DAS RIF, REGION ALLER WIDERSTÄNDE, VON GESTERN BIS HEUTE!
Wir (Dem Volke Dienen) dokumentieren hier eine inoffizielle Übersetzung einer
Erklärung von Muntasser Elkhatabi
DAS RIF, REGION ALLER WIDERSTÄNDE, VON GESTERN BIS HEUTE!
Die Kämpfe die die Volksmassen des Rif für mehr als sieben
Monate geführt haben können nicht in ihrem politischen Wert begriffen werden,
wenn man den historischen Kontext in dem sie stattfinden nicht in Betracht
zieht. Die Geschichte dieser Region wurde immer aus Widerstand und Kampf
gebildet, und dies für mehrere Jahrzehnte. Wir werden nicht alle Etappen des
Kampfes dieses heldenhaften Volkes eingehen, sondern uns auf die Periode des
Aufkommens des Widerstandes gegen Kolonialismus und die reaktionäre
marokkanische Macht konzentrieren.
DER RIFKRIEG, DE RIFREVOLUTION, von 1917 bis 1926
Diese Revolution entwickelte sich in mehr als acht Jahren,
beständig und unter der Führung des wackeren Abdelkarim ELKHATABI. In dieser
Periode engagierte sich der Rifwiderstand in einem langandauernden Volkskrieg
gegen den spanischen Kolonialismus, der unvorhergesehene Schläge versetzte
indem er mehrere Schlüsselschlachten wie die von Adahrane, Oubrane, Sidi-Brahim
und Anoual gewann. Dieser letzte Kampf, dem berühmtesten und glorreichsten, war
der Ausdruck einer wahrhaftigen Volksrevolution in der alle Schichten des Volks
der Rif teilnahmen, nicht nur darin ihre politische, ökonomische und sozialen
Interessen zu verteidigen sondern auch in einer klaren Perspektive nationaler
Befreiung – alles animiert von einem befreienden Geist für alle Völker der
Region vom Joch des Kolonialismus und seiner lokalen Diener.
In dieser Revolution wurde Abdelkarim ELKHATABI für alle
Marokkaner ohne Ausnahme ein wahrer Held und nationaler Widerstandskämpfer. Die
Militärtaktiken die er wählte um den Feind anzugreifen wurden eine
Militärtaktik die von einer Zahl wichtiger Führer und Widerstandskämpfer der Bewegung der nationalen und
revolutionären Befreiung auf der ganzen Welt in ihrem Kampf gegen den
Kolonialismus und Imperialismus aufgenommen wurde, wie es der Fall war bei MAO
TSE-TUNG, CHE GUEVARA und HO CHI MIN.
Was war es dann? Mehrere imperialistische Kräfte –
Frankreich, Spanien und Deutschland – alle miteinander verbündet, mit der
Unterstützung des royalistischen Marionettenregimes, griffen die Rifrevolution
an um allen Widerstandsformen ein Ende zu setzen die dort auftraten. Der
Rifwiderstand wurde dann besiegt und dazu schreckte der spanische Kolonialismus
nicht davor zurück, chemische Waffen einzusetzen – in Zusammenarbeit mit
Deutschland – um diese Revolutionäre auszulöschen. Noch heute leiden viele
Menschen in dieser Region an Hautkrankheiten, Krebs oder anderen Krankheiten,
die direkt auf den Einsatz von den Gasen in dieser Zeit zurückgeführt werden
können.
Dieser Widerstand hat aber niemals aufgehört, sowohl vor als
auch nach der formalen Unabhängigkeit.
DIE RIFAUFSTÄNDE zwischen den Jahren 1958-1959
Sofort nach der formalen Unabhängigkeit, und sogar innerhalb
der Nationalen Befreiungsarmee, widerstanden die Volksmassen der Rif weiter
indem sie die Wichtigkeit, den bewaffneten Kampf bis zur vollständigen
Unabhängigkeit weiterzuführen, alle Kolonialmächte und ihre Lakaien vor Ort aus
dem Land zu jagen.
