feind zu kapitulieren. Aber dies trauten sie sich nur, weil die Hisbollah stark geschwächt wurde und Iran sich auf Selbstverteidigung konzentrieren muss. Der Hauptgrund für den Kollaps des Regimes ist jedoch seine mangelnde Unterstützung im Volk. Die Massen haben Assad nicht verteidigt und seiner Armee mangelte es an Moral.
Jetzt hat der Kampf um ein größtmögliches Stück Syriens begonnen.
Israel hat eine weite Region südlich von Damaskus eingenommen, sie haben die Grenzen geschlossen, um Palästina zu isolieren und jederzeit die Möglichkeit zu haben eine Bodenoffensive gegen die syrische Hauptstadt führen zu können. Gleichzeitig hat die israelische Luftwaffe alle möglichen Ziele bombardiert, die sie in irgendeiner Art und Weise für militärisch relevant halten. Das kommende Regime steht somit ohne Verteidigungsmöglichkeiten gegen wen auch immer da.
Die Türkei ließ die Truppen der sogenannten Syrischen Nationalen Armee (SNA) – die zum Beweis ihres „syrisch-nationalen“ Charakters die Angewohnheit haben, wo auch immer sie hin gehen die Fahne der türkischen Republik zu hissen – gegen die von den SDF (dominiert von der YPG) kontrollierten Gebiete los. Massive Bombardements, wie immer auf so viel zivile Infrastruktur wie möglich zielend, sind Teil der Neo-Osmanischen Kriegsführung. Der türkische Staat sieht sich selbst als denjenigen, der zum Sieger in diesem perversen Wettstreit gekürt werden sollte. Sie wollen einen festen Griff auf die Beute haben. Die Kurden in Syrien zurück drängen, die Allianz mit den Söldnern von Barsani stärken und die Kandil-Berge der PKK noch mehr unter Druck setzen – all das zusammen bildet eine hervorragende Grundlage für die andauernden Verhandlungen mit Öcalan für eine „friedliche Lösung der Kurdenfrage“. Was man am Verhandlungstisch erhält entspricht etwa den Ergebnissen, die man auf dem Schlachtfeld erzielt hat. Das wissen die türkischen Strategen ganz genau.
Die Kräfte der SDF haben ihre Rolle als Bodentruppen, die die Yankees in Syrien brauchten, erfüllt. Sie waren nützlich dabei das Land zu spalten. Sie spielten mit, weil sie glaubten, sie wären in der Lage die Zusammenarbeit mit der imperialistischen Supermacht ausnutzen zu können und dadurch ihre eigenen Ziele zu erreichen. Jetzt steht die Zukunft der Region Rojava auf dem Spiel und es besteht kein Zweifel daran, dass die Yankees die Kurden opfern werden, wenn sie dies als angemessen erachten. Angesichts dessen, das türkische Verbündete Damaskus kontrollieren, dem Vordringen der SNA und der Ausweitung der Angriffe der türkischen Armee, könnten sich die SDF an die USA klammern und eine unheilvolle Allianz mit Israel eingehen. Oder sie tun das einzige, was ihnen eine echte Aussicht auf Erfolg bietet – auf die eigenen Kräfte bauen. Ein sicherlich harter und schmerzvoller Weg, aber der einzige der wirklich den Interessen der kurdischen nationalen Bewegung dient.
Blinken hat drei sehr zurückhaltende Forderungen an die al-Nusra-Front / HTS gestellt, damit diese die formelle Segnung der Yankees erhielten: Abkehr vom „Terrorismus“, Vernichtung der Chemiewaffen (ob es sie gab oder nicht – Israel hat sich bereits darum gekümmert) und Respekt von Frauen und Minderheiten. Das bedeutet, dass ein reines Lippenbekentniss zu den Forderungen der USA ausreicht, damit ehemalige „Terroristen“ „Staatsmänner“ werden können – was nur nochmal belegt, dass der Begriff des „Terrorismus“ für die Imperialisten leiglich ein von der Konjunktur abhängiges politisches Etikett ist und nichts damit zu tun hat, was eine Organisation, eine Partei oder ein Staat tatsächlich machen. Trotzdem wird die Führung der al-Nusra-Front / HTS, wenn sie einen Deal mit den USA und Israel machen, gegenüber ihren eigenen Leuten alle Glaubwürdigkeit verlieren. Ein Mann, der sich den Kampfnamen „al-Jolani“ (eine direkte Bezugnahme auf die von Israel besetzten Golanhöhen) gab, und dann vor Israel auf die Knie fällt, der wird ganz bestimmt ein massives Image-Problem haben.
Der Zusammenbruch des Assad-Regimes ist im gegenwärtigen Moment für die Nationale Widerstandsfront Palästinas keine gute Sache. Unter anderem hat Yahya al Sinwar selbst die Rolle Syriens in der Stärkung der Verbindung zwischen der Hisbollah und dem palästinensischen Widerstand gelobt. Wichtige palästinensische Organisationen hatten geschichtlich enge Beziehungen zu Syrien und in Bezug auf die Logistik der sogenannten „Achse des Widerstands“ spielte es freilich eine wichtige Rolle. Aber im Gegensatz zu dem, was die Imperialisten erzählen, ist die Nationale Widerstandsfront Palästinas keine Marionette, von niemandem. Sie stützt sich auf das Volk Palästinas und niemanden sonst. Auch wenn die Umstände jetzt, in diesem Moment, schwieriger geworden sind, wird keine Macht der Welt in der Lage sein sie zu schlagen, solange der Palästinensische Widerstand am bewaffneten Kampf festhält, auf das Volk baut und die Einheitsfront aufrecht erhält.
Gegenwärtig deutet alles daraufhin, dass die Situation in Syrien sich sehr ähnlich wie der Irak entwickeln wird. Verschiedene bewaffnete Organisationen werden verschiedene Teile des Landes kontrollieren, mit fremden Besatzern (USA, Türkei, Russland, Israel) auf syrischer Erde. Georg Bush jr. (der Säufer) erklärte „mission accomplished“ als Sadam Hussein sich in sein Versteck begab, aber trotz allem, was die USA getan haben (Völkermord, Balkanisierung), war das ein Schuss ins eigene Knie. Das gleiche wird mit Syrien passieren. Die Yankees haben einen neuen Stein erhoben, der ihnen auf die eigenen Füße fallen wird.