Zur gleichen Zeit hat sich das Leben im Rif, nach der
formalen Unabhängigkeit, nicht verändert, da die Politik, alle Rifkabylen von
allen Staatsämtern auszuschließen weitergegangen ist, die Fortführung der
Politik der Marginalisierung, die methodische und systematische Verarmung der
Region und der Verbot jeder Form des lokalen kulturellen Ausdrucks.
Am 17. Oktober 1958 wurden neue Aufstände initiiert, die am
13. März 1959 endeten. Diese, auf über 165 Tage verteilt, basierten auf einem
klaren Programm von Forderungen mit mehr als 18 Punkten, darunter:
dass alle Kolonialmächte vom nationalen Territorium verbannt
werden
dass eine Volksregierung eingerichtet wird
Rekrutierung von Rifkabylen in den Staatsapparat erlauben
und durchführen
dass alle politischen Gefangenen entlassen werden
die Rückkehr von Abdelkarim ELKATABI nach Marokko (nach der
Niederlage der Rifrevolution wurde er nach Ägypten ins Exil geschickt)
Zusätzlich zu dieser Liste gab es viele andere soziale und
kulturelle Forderungen, die alle von der Regierung unberührt blieben, die
anstatt diese gerechten und legitimen Forderungen des Volks der Rif zu befriedigen
entschied mehr als 20.000 Soldaten in die Region zu schicken, mit beachtlicher
Ausrüstung ausgestattet, unter der direkten Führung von Hassan dem 2., damals
Kronprinz, und dem blutdürstigen General Oufkir.
Im Februar 1969 bombardierten und zerstörten Flugzeuge, die
von französischen Piloten gesteuert wurden, ganze Dörfer und Weiler der Rif.
Zur gleichen Zeit umzingelten die Militärkräfte die gesamte Region und führten
die schändlichsten Verbrechen durch (Vergewaltigung, Mord, Festnamen,
systematische Zerstörung von Eigentum und Häusern), was zu hunderten Toten,
tausenden Verletzten, tausenden von Gefangenen und erzwungen Exilanten führte.
Diese Aufstände, geführt von den Erben Abdelkarim
ELKHATABIs, waren in der Kontinuität der Rifrevolution und dem Programm der
nationalen Befreiung, dem Ziel die Isolation und ökonomische und politische
Marginalisierung der Region zu durchbrechen und die Anerkennung der lokalen
Sprache und Kultur durchzusetzen.
DER VOLKSAUFSTAND vom Januar 1984
Im Januar 1984 stellten sich die Volksmassen der Rif erneut
dem erbitterten reaktionären Regime und seiner geplanten unrechtmäßigen
Politiken gegen seine Söhne und die Region. Zu der Zeit wurden in allen
Regionen des Rif und in allen Gesellschaftsschichten Demonstrationen
durchgeführt, und wie üblich unterdrückte die Regierung sie mit militärischer
Gewalt (durch Panzer, Helikopter, Fallschirmjäger). Die Bevölkerung des Rif
wurde auch bombardiert, was zu mehr als 400 Toten, hunderten Verletzten und
Massenfestnahmen führte. Eine Ausgangssperre in der ganzen Region wurde auch
für eine lange Zeit angeordnet.
Zuletzt nahmen die Rifkabylen aktiv an der Bewegung des 20.
Februar 2011 teil und zahlten wieder einen hohen Preis, als fünf junge
Demonstranten aus der Region lebendig verbrannt wurden. Diese die sie
ermordeten, wurden bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen.
DIE LETZTEN EREIGNISSE IM RIF vom 28. Oktober 2016 bis Mai
2017
Am 28. Oktober wurde
der jugendliche Mohsen FIKRI brutal ermordet als er von einem Müllaster
zerquetscht wurde, weil er Müll gesammelt hatte nachdem die Behörden alle
Angelausrüstung dieses jungen Wanderhändlers beschlagnahmten. Dieser schamlosen
Ermordung folgten mehrere tausend Bewohner der Stadt Hoceima die gegen den Mord
an diesem Jugendlichen protestieren. Und weil die Strafen für die Ausübenden
dieses Verbrechens skandalös niedrig waren, breiteten sich die Proteste auf
alle Regionen des Rif aus, wurde mehr und mehr strukturiert um schlussendlich
einen andauernden Charakter zu bekommen, und ein notwendiges klare Programm
bildete.
Die ökonomischen und sozialen Bedingungen die die wahren
Ursachen des Ausbruchs der Rifrevolution und der Volkserhebungen von 58, 84 und
2011 waren sind heute dieselben, und wie damals bleiben sie ein fruchtbarer
Boden für den Aufstand und seine Entwicklung. Was sind diese Bedingungen? Lasst
sie uns kurz auflisten.
Die Rifregion ist heute bekannt für:
die höchste Arbeitslosenquote im Land und im besonderen die
Jugendarbeitslosigkeit
das absolute Fehlen jeglichen Entwicklungsprojekts und eine
sehr fragile ökonomische Struktur der dadurch verarmten Region
wenig soziale Dienste und öffentliche Gesundheitsstrukturen
(fehlen von Institutionen für höhere Bildung, Fehlen von Krankenhäusern, Orten
für die Entwicklung von Handarbeit, Kulturräume und Jugendräume usw., wie es
woanders existiert)
eine krasse Isolation seit dem Rifkrieg, was hauptsächlich
durch Politiken für Verarmung und politische, ökonomische, soziale und
kulturelle Marginalisierung charakterisiert ist
Um diese Situation anzugehen haben die Demonstranten ein
Programm von gerechten und legitimen Forderungen entwickelt, als Antworten die
zur Erholung vom katastrophalen Zustand und absolutem Elend in der die Region
und das Volk heute sind führen kann. Diese Forderungen haben verschiedene
Aspekte. Zusätzlich zu den Teilen der Sektoren des Sozialen, der öffentlichen
Gesundheit, Kultur und Sprache, beinhalten sie:
1. Ein Teil zum Recht zu fordern:
das alle die für den Mord des Märtyrers Mohsen FIKRI
verantwortlich sind verurteilt werden
dass eine Anstrengung gemacht wird dass solche Verbrechen in
der Zukunft nicht wiederholt werden
dass die ganze Wahrheit über den Mord an den fünf
Jugendlichen die am 20. Februar 2011 lebendig verbrannten herauskommt
1. 2. ein legislativer Teil der fordert:
das Dekret für nichtig erklären, dass die Region El Hoceima
als militärisches Ausnahmegebiet betrachtet, was durch eine klare und
dauerhafte Militärführung geregelt wird
die Freilassung aller politischen Gefangenen und die
Wiederherstellung aller ihrer Rechte
1. 3. ein ökonomischer Teil der fordert:
dass alle Politiken der Marginalisierung und ökonomischen
Isolation der Region gestoppt werden sollen und dass auf diesem Weg die
Regierung Marokkos die Hartnäckigkeit beendet, weil das Rif durch den Geist der
Vergeltung von jeder Entwicklung in den ökonomischen Sektoren ausgeschlossen
wurde und so vollständig von den anderen Regionen Marokkos für seine Versorgung
abhängt
Heute, in dieser Bewegung von zunehmenden Kampf der in allen
Regionen der Rif weitergeht, trotz der massiven Entsendung von
Militärbataillonen, trotz der Einkreisung der Region von allen Formen der
Polizei, trotz harter Repression und massiven Festnahmen.
Die Reaktion des Volkes und der Demonstranten zeigte das
Gegenteil des damit bezweckten, mit der Zuname von Demonstrationen im Rif und
der Ausweitung dieses Aufstandes in alle Regionen von Marokko, in mehr als 50
Städten im Land wurden Demonstrationen organisiert um zu unterstützen und die
Repression der marokkanischen Regierung zu denunzieren.
Muntasser Elkhatabi
In Rabat am 31 Mai 2017 verfasst
Text aus dem Arabischen übersetzt durch das Aktions- und
Unterstützungskomitee der Kämpfe der marokkanischen Völker
Geschrieben von dame
06. Juni 201